Es handelt sich um eine Fantasy-Geschichte auf einer eigenen Welt.
Ich hoffe, alles Notwendige erklärt sich aus der Geschichte und bitte darum, mich darin zu bestätigen oder mir zu sagen, ob genau das eben nicht der Fall ist.
*****
III.
Angestrengtes, kehliges Stöhnen und hartes, scharfes Klatschen in schnellem Wechsel erfüllte den weitläufigen Weinkeller der Ordensfestung. Immer wieder folgten die Laute aufeinander, bis das Dutzend vollständig war.
Nur ein Bereich des Gewölbes war mehr als spärlich mit Fackeln beleuchtet. Dort hatte man einige Regale beiseite geräumt, um Platz zu schaffen. Zwei große Kohlenbecken strahlten eine gewaltige Hitze aus und einige der darin ruhenden, metallenen Werkzeuge glühten bereits.
Ein heiliger Talisman des Selokur badete mit seinem grellweißen Licht alles in blendende Helligkeit. Vor allem den Frauenkörper, der im Zentrum des freien Bereiches mit dem Gesicht zu einem Stützpfeiler stand.
Shadiya musste auf den Zehenspitzen balancieren, denn ihre Hände lagen in eisernen Fesseln und waren hoch über ihren Kopf gezogen worden. Auf eine Fesselung ihrer Beine hatte man verzichtet. Und sie hatte auch nur einmal den Fehler begangen, sich zu drehen. Das Ergebnis war ihr eine Lehre gewesen.
Für eine kurze Weile hatte der kühle Stein vor ihr noch Linderung gebracht, als die Kohlen die Umgebung aufheizten und in einen Backofen verwandelten. Doch mittlerweile war der Stein beinahe körperwarm. Und außerdem hatte sie bereits andere Sorgen als die Hitze.
Zwölf Schläge mit der Peitsche hatte sie bereits erduldet, ohne ein einziges Mal zu schreien. Zwischen zusammengebissenen Zähnen hatte sie angestrengt keuchend die Luft ausgestoßen, wenn das Leder auf ihre Haut traf. Doch kein Schreien, Wimmern oder Klagen war ihr entschlüpft.
„Du erträgst erstaunlich viel Schmerz für ein Weib. Welche Verschwendung von Stärke an ein unwürdiges Wesen”, knurrte der Hexenjäger.
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass er den Arm sinken ließ. Schweiß floss in Strömen über sein faltiges Gesicht und verschwand in seinem graumelierten Bart.
Die Erleichterung darüber, dass er nicht mehr mit der Peitsche ausholte, wurde überschattet vom Brennen der Striemen, die ihren Rücken und ihre Seiten nun zierten. Die unerträgliche Hitze ließ auch ihr den Schweiß über den Körper laufen und die salzige Flüssigkeit brannte wie Feuer, wenn sie mit den Stellen in Berührung kam, wo ihre Haut unter der Gewalt des Leders gerissen war.
„Man kann nicht gerade dasselbe von diesem jungen Novizen sagen”, fuhr er fort.
Auch wenn sein angestrengtes Schnaufen seinen beiläufigen Ton Lügen strafte, verengte sich Shadiyas Kehle bei der Erwähnung von Geron und dem Hinweis darauf, dass er bereits gefoltert worden war.
Es erleichterte sie nur, dass der Priester nicht viel Zeit dafür gehabt haben konnte. Sonderlich lange hatte man sie nicht in dem Verschlag unter dem Hof eingesperrt gelassen.
„Ein Dutzend Hiebe mit der Peitsche und nur ein einziges Eisen waren nötig, bevor er sich mir anvertraute und seine Sünden bekannte.”
Noch immer verweigerte sie jede Reaktion, obwohl sie die Lippen zusammenpressen musste, als sie erfuhr, dass Geron gebrannt worden war.
„Als sein Widerstand erst einmal gebrochen war, wurde er sehr mitteilsam”, behauptete der Hexenjäger dann. „Es wirft ein völlig neues Licht auf die heutigen Ereignisse, dass du nicht einfach nur ein triebiges Weibsbild bist, sondern von einem dämonischen Waldgeist abstammst.”
Eine eisige Klaue legte sich um ihr Herz, als sie diese Worte vernahm. Von wem, wenn nicht von Geron, sollte der Priester um die Gerüchte über ihre Herkunft wissen. Das Gefühl von Verrat schaffte, was die Hiebe der Peitsche nicht vollbracht hatten: Es löste Shadiyas Schweigen.
„Lüge!”, schnappte sie. „Ich falle nicht auf deine Tricks herein.”
„Tricks? Tsk, tsk, tsk”, machte ihr Peiniger. „Du hältst mich für einen Lügner?”
„Und Schlimmeres…”, murmelte sie.
„Oder glaubst du den Worten deines Opfers nicht?”, fragte er unbeirrt. „Ist es also eine Lüge, dass ihr euch unter den Zweigen eines dieser heiligen Bäume der Gotteslästerer ewige Liebe gelobtet? Oder das ihr euch – Selokur bewahre – Kinder wünschtet?”
Atemlos und mit weit aufgerissenen Augen hörte sie die Worte mit an.
„Wolltet ihr nicht einen Jungen und ein Mädchen, um sie Rudor und Shyla nennen zu können? Nach seinem Vater und deiner dämonischen Mutter…”
„Lüge…”, wisperte sie erstickt, doch es war mehr ein Flehen.
Die Folter hatte sie bisher ohne eine Träne ertragen, doch nun spürte sie, wie ihre Augen sich füllten.
„Du führtest ihn nicht in all die widerwärtigen Geheimnisse gottloser Triebhaftigkeit ein? Lehrtest ihn nicht, seinen Mund zu deinem Vergnügen zu benutzen? Oder seine Männlichkeit tief in deinen verderbten Rachen zu schieben? Und in deinen schmutzigen Hintereingang?”
Ein Schluchzen brach aus ihrer Kehle hervor und die Tränen flossen nun ungehindert. Niemand hatte diese Geheimnisse von ihr erfahren und es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Geron sie zuvor jemandem anvertraut hatte. Also hatte er ihre Liebe verraten…
„Und das ist noch nicht alles”, frohlockte der Folterknecht beim Anblick ihrer Tränen zufrieden. „Dank seiner Redseligkeit weiß ich von den gottlosen Ritualen zur Anrufung dämonischer Kräfte. Seine detailreichen Beschreibungen stellen dich als das bloß, was du bist: Eine Hexe und Dämonenbuhle!”
Wut kochte in ihr hoch. Der Mann, den sie liebte, hatte sie nicht nur verraten, sondern offenbar auch verkauft. Vermutlich um seine Haut zu retten.
„Wenn er dir Derartiges erzählt hat, dann gehört er wirklich hierher. Dann ist er in diesem Drecksloch unter euch feigen Schweinen bestens aufgehoben.”
„Schließ dein lästerliches Hurenmaul oder ich stopfe es dir”, schnappte der Hexenjäger aufgebracht.
„Sicher nicht mit deinem schrumpeligen Schwanz”, knurrte sie.
Gewiss war es nicht klug, ihn derartig zu reizen, doch welche Bedeutung hatte ihr Leben noch, nachdem ihre Liebe sich in Rauch aufgelöst hatte?
„Bekenne!”, keifte der Priester nun wütend. „Bekenne deine Machenschaften und Pakte mit den Niederhöllen, oder deine Qualen werden endlos sein! Bekenne und ich werde Gnade walten lassen!”
„Schieb dir deine Gnade in den Arsch”, gab sie eisig zurück, obwohl sie vor unterdrückter Wut zitterte. „Tu dein Schlimmstes, schwanzloser Bastard. Ich bekenne keine Lügen. Und ich werde nicht um Gnade bitten.
Niemals!”
Mit hochrotem Kopf griff das Schwein wieder nach der Peitsche und zog außerdem eines seiner Brandeisen aus dem Feuer, deren Griffe in dicke Tücher gewickelt waren, um seine Hände vor der Hitze zu schützen.
„Der Zorn Selokurs…”, setze er mit schriller Stimme an.
„Ich lache über deinen mickrigen Gott. Shehera ist bei mir!”
„Dafür wirst du brennen!”
Bevor sie antworten konnte, traf sie die Peitsche an der Seite. Wie eine Schlange wand sich das Leder um ihren Körper und die Spitze des Folterwerkzeugs traf ihre Brust. Sie spürte, wie ihre Haut aufriss und Blut aus der Wunde sickerte.
Der Schmerz war atemberaubend und traf sie unvorbereitet, doch sie erstickte den überraschten Aufschrei in ihrer Kehle. ‚Schmerz ist Lust‘, rief sie sich die Worte ihrer Mutter ins Gedächtnis, die tatsächlich so viel mehr war, als ‚nur‘ der Geist eines Baumes. ‚Du musst es nur so wollen.‘
Der zweite Schlag war ebenso hart, wie der erste. Aber diesmal traf die Spitze beinahe ihren Schoß. Mit aller Kraft konzentrierte sich Shadiya auf die Worte ihrer Mutter und kein Laut entkam ihrer Kehle. Nur das Zischen ihres entweichenden Atems beantwortete das Klatschen der Peitsche.
Beim dritten Schlag fühlte sie es schließlich. Sie spürte, wie das Messer des Schmerzes sich veränderte. Es war noch immer eine Klinge, aber ihr Schnitt löste zugleich ein Kribbeln in ihrem Inneren aus, anstatt ihr das Gefühl zu geben, in zwei Hälften geteilt zu werden.
Den vierten Schlag beantwortete sie mit einem Keuchen. Einem lustvollen Keuchen.
„Ist das alles, was deine dürren Ärmchen hergeben?”, stieß sie hervor. „Wenn du aufhörst, wie ein kleines Mädchen zuzuschlagen, habe ich vielleicht doch noch…”
„Schweig!”, kreischte der Hexenjäger und machte einen Schritt auf sie zu. Bevor sie sich stählen konnte, traf sie das Brandeisen auf dem Schulterblatt.
Schmerz! Lust! Alles war eins…
„Aaahh!”, stöhnte Shadiya.
Ihr Körper wurde gegen die Säule geworfen und drehte sich. Das unerträgliche Brennen wandelte sich ebenso, wie es der schneidende Schmerz der Hiebe getan hatte. Aber die Macht der Empfindungen raubte ihr dennoch für einen Moment alle Kraft. Sie sackte nach unten, bis allein die Fesseln sie noch aufrecht hielten.
Es dauerte einen Augenblick, bis ihr Blick sich wieder klärte und ihr bewusst wurde, dass sie gerade einen Höhepunkt erlebt hatte. Nicht wie jene, die sie mit Ge… mit Männern geteilt hatte. Ganz und gar anders. Aber nichtsdestotrotz real.
„Nun lernst du Demut”, geiferte der Folterknecht und freute sich, denn er hielt ihre Reaktion offenbar für schmerzvolles Delirium.
„Demut?”, schnaubte sie. „Glaubst du, ich hätte mich eingenässt? Was mir die Schenkel hinab läuft, ist meine Geilheit!”
Ungläubig starrte der Priester sie an, während sie sich wieder auf die Zehenspitzen stellte. Trotzig reckte sie ihr Kinn vor, als sein Blick sich umwölkte. War er zuvor von einem sadistischen Funken erfüllt gewesen, so übernahm nun der Wahnsinn die Kontrolle.
„Hexe!”, keifte er und wich wieder zurück. „Dämonenhure! Buhle! Höllengezücht!”
Diese und zahllose andere Worte – begleitet von einem Speichelregen, als er seine Aussprache nicht mehr kontrollieren konnte – begleiteten die wilden Schläge der Peitsche, mit denen er ihre Vorderseite eindeckte.
Shadiya wusste, dass sie sterben würde, aber es würde ein ekstatischer Tod werden. Schmerz war Lust. Sie verstand es nun. Und jeder Schlag trieb daher nur noch ihre Erregung an und nichts weiter.
Aus ihrem Stöhnen wurden Schreie, aber es waren Schreie der Lust. Und ihr Peiniger wusste das.
Noch drei weitere Male traf sie neben der Peitsche auch das Brandeisen. Und jedes Mal sah sie Sterne, als eine verdrehte Lust ihren Körper durchzuckte und sie ausfließen ließ, als würde sie sich wirklich einnässen.
Aber das Einzige, was sie ihrem Gegenüber gewährte, waren die unkontrollierbaren Schreie ihrer Ekstase. Und ihr Lachen.
Als die unerträgliche Qual plötzlich abbrach, schüttelte sie fast unwillig den Kopf.
„Ich lebe noch, Bastard. Und meine Lust ist ungestillt…”
Erst als sich ihr Blick ein wenig klärte, erkannte sie, dass der Hexenjäger sie nicht mehr schlagen konnte. Und auch das brodelnde Zischen, dass ihre Ohren nicht hatten einordnen können, ergab nun plötzlich einen Sinn.
Der Priester lag mit dem Kopf in einer Kohlenpfanne und seine Haut verkohlte in Windeseile, während seine Augen verkochten und seine Robe in Flammen aufging. Für einen kurzen Moment wollte es ihr nicht gelingen, sich einen Reim darauf zu machen, wie sein Körper eine solche Haltung einnehmen konnte. Es lag daran, dass er auf Hüfthohe beinahe zweigeteilt worden war. Der Unterleib hatte sich gedreht und die Knie und Füße wiesen in die falsche Richtung.
Beinahe lachte sie auf, als sie dank der zerteilten Robe entdeckte, dass er tatsächlich einen lächerlich winzigen Schwanz gehabt hatte.
Eine Bewegung lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die andere Seite des freigeräumten Bereichs, wo ein grimmiger Krieger mit zwei blutigen Schwertern in den Händen stand und sie anstarrte.
Er hatte dunkle Haare, die zu langen, dünnen Zöpfen geflochten worden waren. Und außer einem blutgetränkten Beinkleid und Stiefeln trug er…
Nein. Es war keine Rüstung, die seinen Oberkörper bedeckte, sondern ein Muster aus Ornamenten, die scheinbar in die Haut geritzt oder gebrannt worden waren. Man hatte sie mit schwarzer Farbe nachgezeichnet, die trotz des vielen Blutes darauf nicht verwischte, als sei sie Teil seiner Haut.
Bis in sein Gesicht mit dem kurz gestutzten Bart erstreckten sich die seltsamen Symbole und verliehen ihm einen finsteren, bedrohlichen Ausdruck.
Der lauernde Blick in der fast silbrigen Bläue seiner Augen jagte einen Schauer über ihren geschundenen Körper. Er wirkte beinahe, wie bei einem Raubtier. Einem wütenden Tier im Blutrausch…
Unwillkürlich zuckte sie zurück, als er sich ein wenig Blut von den Lippen leckte und dabei Fangzähne entblößte, die einfach nicht zu einem Menschen gehören konnten.
„Kartaren!”, keuchte sie erschrocken, als sie es endlich schaffte, die Ornamente einzuordnen.
Die Geißel des Meeres der Stürme war über die Küste hereingebrochen. Und beinahe fühlte sie Mitleid für deren Opfer. Doch dann besann sie sich, wem dieser Angriff galt und fühlte eine grimmige Zufriedenheit.
Ungeahntes Leid brachten diese Barbaren aus dem Norden, erzählte man sich. Und auch wenn ihr bewusst war, dass sie damit vielleicht einige Unschuldige verdammte, wünschte sie sich, die Männer würden mehr als nur die Ordensfestung überfallen. Sollte Selokur seine Herde doch beschützen, wenn er konnte…
„Die Beute dem Sieger”, schnaubte sie. „Meine Kraft reicht nicht mehr aus, um noch einen Mann zu demütigen. Also gehöre ich dir. Aber falls du mich umbringen willst, bitte ich dich um einen schnellen Tod.”
„Hat er dir das angetan?”, knurrte der Mann misstrauisch und deutete mit einem seiner Schwerter auf den Hexenjäger. Fasziniert beobachtete sie, wie ein langer, zäher Blutfaden davon zu Boden tropfte.
„Er, sein Gott und der Mann, von dem ich glaubte, er würde mich lieben”, bestätigte sie. Voller Verachtung fügte sie noch hinzu: „Doch er ließ sich wohl lieber von seinen Brüdern in den Arsch ficken.”
„Sie tun ihren eigenen Frauen so etwas an und nennen uns Barbaren!?”, sagte er in den Raum hinein. Angewidert spuckte er auf den Leichnam.
„Deine Wunden scheinen schwer. Wenn es dein Wunsch ist, werde ich dir den Tod einer Kriegerin gewähren”, schlug er dann an sie gewandt vor.
„Ich wünschte, ich wäre nicht so dumm gewesen, einem Schwächling nachzulaufen”, gab sie zornig zurück, stemmte sich aber gleichzeitig hoch, bis sie wieder stand, und legte den Kopf zur Seite, um dem Barbaren ihren Hals für einen sauberen Schlag darzubieten.
„Vielleicht bist du auch weniger geschwächt…”, setze er verwundert an.
„Hinter dir!”, unterbrach sie ihn, als sie eine Bewegung im Schatten zwischen den Regalen sah.
Schneller als Shadiya es für menschenmöglich gehalten hätte, fuhr der Krieger herum, duckte sich und rammte sein Schwert in den Wanst eines Mönchs. Der Schlag mit der liebsten Waffe der Gottesbrüder – einer schweren Streitkeule – wischte über seinem Kopf ins Leere und wenige Augenblicke später hauchte der Mönch auf dem Boden röchelnd sein Leben aus.
Verwundert drehte der Kartare sich zu ihr um und blickte ihr in die Augen.
„Warum hast du mich gewarnt?”, wollte er wissen.
„Ihr mögt der Schrecken des Nordens genannt werden, aber niemand kann schlimmer sein, als diese Brut”, antwortete sie und musste dann seinem durchdringenden Blick ausweichen. Er ließ sie an einen weiteren Grund denken, den sie jedoch unmöglich aussprechen konnte.
Stattdessen hob sie wieder den Kopf und neigte den Hals.
„Bring es zu Ende… Falls du keine Lust hast, mich zuvor noch ein wenig zu vergewaltigen.”
Bei Shehera! Hatte sie das gerade wirklich gesagt?
Sein überraschtes Grunzen bestätigte ihre Befürchtung. Keinesfalls konnte sie sich nun seinem Blick stellen, obwohl sie ihn bohrend auf ihrem Gesicht spürte.
Dann stand er plötzlich unmittelbar vor ihr und sah auf sie hinab. Mit einer Hand ergriff er ihr Kinn und zwang sie so dazu, seinen Augen zu begegnen.
„Warum riecht es hier nur nach seiner Furcht und so überdeutlich nach deiner Lust?”, grollte er wie ein… Wolf und sein Gesicht näherte sich bis auf wenige Fingerbreit dem ihren.
„Meine Mutter lehrte mich… Schmerz ist Lust… Lust ist Schmerz… Alles ist eins…”
Sie hatte nichts zu gewinnen, wenn sie log. Und sie fühlte sich auch ganz und gar außerstande dazu, während der Blick der silbrig-blauen Augen sie in seinem Bann hielt.
Das Verstehen in seinem Blick war unerwartet. Wirklich erstaunlich jedoch war die Begierde, die sie verspürte. Ihrer Erschöpfung und ihren Wunden zum Trotz begehrte sie den Barbaren.
„Schände mich…”, hauchte sie so flehend, wie sie nie zuvor zu einem Mann gesprochen hatte, und konnte nicht glauben, worum sie den Krieger da bat.
„Das ist nicht die Art meines Volkes”, knurrte er.
Doch gleichzeitig fielen seine Schwerter klappernd aus der Hand, mit der er sie gehalten hatte und der Griff an ihrem Kiefer wurde hart. Tief gruben sich seine Fingernägel in ihre Haut, als seien sie in Wahrheit Krallen. Und der Schmerz war süß… so süß…
a****lische Lust füllte seinen Blick aus und sie wusste, dass er ein Spiegelbild davon in ihrem sehen musste. Ihr Mund öffnete sich wie von allein, noch bevor seine rauen Lippen ihre beinahe berührten.
Ihre Zunge wartete nicht auf die Berührung, sondern drängte sich seiner entgegen. Sie trafen einander auf halbem Weg und umspielten sich in einem wilden Ringkampf, der ihr beinahe das Bewusstsein raubte.
Shadiya wollte die Augen schließen, aber sein Starren ließ das nicht zu. Und so sah sie, wie er sich wieder von ihr entfernte, und beobachtete den Speichelfaden, der sie noch kurz miteinander verband, bevor er abriss und auf ihrem Kinn landete.
„Wo, bei der Göttin, hast du gelernt, so zu küssen, Nordmann?”, keuchte sie mit zitternder Stimme.
„Bei meiner Schwester”, erwiderte er, als sei es das Natürlichste auf der Welt.
Aus irgendeinem Grund setzte diese Eröffnung eine Erschütterung in ihrem Inneren frei, die sich in Wellen bis in ihren Schoß ausdehnte. Sie fühlte, wie sie regelrecht überquoll.
Sein Blick wanderte ihre Arme hinauf zu den Ketten, doch die waren verschlossen und Shadiya hatte nicht die Absicht, ihm gerade jetzt zu eröffnen, wo die Schlüssel lagen.
„Deine Gefangene…”, hauchte sie und zog sich nach oben, bis sie genug Halt hatte, um ihre Beine um seine Hüfte zu schlingen.
„Deine Verletzungen…”, versuchte er einen letzten Ausfall in Richtung Vernunft.
„Werden heilen”, beruhigte sie ihn. „Füg ihnen noch ein paar hinzu, damit ich mich deiner erinnern kann…”
Vielleicht waren die Kartaren weniger grausam als ihr Ruf, doch sie konnte ihm ansehen, wie ihre Worte seine Lust noch mehr entfachten. Und dabei spürte sie seine große Männlichkeit bereits sehr deutlich an ihrem Schoß. Nur getrennt von ihrem Eingang durch sein wollenes Beinkleid.
Verlangend beugte sie ihren Kopf wieder vor und versuchte, seine Lippen zu erreichen. Und er wehrte sich nicht länger. Diesmal presste er sich gegen sie und drang beinahe gewaltsam in ihren Mund ein. Es war ein berauschendes Gefühl, auf diese Weise in Besitz genommen zu werden.
Sie spürte, wie er schnell seinen Gürtel öffnete. Hart streifte die Oberseite seiner Hand dabei genau ihre Perle. Beinahe hätte sie sich verschluckt, als sie gleichzeitig atmen musste und nicht von seiner Zunge ablassen wollte. Kurz löste er sich von ihr und starrte sie fragend an.
„Nimm mich oder töte mich”, krächzte sie atemlos. „Aber tu es sofort!”
Er erfüllte ihren Wunsch einen Herzschlag später. Und zwar genau so, wie sie es sich vorstellte.
Frei vom Zwang seiner Beinlinge befand sich sein Schwert schon dort, wo es hingehörte. Deutlich drückte sich seine Eichel genau gegen ihre Pforte. Und dort gab es keine Hindernisse, sondern nur munter hervorquellende Nässe als Beweis ihrer Bereitschaft. Also glitt er ansatzlos in ihre Grotte.
Monatelang hatte sie dort kein Mannesfleisch mehr gespürt und zuvor war es der Verräter gewesen, der sich in keiner Weise mit dem Kartaren vergleichen konnte.
Sein Schaft erschien ihr riesig und er füllte sie völlig aus. Fest wie eine Hand schloss sich ihr Inneres darum und zog ihn weiter hinein.
Viel zu schnell trafen ihre Körper aufeinander. Und doch war es nicht schnell genug.
Der Barbar erreichte einen Punkt im tiefsten Inneren ihrer Grotte, der ihm das weitere Vordringen verwehren wollte. Und er presste sich fest dagegen, als er ganz in sie eingedrungen war. Es war pure Lust und dann kam ein Quäntchen Schmerz hinzu.
Das Gefühl ließ ihren Atem stocken und der Raum schien zu wanken, als sie fühlte, wie sie einen Höhepunkt erreicht, noch bevor er anfing, sich irgendwie zu bewegen.
„Oh Göttin”, stöhnte sie aus tiefster Kehle. „Ich hatte ja keine Ahnung…”
Wie zur Bestätigung grunzte er zufrieden.
„Fick mich, Barbar. Wie du eine Hure nimmst. Ohne zu denken…”
Der Kartare packte sie an der Hüfte und drückte ihren Rücken an den Pfeiler. Aber er schaffte es dabei außerdem, etwas Spitzes, Scharfes in jede ihrer Brüste zu bohren. Ganz knapp unterhalb der Spitzen in deren Höfen.. Und was immer es war, es drang in ihr Fleisch und trug zu dem anschwellenden Übermaß an Wollust bei.
Dann hatte sie keine Zeit mehr für irgendwelche Beobachtungen in dieser Region, denn er zog sich urplötzlich aus ihr zurück und stieß im nächsten Augenblick wieder zu.
Seine gesamte Länge verließ ihren Körper, bis seine pralle Eichel ihre Scham nach außen zu stülpen schien. Und dann rammte er sein gewaltiges Schwert wieder in ihre Tiefe, bis er sie völlig ausfüllte.
Shadiya konnte nicht verhindern, dass sie gellend aufschrie vor Freude.
Kein Mensch, dem sie bis dahin begegnet war, konnte es mit seiner Kraft aufnehmen. Oder mit seiner Ausdauer, was das anging.
Der Nordmann versenkte mit all seiner Kraft seinen Schwanz in ihre Grotte und beschleunigte Stoß um Stoß seinen Takt. Immer wieder prallte ihr Hintern vom Pfeiler in ihrem Rücken ab, wenn er vollständig in ihr anlangte. Auf diese Weise verdoppelte sich der Augenblick des Aufeinandertreffens mit all seinem Schmerz und seiner Lust noch einmal.
Worte der Ermutigung wurden zu unartikuliertem Stöhnen und Schreien, als er sie wirklich fickte. Wie ein Mann es mit einer Hure tun mochte. Nur dass sie dabei in den vollen Genuss aller Abstufungen der Ekstase kam.
Und es wollte kein Ende nehmen.
Nach einer himmlischen Unendlichkeit wurde sein Grunzen und Stöhnen einmal zu einem lauten Aufschrei und sie spürte, wie er sich in ihr verströmte. Doch es war nicht das Ende, sondern nur eine einzige Etappe auf ihrer Reise.
Shadiya erlebte eine Art dauerhaften Höhepunkt und irgendwann, als er sich das zweite Mal in sie ergossen hatte, erlebte sie einen Moment der Klarheit.
Zum einen würde sie diesmal wirklich sterben, wenn er nicht irgendwann ein Ende fand. Zum anderen war sie mehr als bereit, sich von ihm zu Tode stoßen zu lassen und zum dritten fing sie bereits an, zu halluzinieren, denn ihr war, als würde er noch größer und länger werden und als verwandelten sich seine Gesichtszüge in die eines Wolfes.
Als schließlich eine weitere Halluzination hinzukam, wusste sie, dass ihr Ende bevorstand.
Die Frau, die den Keller betrat und nach Art des Kartaren geschwärzte Narben auf ihrem nackten, blutbesudelten Oberkörper trug, musste eine Botin der Göttin sein. Oder vielleicht eine Dienerin einer Kartarengottheit.
Sie kam, um Shadiya zu holen und die war dankbar. Nicht dafür, dass die Ekstase endete, sondern dafür, dass sie bei all ihren Verfehlungen offenbar doch aufrecht genug geblieben war, um göttliche Aufmerksamkeit auf ihre Seele zu lenken.
Das war ein letzter, befriedigender Beweis für die Irrlehre der Selokur-Priester.
Mit diesem Gedanken ließ sie sich in die Schwärze gleiten und starb glücklich und zufrieden.