von Andrew_K
Wie ich Anton gehasst habe. Immer wieder hatte er betont, wie sehr er meine Rundungen lieben würde, die vorderen und die hinteren. Umschmeichelt hatte er mich. Genommen wie ich bin hatte er mich. Er gab mir das Gefühl, für ihn etwas ganz Besonderes zu sein und dann kam das Ding. Ein Brett mit einem Loch und ein Ultimatum. Entweder ich passte mit Neoprenanzug dadurch oder er führe im Sommer alleine in Urlaub.
Angefangen hatte er mit dem Unsinn zu meinem Geburtstag im Winter, da lebten wir grade drei Monate zusammen. Ich habe mich so darüber gefreut, endlich auch mal ein Geburtstagsgeschenk zu bekommen. Nie bekam ich welche, weil vier Tage später Weihnachten war. Das hatte man bisher in meinem Leben immer für nicht notwendig erachtet. Ich freu mich total und was packe ich aus? Einen Neoprenanzug, der genau eine Größe zu klein für meinen Hintern war. Ich habe ihn angeschaut und er hatte gegrinst und wollte, dass ich ihn sofort anprobiere. Es war der peinlichste Moment meines Lebens, als ich vor unseren Freunden mit halb entblößtem Arsch stand. Voll nackt wäre weniger ein Problem gewesen, schließlich sind wir Nudisten. Wenn er nicht ebenfalls mit einem zu engen Neoprenanzug aus dem Badezimmer aufgetaucht wäre, aus dem sein Bauch heraus quoll, ich hätte ihn mit seinem bescheuerten Champagnersäbel erstochen. So witzelten unsere Freunde nur über eine Vorliebe für ungewöhnlichen Sex und über lustige Ideen für Geburtstagsgeschenke und der Abend wurde noch halbwegs passabel. Zu Weihnachten bekam ich dann von ihm eine Abenteuerreise nach Südfrankreich geschenkt. Zu dem romantischsten Ort des Planeten, stand da.
Und ein aber.
Aber unsere beiden Anzüge müssen zugehen.
„Er will mich ärgern“, dachte ich.
Und als dann im Januar ein neues Kunstwerk unser Wohnzimmer schmückte, erreichte unsere Beziehung den vorläufigen Tiefpunkt. Das Teil nannte er das Loch und das war auch Programm. Es war kein Kunstwerk. Es war eine Schablone. Durch dieses Nadelöhr sollte mein Arsch passen… und sein Bauch.
Aber im Januar ging da noch nicht mal ohne Anzug was. Ich war stinksauer. Dieses Teil war das Mahnmal meiner Körperfülle, der Vorwurf meiner Unsportlichkeit und das Zeugnis meiner Esslust. Wie konnte er mir sowas antun?
Aber er konnte es. Ab da begann er mich so richtig zu quälen. Wenn wir nicht so bombastischen Sex gehabt hätten, wenn er nicht so ein geiler Koch wäre, der mich mit immer neuen Kreationen verwöhnen würde , wenn er mir nicht die Welt des Theaters und der Oper zu Füssen gelegt hätte oder einfach mit mir ein Picknick auf einer Mondscheinwiese unter den Klängen von Tschaikowsky gemacht hätte, ich schwöre Euch, er wäre schön längst mein Ex gewesen.
So ließ ich mich ein halbes Jahr Woche für Woche von ihm Quälen, mit lauter gemeinen Kleinigkeiten. Manche davon wirklich unsinnig. Wie der verdammt Reifenwechsel im Frühjahr. Als der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen anstand, was macht er? Drückte mir den Radschlüssel in die Hand und sagte, „hier Schatz. Jede Kleinigkeit zählt.“ Ich hätte ihn erwürgen können.
Oder Sex.
Hatten wir bis Januar noch ausgeglichene Verhältnisse, lag er plötzlich nur noch auf dem Rücken.
„Du willst einen Orgasmus? Verdiene dir ihn.“
Ab da gab es für mich nur noch reiten. Ich hatte die ganze Arbeit, er lag nur rum. Ab Ostern kam dann noch hinzu, dass er mich nur noch leckte, wenn ich über ihm kniete. Also wenn er nicht so ein begnadeter Lecker wäre, ich sage euch…
Jedenfalls artete unsere Sexleben für mich bald in Vollkörpermatratzensport aus und trotzdem blieb mein Arsch konstant zu dick, während er, faul wie er war, trotzdem einen Monat vor der Abfahrt seinen Anzug zubekam und durch dieses verdammt Loch passte. Ich habe ihn gehasst dafür. Wirklich.
Ab da hab ich kaum noch was zu essen bekommen. Er hat all meine Chips- und Gummibärchenvorräte kassiert. Er hat mir meine Burger King App vo Handy gelöscht. Ab da gab es nur noch Karnickelfutter für mich. Rohkost. Meine Stimmung war so frostig, dass ich glaubte, nichts würde je wieder enteisend wirken.
Warum ich zuließ, dass er mich quälte? Ich war neugierig.
Warum sollte ein Mann mich so quälen, auch wenn er mir sonst immer wieder die Welt zu füssen legt, wenn das, wofür dieses blöde Loch und dieser verdammte Neoprenanzug stand, nicht etwas ganz besonderes war. Es musste sich scheinbar lohnen. Warum sonst so viel Mühe und so viele Opfer. Er musste schließlich jetzt ein halbes Jahr meine Diät bedingte miese Laune ertragen.
Also stand ich am Abend vor der Abfahrt da und warte darauf, dass er nachhause kam, wartete auf den ultimativen Test. Wenn es nicht klappt, dann würde er am nächsten Morgen alleine nach Marseille fliegen, ohne mich.
Anton war nervös, als er kam. Ich stand nackt vor ihm und bettete, dass sich die Quälerei gelohnt hatte. Ich stieg in den Anzug, den ich aus Frust seit zwei Monaten nicht mehr versucht hatte zu tragen. Er trat hinter mich und zog den Reißverschluss nach unten und er schloss sich um mein Hinterteil, endlich. Er drehte mich um und umarmte mich.
„Das ist so toll“, sagte er. „Du wirst es nicht bereuen.“
Das ich durch das Loch passte, war da nur noch Formsache. Ja, ich hatte es geschafft. Ich war glücklich und als ich sah, wie er das Teil einfach zur Terrassentür heraus entsorgte, wusste ich, es hatte seine Schuldigkeit getan, jetzt begann unser Abenteuer.
Ich wollte ins Schlafzimmer rennen, um zu packen, doch er hielt mich auf.
„Ich habe alles schon gepackt, ich wusste du würdest es schaffen.“
Mir kamen die Träne über sein Vertrauen in mich. Ich stieg aus dem Anzug und wir liebten uns wie seit Wochen nicht mehr. All die bunten Stellungswechsel, die ich so vermisst hatte, waren alle wieder da. Da machte es auch nichts, dass es danach wieder eine Portion Salat gab. Ich war nur glücklich.
Am Morgen war ich vor ihm erwacht und sah, was er mir rausgelegt hatte. Ich würde verboten geil aussehen. Hotpans und Badeanzug und bauchfreies Shirt. Alles in der Nummer enger, die ich jetzt erreicht hatte. Ich betrachtete mich im Spiegel und war richtig stolz. 120-96-140, mit neunzehn war ich das letzte Mal so schlank gewesen. Und ich fühlte mich auch so sportlich wie lange nicht mehr. Aber immer noch verriet er mir nicht, wofür die ganze Quälerei gut gewesen war. Aber Anton lächelte, als er hinter mich trat und mir mit der Hand durch den hinten offenen Badeanzug zu meinen Brüsten fasste.
„Komm, meine Sahneschnitte, unser Flug geht bald.“
Er griff nach einem Koffer, der kaum etwas enthalten konnte, jedenfalls nicht viele Kleidung. Zumindest konnte ich jetzt von einem FKK-Urlaub ausgehen. Nur dafür abnehmen hätte ich nicht müssen, zumal wir uns letztes Jahr auf einem eben solchen FKK-Platz kennen gelernt hatten. Ab da waren wir beide das kräftigste Paar am Platz. Aber wenn es nicht das war, was war es dann? Er spannte mich den ganzen Flug über auf die Folter. Ich war ganz hibbelig, als wir aus dem Flugzeug steigen. Der Fahrer, der uns abholte, schaute uns sehr skeptisch an. Auf seinem Bus stand Adventure Tours. Aber mein Freund war vollkommen souverän.
„Noch nie ne Prachtfrau gesehen?“
„Auf unseren Touren nicht.“
„Dann wird es wohl mal Zeit.“
Eigentlich berührten mich solche Sprüche ja nicht, aber als ich die anderen Busgäste sah, kam ich mir trotz allem fehl am Platz vor. Eine von den schlanken Dingern hat weniger Taille als ich Oberschenkel, von den Kerlen ganz zu schweigen. Wenn einer von denen versucht hätte, mich über eine Schwelle zu tragen, ich hätte ihn unter mir zerquetscht. Und das, was ich zuhause schon lange nicht mehr sah, war Mitleid. Wo hin schleppte Anton mich? War ich ihm immer noch zu dick? War alles, was er erzählte, eine Lüge? Aber das Mitleid galt nicht nur mir, sondern auch ihm. Das was ich am Arsch hatte, trug er am Bauch. Aber es störte ihn nicht. Im Gegenteil. Er klappte den Sitz um und bat mich Gentleman like doch im Bus Platz zu nehmen.
So füllten wir die letzte Reihe des VW-Bus aus, die eigentlich für drei gedacht war und lächelte dem jungen Magermodel entgegen, das gerade überlegt, wo es selber sitzen sollte. Er lächelte mich an, küsste mich und rückte ganz zur Wand. Ich verstand und tat es ihm gleich. Jetzt lächelte die kleine und kam zwischen uns zwei großen. Auf der Fahrt kamen wir uns näher und nicht nur körperlich. Sie erzählte, dass sie ganz aufgeregt sei, sie habe von den Ort gehört. Er solle ganz toll sein. Nur Platzangst dürfte man nicht haben, hätte im Prospekt gestanden.
„Ich habe meiner Freundin noch nicht verraten, wo es hin geht.“
„Oh“, sagte sie. „Ich wollte jetzt kein Spielverderberin sein.“
„Hoffentlich kriechen wir nicht durch Höhlen“, dachte ich.
„Das es ihrer Größe überhaupt als Neoprenanzug gibt.“
„Es sind Maßanfertigungen“, sagte er.
Ich schaute ihn an. Warum machte er eine Maßanfertigung eine Nummer zu klein?
„Wirklich? Dann ist das wohl ein ganz besonderer Ausflug für euch.“
„Ja, der wichtigste unseres Lebens“, bestätigte mein Anton.
„Ach ist das schön“, seufzte sie. „Da hast du aber Glück, so einen abenteuerlustigen Mann zu haben, der mit dir hier her fährt. Als mein Freund hörte, wo ich hinwollte, war er nicht ganz so begeistert und ist mit seinen Kumpels auf Kegeltour.“
Ihren kryptischen Aussagen konnte ich nicht folgen. Was wussten sie alle, was er mir verschwieg. Wir fuhren mittlerweile seit einer Stunde nach Osten ins Gebirge. Immer enger und verwinkelte waren hier die Straßen. Bis sie zu einem Platz kamen, wo jede Menge andere Busse standen. Hier stiegen die meisten anderen Gäste aus. Nur mein Freund und die junge Frau blieben sitzen. Die bekam indes große Augen.
„Ihr wollt wirklich weiter zu „The Hole“?“
„So war der Plan“, sagte mein Freund.
„Die ganze Strecke von ganz oben?“
„Jaa?“
„Die, wenn man schnell ist, in einer Woche frühesten durchziehen kann?“
„Wir haben drei Wochen Zeit.“
„Krass, dass ist auch meine Tour, ich hatte gehofft nicht alleine zu sein, weil da steht im Führer selten begangen.“
„Die wissen alle nicht, was ihnen entgeht“, grinste mein Freund.
„Warst du schon mal hier“, fragte ich nun, weil ich mir bei den beiden grade wie das dritte Rad am Wagen vorkam.
„Ja, als Kind mit meinen Eltern. Es ist der wohl romantischste Ort, den ich kenne und man ist hier meist auch vollkommen alleine.“
„Oh Mist“, sagte die Frau, „ich störe euch bestimmt.“
„Aber nein“, sagte ich schnell, „den mein Freund hat mir bisher nicht verraten, wobei du stören könntest.“
„Zumindest kann man sich bei der Tour nicht verlaufen“, grinste sie jetzt.
Der Fahrer stieg wieder ein und schaute nach hinten
„Möchten Sie sich vielleicht nach vorne setzten, hier vorne ist mehr Platz.“
„Nein. nein. Alles bestens, ich fühl mich hier voll wohl“, antwortete die angesprochene. „Zu uns. Darf ich fragen, wo ihr herkommt?“
„Wir kommen beide aus Bonn.“
„Wirklich? Das ist jetzt nicht war. Ich auch, die Welt ist doch echt ein Dorf. Da fährt man bis nach Frankreich um tolle Abenteuer mit neuen Leuten zu erleben und dann kommen sie aus der gleichen Ecke wie man selber.“
„Tja Rheinländer, immer für eine Überraschung gut. Wie lange willst du den für die Strecke brauchen?“
„Eigentlich ist mir das egal. Nachdem mich mein Freund wegen des Kegelklubs hat sitzen lassen, habe ich eigentlich keine Lust, mit ihm am Strand von Marseille zu liegen. So einen Urlaub halte ich meist nur einen Tag aus. Dann setze ich mich meist Richtung Inland ab und versuche Land und Leute kennen zu lernen.“
Bevor mein Freund den Satz kommentieren konnte, sagte der Fahrer, wir hätten das Ziel erreicht. Wir stiegen alle aus. Unser Koffer wurden geöffnet und mein Freund holte die beiden Neoprenanzüge und zwei große wasserdichte Beutel und Kochgeschirr heraus.
„So Mädchen“, sagte er zu mir. „Ausziehen.“
„Wie jetzt, warum?“
„Ab hier gibt es nur noch Neoprenanzug oder nichts.“
Ich schaute doch tatsächlich schüchtern zu der jungen Frau, die gerade dabei war, auch ihren Koffer zu entleeren. Auch darin befanden sich verschiedene Dinge. Sie hatte gerade ein T-Shirt und Shorts in der Hand gehalten, als mein Freund seinen Spruch brachte. Sie schaut kurz heimlich zu uns und legte die Teile zurück in den Koffer. Dann schien sie durch zu atmen und sich zu entkleiden. Man war die dünn. Dünn genug, dass ich mir Sorgen machte. So in Gedanken über sie zog ich mich nun auch aus und griff zum Neoprenanzug. Als ich mit den Füssen in die Beine stieg, sah ich, dass die junge Frau in meine Nähe getreten war.
„Du bist schön“, sagte sie.
Ich war verblüfft und richtete mich auf. Ich schätzte, dass ich locker das dreifache von ihr wog und das jemand ihrer Art mich als schön bezeichnete, das war mir tatsächlich noch nie passiert. Bevor ich reagieren konnte, kam mein Freund hinzu.
„Wie heißt ihr eigentlich? Ich möchte euch nicht die ganze Zeit nur mit „He, Du“ ansprechen müssen“, fragte sie jetzt „Ich bin die Leonie.“
Mein Freund antwortete für uns beide: „Ich bin Anton und das ist das Herz meines Lebens Belana.“
„Cool wie B’Elana Troy.“
„Nein, die Serie gab zu meiner Geburt noch nicht. Kam erst zehn Jahre später, aber hat dafür gesorgt, dass ich unbedingt genau wie sie werden wollte. Okay. Zum Raumschiffingenieur hat es dann nicht gereicht.“
„Ich bin ein totaler Voyager-Fan, ich kenn jede Folge“, sagte Leonie und strahlte dabei.
„Ich will euch ja nicht unterbrechen, ihr beiden Trekkies, aber ich möchte heute noch in den Einstieg“, drängte nun mein Freund.
„Einstieg wo rein“, fragte ich jetzt, weil ich eigentlich immer noch nicht genau wusste, was wir hier oben sollten und wofür wir mitten auf einem Berg im Neoprenanzug herumstehen sollten.
„Der Einstieg in die Canyon-Tour das Loch“, sagte jetzt Leonie. „Eigentlich das totale Anfängerteil. Überall eigentlich ziemlich flach. Man läuft im Sommer so gut wie nie Gefahr, dass zu viel Wasser drin ist, weil es hier oben ein Staubecken gibt. Deshalb ist es für die meisten zu langweilig. Und deshalb ist man auf dieser Tour mit seinem Partner eigentlich alleine, wenn der den mitkommt.“
Sie schaute traurig auf den Boden.
„Ach kleines, jetzt hast du ja uns, wir werden die nächsten Tage richtig viel Spaß haben.“ Ich umarmte sie spontan. Was sich die junge Frau auch gefallen ließ. Anton war indes mit unseren Säcken an drei Leinen in den Bach gestiegen.
„Ihr solltet vielleicht noch eure Anzüge zumachen, hier oben ist das Wasser noch ziemlich kühl.“
Ich drehte Leonie um und zog ihren Reißverschluss zu. Sie tat das gleiche bei mir und wir waren fertig zum Abmarsch. Ein letztes Mal winkten wir dem Fahrer zu, der unsere Koffer zum Ausgang der Schlucht fahren würde und dann folgten wir Anton in die Tiefe.
Der Abstieg am Anfang war noch leicht und hatte kaum Gefälle. Der Sandstein war schön glattgeschliffen, so dass wir uns keine Mühe geben mussten, auf unsere Schritte zu achten.
„Sag mal, Leonie, was machst du eigentlich so, wenn ich so indiskret fragen darf?“ fragte ich.
„Natürlich darfst du, ich studiere Medizin und bin grade meine Doktorarbeit fertig geschrieben.“
„Welches Thema?“
„Masernimpfung und ihre Auswirkung auf die weibliche Fruchtbarkeit.“
„Ich dachte, dass nur die Masernerkrankung problematisch wäre.“
„Ja, normalerweise ist das auch so, nur gibt es auch den Fall, dass bei der Impfung Masern tatsächlich ausbrechen, nur abgeschwächt und da weiß bisher niemand, ob es nicht so ähnliche Folgen haben kann wie ein normaler Infekt. Warum interessiert dich das?“
„Ach meine Schwester hatte als Kind Masern und kann keine Kinder bekommen“, antwortete ich.
„Das ist nicht mehr unumkehrbar, weißt du?“, sagte sie.
Wir wären bei der Unterhaltung beinahe in Anton hinein gelaufen, der vor uns gestoppt hatte. Inzwischen waren wir vollkommen von Fels umschlossen.
„So Mädels, jetzt sind wir an der Stelle, warum diese Tour the Hole heisst. Die längste natürliche Rutschröhre der Gegend und recht eng. Leonie wird da locker durchpassen. Bei uns beiden kann es eng werden. Deshalb solltest du und unser Gepäck zuerst dadurch.“
„Nein.“
„Wieso?“
„Wenn ich da runterrutsche und ihr nicht durchpasst, dann bin ich eine Woche alleine im Cannon, ich geh nicht zuerst, nur wenn Belana vor mir rutscht.“
Was sollte ich sagen. Ich wollte hier auch nicht alleine in der Schlucht sein, ohne Anton, also willigte ich ein. Ich vertraute darauf, dass Anton es genau wusste, dass wir jetzt nach einem halben Jahr Schinderei hier durch passen sollten. Dafür hatte er mich gequält, für ebendieses Loch hier, den Einstieg in den romantischsten Ort des Planeten, wie er mir auf der Weihnachtskarte versprochen hatte. Ich war so gespannt, was mich da unten erwarten würden.
„Okay“, sagte ich, „ich bin bereit.“
„Dann immer schön die Arme über den Kopf halten“, sagte Anton.
Und schon saß ich im Wasser und begann meine Rutschparty. Es war echt irre. Ich bin eigentlich kein Freund von rutschen, weil die normalerweise in Schwimmbädern sind, incl. dummer Sprüche von neunmalklugen Teenager. Die Behauptung, es würde mir dort nichts ausmachen, wäre gelogen. Deshalb ging ich ja ins FKK. Hier war dick sein nur ein Problem unter vielen.
Umso mehr genoss ich nun die Rutschparty in diesem Cannon. Sie war total cool und ich hatte nur zweimal Angst hängen zu bleiben. Zum Schluss kam noch ein kleiner Vorsprung der in einem Wasserbecken endete. Das Ganze war so cool, wenn es hier eine Treppe gegeben hätte, ich wäre glatt wieder hoch gelaufen. Kurz nach mir plumpste Leonie mit unserem Gepäck ins Becken.
„Boh, wie geil war das den.“ Sie sprang auf, umarmte mich und vor Freude über das Erlebte hüpften wir danach gemeinsam durchs Wasserbecken wie zwei Teenager. Dann gab es wieder eine große Fontaine, als Anton ins Becken plumpste. Er war noch nicht ganz wieder aufgetaucht, da lag ich in seinen Armen.
„Danke, dass du mich ein halbes Jahr so gequält hast. Ich hätte mir das nie verzeihen, das hier nicht erleben zu dürfen.“
„Warte noch, dass ist noch nicht das beste. Dafür müssen wir noch ein gutes Stück laufen. Ich denke, da kommen wir erst morgen hin.“
„Ach Anton, ich werde dir überall hin folgen, wo immer du mich auch hinführen willst.“
So gingen wir weiter durch diese Schlucht. Die Wände leuchteten die ganze Zeit in den unterschiedlichsten Farben. Es war alles dabei, was das weiß, gelb und rot Spektrum zu bieten hatte.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass es mit der Zeit in diesem Cannon ziemlich kalt würde, aber es schien so, dass er weite Strecken in eine Ost-West-Richtung verlief. So war es dort unten richtig schnuckelig warm, was uns auch nach einiger Zeit entschieden ließ, das das Evakostüm die einzig wahre Kleidung für ein solches Paradies sei.
Natürlich haben wir Leonie gefragt, ob sie damit ein Problem habe, aber sie antwortete nur damit, dass sie blank zog.
Wieder musste ich dabei feststellen, wie erschreckend Dürr sie war. Als ich so hinter ihr durch den Tunnel lief, ertappte ich mich dabei, ihre Rippenbögen zu zählen.
„Sie hat bestimmt Magersucht oder Bulimie, so dünn wie die ist.“
Plötzlich blieb ich stehen.
„Du meine Güte, du machst es selber. Du degradiert einen Menschen nur auf Grund ihres Aussehend als krank, ohne auch nur etwas über sie zu wissen.“
Leonie bemerkte, dass ich stehen geblieben war und drehte sich zu mir um. Sie sah, dass ich sie schuldbewusst anstarrte. Ich lief Knall rot an.
„Was ist?“
„Ich … Du… Entschuldigung“, ich schaute verlegen zu Boden.
Sie trat auf mich zu und nahm meine Hände und führte sie hoch zu ihrem kaum vorhandenen Busen, was mich zwang wieder aufzusehen.
„Sag schon, was hast du?“
„Ich hab einen Fehler gemacht.“
„Was für einen Fehler?“
Ich seufzte: „den gleichen Fehler den andere Menschen bei mir machen, ich dachte weil du so unglaublich dünn bist, musst du eine Essstörung haben. Oh ich schäme mich so, tut mir leid. Tut mir so leid.“
Ich wollte mich weg drehen, doch sie hielt meinen Kopf fest und küsste mich.
„Das muss dir nicht leid tun, das sind ganz normale Gedanken. Ich habe auch im ersten Moment bei euch gedacht, meine Güte seit ihr Fett. Aber ihr saht trotzdem nett aus, nicht so wie ganzen anderen aufgetakelten Schnepfen und die Muskeladonisse im restlichen Bus. Wenn ich mit denen diese Tour hier hätte gehen müssen, ich wäre jetzt noch im Neoprenanzug.
„Ich bin ja zu dick, weil ich gerne nasche. Ich weiß, ein Laster. Aber wenn ich Stress habe, achte ich nicht mehr auf das Essen. Aber warum bist du so dünn?“
Leonie lachte.
„Aus dem gleichen Grund“, gluckste sie. „Wenn ich Stress habe, dann vergesse ich zu essen. Und ich hab doch das letzte Jahr meine Doktorarbeit geschrieben. Dabei habe ich glatte fünfzehn Kilo verloren. Da ich aber gerne Kleider trage, viel mir das gar nicht auf. Erst als ich vor dem Spiegel stand und meine Lieblingshose auf dem Boden landete und einfach nicht an meinem Hintern hängen bleiben wollte, da merkte ich, dass ich irgendwas übertrieben hatte.“
Nach diesem gegenseitigen Geständnis wollte sie noch wissen, warum mein Freund dick sei und ich sagte ihr nur, dass er leidenschaftlicher Hobbykoch und seit liebster Gast sei, und wir beide lachten herzhaft. Danach liefen wir wo immer es ging händchenhaltend neben einander her. Es brachte uns so eine Vertrautheit, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ich war glücklich sie kennengelernt zu haben.
Gegen Abend erreichten wir eine Stelle, die scheinbar schon von vielen als Raststätte genutzt worden war, weil einige ihren Müll zurücklassen mussten. Mein Anton hatte dafür extra einen Beutel mitgenommen und räumte erstmal auf. Dann bereitete er ein Abendessen vor, dass Leonie so genussvoll in sich hineinschaufelte, dass es eine wahre Wonne war, ihr beim Essen zuzusehen. Sie aß so viel, dass es sich auf ihrem dünnen Körper sogar leicht abzeichnete.
„Anton“, stöhnte sie, „bei deinem Essen kann man nur dick werden.“
„Danke“, sagte Anton und war erfreut, wieder jemanden mit seinem Essen glücklich zu machen.
Wir unterhielten uns den ganzen Abend über Familie, Freunde, Hobbys und Beruf und bald wussten wir so ziemlich alles über den anderen, zum Beispiel das Leonie und ihr Freund kurz vor der Trennung standen. Er fand sie zwar sexuell anziehend, bezeichnet sie aber in letzter Zeit als sein kleines Mädchen, was sie als angehende Doktorin von dreiunddreißig mit einem Master in Medizin in der Tasche nur hasste.
„Und er ist viel zu wenig bestückt, nicht so schön wie dein Anton.“
„Oh, wenn du willst, dann leih ich ihn dir mal“, scherzte ich.
„Wirklich? Oh, jetzt packt er alles ein. Wie schade.“
„Mädels“, sagte mein begehrter Freund. „Morgen müssen wir früh raus. Ich möchte zu einer ganz bestimmten Zeit an einem Ort sein. Deshalb wird jetzt geschlafen.“
Die Nacht verbrachten wir zusammengekuschelt in unseren Anzügen. Die Felsen um uns hielten uns noch bis zum Morgen warm. Schon um sechs weckte uns Anton und nach einem kleinen Frühstück folgten wir ihm weiter durch die Felsen. Es war fast Mittag, wir waren auch schon wieder Textilbefreit, als er vor einer Biegung hielt und auf uns wartete?
„So ihr beiden. Ich möchte nun, dass ihr vor mir geht, aber die Augen schließt und sie erst öffnet, wenn ich es sage.“
Wir taten wie gesagt und es waren auch nur ein paar Meter zu gehen. Er ließ uns halten und er ließ mich los. Ich hörte seine Stimme nun von rechts unter mir: „bitte öffnet eure Augen.“
„Wow“, war der treffende Ausdruck von Leonie, der so ziemlich alles sagte. Es war einfach nur ein Traum. Wir standen in einem fast runden Talkessel von vielleicht 30 Metern, der von der Sonne Schein geradezu glitzerte, als wären die Wände voller kleiner Diamanten. Auf der rechten Seite lag ein vollkommen saubere gelber Sandstrand, der an der rechten Wand vom grün und blau wilder Lavendelbüsche begrenzt war. Auf der linken Seite lag der Bach in ruhigem tiefen Blau, der je weiter er zu Mitte kam immer türkiser wurde. Das war der Inbegriff einer blauen Lagune. Es war atemberaubend schön.
„Belana“, sagte Anton neben mir und ich sah, dass er neben mir kniete. „Du bist das Licht meines Herzen und die Freude meiner Seele, möchtest du meine Frau werden?“
Ich flog ihm grade zu in die Arme.
„Ja, ja, ja“, und ich küsste ihn wild und ausgiebig, völlig unsere Umgebung vergessend. Wir hatten unser Spiel schon so weit getrieben, dass der seine bereit war, da wurden wir uns des Schluchzen neben uns gewahr. Leonie saß da, mit Tränen feuchten Wangen und sah uns an.
„Das ist so schön“, sagte sie. „Als wenn man in eine Filmszene reingekrochen wäre.“
Ich schaute Anton an, der Leonie genauso wie ich total liebgewonnen hatte und er nickte.
„Leonie?“ sagte ich. „Möchtest du unsere Brautjungfer werden?“
„Ich?“
„Ist hier noch ein Frau, die uns näher ist als sonst ein Mensch auf der Welt?“
„Oh danke“, und sie ließ sich in unsere Arme fallen und wir küssten uns alle nacheinander. Wir liebkosten bald nicht nur mit Küssen auf die Lippen. Ich begann meine Küsse an ihr herunter wandern zu lassen, während sie die Küsse Antons erwiderte. Je mehr wir uns streichelten, um so intensiver wurden auch unsere körperliche Lust aufeinander. Vorsichtig strich ich mit meiner Hand ihren nackten Bauch hinab und streichelte zwischen ihre Beine, die sie bereitwillig öffnete. Ich griff mir meines Mannes Teil und rieb ihn an ihrer Scham. Meinen Mund brachte ich zu ihrem Ohr.
„Willst du ihn?“
„Ja, aber es ist doch jetzt deiner?“ seufzte sie.
„Sollen wir ihn uns Teilen? Er hat genug für uns beide.“
Ich weiß heute nicht wirklich, was mich bei diesem Satz geritten hatte. Aber könnte es sein, dass ich mich d schon in sie verliebt hatte, in diese dürre süße schüchterne herzensgute Frau?
Ich drückte Antons gegen ihren Eingang und ließ ihn dort eindringen. Sie warf vor entzücken den Kopf nach hinten. Ich küsste sie auf dem ganzen Weg ausgiebig, bis ihr Schrei der Erlösung von den Kesselwänden halte.
Ab da waren wir zusammen, alle drei. Muss ich sagen, dass wir nach den zwei Wochen in der Schlucht noch eine Woche in einer Pension zusammen verbrachten?
Jedenfalls leben wir seit fünf Jahren zusammen und ich bereue keinen einzigen Tag davon. Und als Andenken an den romantischsten Ort der Welt hat Anton aus der Holzplatte mit Loch drei Ringe drechseln lassen, die uns nun auf ewig verbinden.