4. Kalt und Heiß
Im Keller des Kinos befand sich ein kleiner Cruising- Bereich, mit einer Liege, einem kleinen Holztisch und diversen Tarnnetzen und Schaukeln, die von der Decke herab hingen. Wir waren neugierig. Hand in Hand stiegen Martin und ich die Treppe hinab – wir waren alleine hier unten. Es war kalt hier. Ich hatte meine Kamera mitgenommen; der Raum wurde nur von ein paar schwachen Glühlampen beleuchtet. Nacheinander stellten wir uns gegen die einzige wirklich freie Wand und fotografierten uns gegenseitig. Nun kam auch Karl hinterher, um uns „Kunstwerke” im Bild festzuhalten. Einzeln und zusammen, Händchen haltend oder auch aneinander gelehnt, fotografierte er uns; dann ging er nach oben und ließ uns wieder allein. Wir erforschten zunächst jeden Winkel des Kellers (viel gab es da nun wirklich nicht zu sehen), dann waren wir an der Liege angekommen. Wir schauten uns an, grinsten – wie magnetisch zueinander hingezogen, fanden sich unsere Lippen. Immer wilder küssten wir uns; unsere nackten Körper rieben aneinander und wir begannen trotz der fast eisigen Kälte hier unten zu schwitzen – was den Kunstwerken auf unserer Haut nicht wirklich gut bekam.
Martins Blume war nun am unteren Ende nach vorne abgeknickt – und die Reflektion der Sonne im See erschien jetzt auch in einem anderen Winkel. Martin setzte sich auf die Kante der Liege – dann ließ er sich nach hinten fallen, und lag auf dem Rücken; seine Beine baumelten herab. Ich beugte mich über ihn und schob meinen Mund über seinen harten Stift. Lebensmittelfarbe ist ja nicht giftig, also spielte es keine Rolle, dass Martin auch dort bemalt war. Aber sie entwickelte in meinem Mund einen besonderen Geschmack, der mich noch mehr animierte, sie ganz abzulutschen. Nun war es mir auch egal, dass sich inzwischen noch jemand zu uns gesellt hatte (vermutlich ein Kunde des Kinos), und er uns zuschaute. Heftig pochte mein Kolben – ich wollte Martin ganz! Kurz löste ich mich von ihm und stellte mich zwischen seine herabhängenden Beine. Martin ahnte wohl, was ich beabsichtigte; er hob die Beine hoch in die Luft. Ganz dicht vor mir sah ich nun sein Paradies! Seine Unterschenkel hatte er auf meinen Schultern abgelegt, während ich auf meine Finger spuckte, um den Speichel dann in seiner Ritze zu verteilen. Noch einmal spuckte ich auf die Finger, und schmierte noch schnell meinen Schwanz ein – dann hob ich sein Becken etwas an, drückte meine Spitze durch seinen Ring und drang stückweise bis zum Anschlag in ihn ein. Langsam bewegte ich mich in ihm, wobei ich ihn beobachtete. Martin hatte die Augen geschlossen; er schwitzte und keuchte. Um seinen Mund huschte ein Lächeln… Immer wieder zog ich mich etwas zurück, um im nächsten Moment erneut tief in ihn einzudringen. Meine Bewegungen wurden schneller; auch ich keuchte und stöhnte nun, lange würde ich das nicht mehr aushalten können. Ich hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren; auch den anderen Gast, der mit uns im Raum war, nahm ich nicht mehr wahr.
Dann endlich zog ich mich – im allerletzten Moment- aus ihm zurück und ergoss mich in einem mächtigen Schwall auf Martins Brust und Bauch. Martin hatte nun die Augen wieder geöffnet und lächelte mich an; ich schloss meine Finger um seinen abgeknickten Blumenstengel. Doch schon nach sehr kurzer Zeit schob er meine Hand beiseite und besorgte es sich selbst, bis auch sein Saft sich auf seinem Bauch verteilte und mit meinem vermengte. Da lag er nun – voll mit unserer Sahne, die in feinen Tröpfchen links und rechts an ihm herunter lief. Ich gab ihm einen Kuss und sagte nur leise: „Warte, ich hole was”. Daran hatten wir gar nicht gedacht – ebenso wenig wie an ein Gummi. Schnell lief ich nach oben und weiter in die Toilette, immer noch mit halb steifem Schwanz; was bei den anderen dort im Raum ein amüsiertes Grinsen auslöste. Mit einigen Papierhandtüchern bewaffnet, rannte ich wieder die Treppe hinunter zu Martin. Er lag noch immer da- auf dem Rücken, so wie ich ihn kurz allein gelassen hatte. Ein Papiertuch gab ich ihm in die Hand, das Nächste benutzte ich selbst, um auf seinem Bauch die Spuren unserer Lust zu beseitigen. Der andere Typ war verschwunden; nur in einer Ecke sah man auf dem Fußboden einen frischen, gelblich-weißen Fleck
Als wir, Händchen haltend, wieder die Treppe hinaufgingen, wurden wir oben mit breitem Grinsen empfangen. „Na, da haben sich Frühling und Sommer wohl leicht vermischt?” Deutlich war es auf unseren Körpern zu sehen – die Konturen der Kunstwerke waren kaum noch zu erkennen, und jeder hatte Farben des Anderen auf seiner Haut. Unsere zuvor farbigen Schwänze waren wieder blank, so als hätte man um sie drum herum gemalt. Der Abend ging zu Ende – es war nach Mitternacht geworden; Martin und ich gingen durch die fast leeren Strassen zu mir. Er wollte ja erst am nächsten Tag wieder nach Hause fahren. Doch so konnten wir nicht ins Bett – die Farbe musste noch ab! Also zogen wir uns wieder aus, und er stieg zuerst in die Wanne. Ich blieb draußen, nahm die Handdusche und duschte ihn fast heiß ab. Dann holte ich eine Tube Handwaschpaste aus der Schublade, und rieb ihn damit ein. Es funktionierte mehr oder weniger gut – den größten Teil der Farbe konnte ich so von ihm entfernen; nur ein paar grüne Flecken an den Armen und Beinen blieben zurück. Nun war ich dran. Erstaunlicherweise löste sich die Farbe bei mir besser – nachdem Martin die Handwaschpaste von mir abgespült hatte, waren auf meiner Haut fast keine Spuren der Farbattacke mehr zu sehen. Müde und erschöpft, aber zufrieden mit dem schönen Abend, schliefen wir, hintereinander und eng aneinander geschmiegt auf der Seite liegend, ein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Martin von mir abgewandt auf der Seite, fast auf dem Bauch. Sein nackter Hintern streckte sich mir einladend entgegen, denn er lag mehr um die Bettdecke gewickelt als darunter. Doch ich hauchte ihm nur einen Kuss auf die Wange, ging in die Küche und setzte Kaffee für mich und Tee für ihn auf. Während die Kaffeemaschine durchlief und der Tee durchzog, nutzte ich die Zeit, um mir an der offenen Balkontür eine zu rauchen. Schnell noch ein Schluck heißer Kaffee – ja, das tat gut! – dann nahm ich die Tasse mit dem Tee und ging zurück ins Schlafzimmer. Als ich mich auf seine Bettkante setzte, wachte Martin auf. „Guten Morgen!” Ich gab ihm einen Kuss, und hielt ihm die Teetasse hin. „Guten Morgen”, erwiderte er schlaftrunken, und „Danke schön!”, als er die Tasse sah. Er setzte sich im Bett auf, und nahm einen kräftigen Schluck aus der Tasse. „Perfekt”, meinte er und deutete auf den Tee. Dann stellte er die Tasse auf dem Nachtschränkchen ab und zog mich sanft, aber bestimmend zurück zu sich ins Bett. Wir kuschelten noch ein Wenig, aber so recht wollte sich an diesem Morgen bei uns beiden nichts regen. Endlich standen wir auf, gingen nacheinander ins Bad, und frühstückten nackt am Küchentisch. So langsam war es dann auch schon wieder Zeit des Abschieds – nachdem wir uns angezogen und er seine Tasche gepackt hatte, begleitete ich ihn noch zum Bahnhof. Der Zug fuhr ein, Martin nahm seine Tasche auf – und gab mir mitten auf dem Bahnsteig einen dicken Kuss auf den Mund! Er stieg ein – der Zug fuhr los. Ein Fenster öffnete sich – da stand Martin im Abteil und winkte mir zum Abschied zu. Es blieb unser einziges gemeinsames Wochenende.