Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel und die beiden Frauen schwitzen bereits, als sie die schattige Kühle des Waldes erreichten. Selbst Max schwitzte ein bisschen.
In der Nähe des kleinen Weihers befahl Karina dem Hengst, stehen zu bleiben und nahm ihm das Geschirr ab. Max war davon nicht sehr beeindruckt. Er blieb stehen und beobachtete die beiden Frauen, die begannen, die Äste eines bereits gefällten Baumes mit einer Machete von Reisig zu befreien und die fertigen Äste auf einen Haufen zu werfen.
Während Karina recht gut voran kam, brachte Anja fast nichts zu stande. Sie jammerte, weil die rauhe Rinde der Äste an ihrer Haut scheuerte, dann weil sie eine Blase bekam und schließlich, weil ihr vom langen Stehen die Beine weh taten.
„Mach doch mal eine Pause und schau, was Max treibt”, schlug Karina deshalb vor. Sie war von der Arbeit selber nicht begeistert, doch wusste sie, was davon abhing. Also beschloss sie, Anja anderweitig zu beschäftigen, während sie selbst in Ruhe ihre Arbeit machen konnte.
Plötzlich hörte sie ein lautes Platschen und dann das helle Lachen von Anja.
„Was ist denn los?”, rief Karina halb besorgt, halb belustigt in die Richtung, aus der Anjas Lachen gekommen war.
„Komm schnell mal her! Das musst du gesehen haben”, rief Anja zurück. Vor Lachen konnte sie kaum noch sprechen.
Nun war Karinas Neugier geweckt. Sie schlug das Messer in den Baumstamm und lief so schnell sie konnte, in die Richtung, aus der Anjas Lachen erklang.
Bald stand sie auf der Lichtung mit dem Weiher, wo sich ihr ein ziemlich spektakulärer Anblick bot. Max war in den Teich gestiegen und wollte sich abkühlen. Er strampelte herum und es sah ein wenig aus, wie ein gigantischer Hund. Der Anblick war wirklich komisch.
Irgendwann hatte Max dann aber doch genug und stieg wieder ans Ufer. Anja ging zu ihm hin und wollte seinen Hals kraulen. Gerade, als sie ihn berührte, begann Max, sich das Wasser aus dem Fell zu schütteln. Kreischend rannte Anja davon, während es nun an Karina war, sich vor Lachen den Bauch zu halten.
Nachdem Max fertig war, kehrte Anja schimpfend zurück.
„Du brauchst gar nicht so blöde zu lachen”, giftete sie Karina gespielt böse an.
„Ach komm, das ist mir doch auch schon passiert”, beschwichtigte diese.
„Aber wir sollten jetzt weiter arbeiten, sonst bleibt es im Winter kalt in der Stube!”, stellte sie fest.
„Karina, wärst du mir sehr böse, wenn ich mich im Haus nützlich mache? Ich habe Muskelkater und Blasen”, fragte Anja schüchtern.
„Kein Problem. Es ist egal, was du arbeitest, du hilfst mir mit jedem Handgriff, den du mir abnimmst.”
Die beiden Frauen umarmten sich und beide konnten das Knistern in der Luft fühlen. Bevor sie der Versuchung erlagen, löste Anja die Umarmung und ging Richtung Haus davon.
„Du könntest uns was zum Abendessen kochen!”, rief ihr Karina hinter her.
„Mach ich”, kam es zurück.
Dann hörte Karina Hundegebell. Wahrscheinlich war es Barry zu Hause auf dem Hof zu langweilig geworden und er hatte sich auf die Suche nach den beiden Frauen gemacht.
Karina sah sich kurz nach Max um, der friedlich ein paar Grashalme ausrupfte. Dann widmete sie sich wieder den Ästen. Bis zum Abend wollte sie noch einiges schaffen.
Inzwischen war Anja mit hüpfenden Titten aus dem Wald Richtung Hof gelaufen, froh der anstrengenden Waldarbeit entkommen zu sein. Plötzlich hörte sie Hundegebell.
Da sah sie auch schon einen schwarzen Blitz auf sich zu rasen. Noch bevor Anja reagieren konnte, sprang Barry an ihr hoch und stieß sie mit seinen großen Vorderpfoten zu Boden.
Kaum dass sie am Boden lag, fuhr ihr Barrys nasse Zunge über das Gesicht.
„Wäh, Barry, lass das! AUS!”, versuchte sie das Kuschelmonster von seiner Attacke abzubringen.
Es dauerte noch ein bisschen, dann setzte sich Barry neben Anja in das Gras und schien darauf zu warten, dass sie aufstand. Als sie sicher war, dass er sich nicht wieder auf sie stürzen würde, erhob sie sich und klopfte sich den Staub vom Körper.