„Der Flug ist für nächsten Mittwoch gebucht.”
„Das kannst Du vergessen. Der Flug wird mit Sicherheit storniert. Es ist ein starker Südwest-Sturm angekündigt, der unter Umständen jede Menge Sand aus der Sahara mitbringt. Da wird kein Flugzeug abheben.”
„Das lass ich auf mich zukommen. Mir gefällt es hier sehr gut und ich hab keine Sehnsucht nach Deutschland.”
Toni, Luca und ich machten den Getränkewagen und das geliehene Geschirr sauber, damit es zurückgebracht werden kann.
„Wenn Ihr nach Paphos fahrt, versucht mehrere Rollen Gaze mitzubringen” gab ich den beiden auf.
„Wofür das denn?”
„Werde ich Euch zeigen, wenn Ihr welches bekommen habt.”
Die beiden zogen ab und der Rest der Versammlung löste sich auf. Die großen Jungs verschwanden zum Strand.
Markus ging mit Karla und den beiden Kindern an eine Stelle von der aus die die Kleinen das treiben der großen Jungs nicht mitbekamen.
Ich machte mir Gedanken über den Sturm und überlegte was zu unternehmen ist um Schaden vom Lager abzuhalten.
Da der Wind aus Südwesten kam, würde er uns nicht voll treffen, da unser Gelände in einer Senke hinter der Turtelbucht lag. Sollte aber auch Sand mitkommen, würde es doch eine Menge Schaden geben.
Nach längerem Überlegen beschloss ich mir ein paar Jungs zu holen. Sie sollten mir helfen ein Zeltdach über unserem Wasserspeicher zu errichten. Planen hatte ich schon länger beschafft um das Wasser vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen.
Unter Hilfe von Alexos, Menelaos und den Jungen schafften wir es in ein paar Stunden ein stabiles Schutzdach zu errichten. So würde der See nicht versanden.
Wir waren kaum fertig, kamen Toni und Luca zurück. Sie hatten etliche Rollen des feinmaschigen Stoffs bekommen.
„Was hast Du damit vor?” wollte Luca wissen.
„Mit diesem Stoff werden wir die Fensteröffnungen der Hütten bespannen, damit wir die Räume auch bei Sandsturm belüften können, außerdem müssen die Ansaugöffnungen der Generatoren sanddicht gemacht werden, denn auf den öffentlichen Strom alleine möchte ich mich nicht verlassen” erklärte ich den beiden.
„Könnte Sinn machen” kommentierte Toni.
Der Rest des Tages verlief ruhig.
Dann war der Tag gekommen an dem die Familien der entführten Jungs wieder nach Hause wollten.
Vater Soloi versprach das Material für die Umbauten zu besorgen und hatte sogar Emanual dazu überredet mitzumachen.
Neilos kam auf mich zu „darf ich mitkommen? wenn mein Papa hier baut.”
„Da musst Du nicht mich fragen, sondern Deine Eltern.”
Das tat Neilos dann auch. Der Vater stimmte zu, wenn ich einverstanden wäre.
Damit war auch das geklärt.
Markus hatte inzwischen erreicht, dass Karla mit ihren Kindern hier im Lager blieb, zumindest bis der Sturm vorüber war.
Als alle abgereist waren, war eine komische Ruhe im Lager. Montags hatten die Jungs wieder normal Unterricht.
Am Nachmittag versammelte ich alle vor dem Büro.
„So, Ihr werdet jetzt bitte bei allen Hütten, die bewohnt sind, vor den Fenstern die Stoffbahnen befestigen. Aber bitte so, dass sich die Fenster noch öffnen lassen und Ihr lüften könnt und trotzdem kein Sand in die Zimmer kommt. Sollte es wirklich ein Sandsturm werden, müsst Ihr die Klappläden vor den Fenstern schließen. Bei den unbewohnten Hütten werden die Fenster und die Klappläden geschlossen.”
Allgemeines Gemurmel „meinst’e es kommt so schlimm?”
„Ich weiß es nicht aber wenn es schlimm werden sollte, haben wir wenigstens alles getan was wir gegen den Sand tun konnten.”
Das hatten sie verstanden und zogen mit den Stoff-Rollen los.
Ich selbst schnappte mir auch eine Rolle Stoff und wollte in Richtung Generatoren und Wasseraufbereitung zu gehen.
„Warte ich komme mit und helfe Dir” rief Markus.
Gemeinsam bauten wir um die Frischluftzufuhr der Maschinen einen doppelten Filter, so dass die Maschinen auch währen eines Sandsturms gefahrlos laufen konnten.
Als die Arbeit getan war sagte Markus „Peter, ich glaube ich möchte nicht mehr zurück nach Deutschland. Hier gefällt es mir sehr gut und ich glaube, ich hab mich in Karla verliebt. Ich mochte sie schon als sie noch in Deutschland lebte aber in den letzten Tagen hab ich mich regelrecht in sie und Ihre Kinder verkuckt.”
„Und deine Arbeit in Deutschland?”
„Die werde ich wahrscheinlich kündigen und mich hier nach einer anderen Arbeit umsehen, irgendwas wird sich schon finden.”
„Überlege Dir das genau. Einen Beamtenstatus wirst Du hier aber so schnell nicht bekommen.”
„Ist mir klar, ich werde mit Karla darüber sprechen müssen. Vor allem muss sie versuchen hier wieder eine Anstellung als Lehrerin zu bekommen.”
„Das ist richtig, ich werde mal meine Kontakte ansprechen, vielleicht ergibt sich da ja was.”
Wir gingen zurück. Ich setzte mich auf meine Veranda und machte mir einen gemütlichen Nachmittag.
Markus schlenderte mit Karla und den Kindern am Strand entlang. Es sah aus wie eine glückliche Familie.
Nach einer entspannten Nacht kontrollierte ich die Abdichtung der bewohnten Hütten und ging an den Strand um mich an meiner Lieblingsecke niederzulassen.
Als ich am Wassersaum ankam, verschlug es mir die Sprache. Der sonst so ruhige Wasserspiegel mit den verspielt kleinen Wellen war aufgewühlt. Die Wasseroberfläche war gekräuselt und die Wellen klatschten auf den dunklen Sand.
Ein unangenehm böiger, immer noch warmer Wind zerrte an meinem Shirt und am Süd-Westlichen Horizont sah ich, dass der Himmel sich gelblich-rot färbte.
Es würde immer noch Stunden dauern, bis der Sturm hier ankam aber ich ging vorsichtshalber zurück und unterbrach den Unterricht.
„In ein paar Stunden wird der Sturm hier ankommen” sagte ich zu den Lehrern „es wäre vielleicht gut, wenn Sie den Unterricht abbrechen und zusehen, dass Sie noch vor Beginn zu Hause sind.”
Das sahen die Lehrer genauso, beendeten den Unterricht und fuhren zurück in ihre Wohnungen um dort auf den kommenden Sturm zu warten.
Den Jungs sagte ich „kontrolliert noch einmal alles und räumt alle losen Gegenstände vor den Hütten weg. Nicht, dass sie unkontrolliert durch die Gegend fliegen.”
Kurz darauf ging mein Telefon, es war Dimitros.
„Da kommt was auf uns zu. William hat mich eben angerufen. Seine Wetterfrösche haben ihm mitgeteilt, dass ein Sandsturm, besser ein Sandorkan aus Südosten auf uns zukommt. Die Voraussagen sprechen von Windgeschwindigkeiten von mehr als einhundertfünfzig Stundenkilometern. Das Schlimme daran ist, dass ungeheure Mengen Saharasand mitkommen. Seid Ihr vorbereitet?”
„Wir haben hier alles verbarrikadiert und bestmöglich abgedichtet. Ich hoffe es hält alles. Mehr als Abwarten können wir jetzt nicht.”
Ich schaute in Richtung Strand und sah, dass die Wellen jetzt heftig auf den Strand schlugen. Der Wind hatte auch zugenommen und die Temperatur war drastisch gefallen. Waren es vor einer Stunde noch 33 Grad, so hatte das Thermometer jetzt >nur< noch 19 Grad. Die Jungs fingen an zu bibbern, deshalb schickte ich sie in ihre Zimmer.
Für mich selber legte ich mir einen Parka zurecht. Nicht wegen der Kühle, sondern falls ich raus müsste, als Schutz vor dem Sand. Außerdem hatte jeder von uns einen Mundschutz und Schutzbrillen.
Denn die ersten Körner kamen schon mit und die stachen wie Nadeln in die Haut.
Fortsetzung folgt.
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