Jeder hat so seine Geheimnisse, die nicht für eine breite Öffentlichkeit bestimmt sind. Als die H.s kamen, um mich zu interviewen, tischte ich also die übliche Geschichte auf, die wir auch allen anderen erzählt haben. Ich bin gestolpert und so unglücklich gefallen, dass mir in der Hackmaschine beide Hände abgehackt wurden. Warum sie nicht replantiert wurden? Weil dabei die Handwurzelknochen zerquetscht wurden.
Frau H. ahnte anscheinend, dass dies nicht die ganze Wahrheit war, sie fragte und bohrte. Eigentlich drängte mich es ja, alles zu erzählen, eine solche Begebenheit niemanden mitteilen zu dürfen kann auf Dauer zu einer schweren Belastung werden. Als sie mir dann zeigte, dass wir nicht die einzigen sind, die so ticken, und dass das alles ganz anonym bleibt, entschloss ich mich, alles zu erzählen.
Niemals in meinem Leben war ein Zeitpunkt, an dem ich keine Hände haben wollte. Niemals hatte ich je den Wunsch, irgendeines meiner Gliedmaße nicht zu haben. Mein Mann war auch kein Amelotatist (was das ist erklärte uns erst D., also Frau H.).
Wie jeden Herbst hatten wir Holz zusammengetragen und hackten es jetzt in der Hackmaschine. Die hatte mein Mann vor vielen Jahren selbst gebaut. Einmal eingeschaltet, bewegte sich der Spaltkeil auf und nieder. War er oben, stellte ich den nächsten Holzblock hinein und gleich darauf spaltete ihn das herabkommende Eisen. Eine ziemlich stupide Arbeit, man kann da so seinen Gedanken nachhängen. Ich kann heute nicht mehr sagen wie ich auf diesen Gedanken kam, ich erschrak selber, als ich mir dachte, dass diese Maschine auch die Hände abhacken würde, wenn man sie hinein hielte.
Keine Hände haben? Wie wäre ein Leben ohne Hände? Der Gedanke schlich sich in den nächsten Tagen immer wieder bei mir ein. Sogar abends, im Bett… Mein Mann war beim Stammtisch und ich war allein zuhause. Ein Lustgefühl überkam mich und ich begann zwischen meinen Beinen zu spielen. Mein Mann und ich, wir hatten regelmäßig guten Sex miteinander. Aber Selbstbefriedigung ist halt auch was Gutes… Ich lag also da und ließ meine Finger spielen, ich besorgte es mir ordentlich selbst. Da war wieder dieser Gedanke da. Was täte ich jetzt, wenn ich keine Hände hätte? Wie befriedigt man sich ohne Hände?
Nun, ein solcher Gedanke ist ja noch nicht weiter schlimm. Aber er kam auch am nächsten Tag, als ich wieder beim Hacken war. Er kam und ließ mich nicht mehr los. Als mein Mann kurz ins Haus ging, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen, ich tat es. Ich hielt meine Hände unter den herabsinkenden Eisenkeil. Erst knackte es, dann klirrte es als der Keil auf die eiserne Unterlage aufschlug. Seltsamerweise verspürte ich keinen Schmerz. Ich besah meine Stümpfe, da war nur ein wenig rosa Fleisch und die weißen Knochen. Kaum Blut. Auf der anderen Seite der Hackmaschine sah ich meine Hände am Boden liegen, sie zuckten noch. Dann kam mein Mann, und dann gingen mir die Lichter aus.
Erst nach etwa vier Wochen konnte ich mit den Stümpfen ein wenig „greifen”. Mein Mann, er wusste damals noch nichts vom tatsächlichen Unfallhergang, umsorgte mich liebevoll. Ich selber war zerrissen zwischen der Frage, ob ich verrückt bin, und endlich zu erleben, wie ich nun ohne Hände wirklich zurechtkomme. Ich musste aufpassen, denn es war schmerzhaft, wenn ich mit den Stümpfen irgendwo anstieß. Darum musste ich mich dazu zwingen, sie möglichst noch nicht einzusetzen. Dafür wurde ich in dieser Zeit mit den Füßen ziemlich geschickt.
Am meisten behinderten mich meine Verletzungen im Liebesleben. Ja, ich fühlte mich nur behindert, solange ich meine Stümpfe nicht gebrauchen konnte. Jetzt fühle ich mich keineswegs mehr als Behinderte. Auch im Bett musste ich die erste Zeit auf den Einsatz meiner Stümpfe verzichten. Es war ein Erlebnis, als ich mich erstmals mit einem Stumpf zwischen den Beinen berühren konnte! Dass ich jetzt nurmehr mit diesem doch ziemlich plumpen Ding ungelenk herumrubbeln konnte, und keine zärtlichen Finger mehr zur Verfügung hatte, steigerte noch mein Lustempfinden.
Am Gespanntesten war ich aber auf die Reaktion meines Mannes. Endlich fühlte ich mich in der Lage, seinen Pimmel zwischen meine Stümpfe zu nehmen. Anders war schon, dass ich nun dabei nicht mehr an seiner Seite liegen konnte. Ich kniete neben ihm und nahm seinen Stab zwischen die Stümpfe. Früher war es ein Leichtes, ihn mit der Hand einen herunterzuholen. Jetzt konnte ich ihn nurmehr
zwischen den Stümpfen rollen, die Auf- und Abbewegung, mit der Hand etwas Selbstverständliches, ist mit den Stümpfen ein kleines Kunststück, ich muss mich vornüber halten und kann mich dabei nirgends abstützen. So ist es für mich noch immer ein Highlight, wenn ich ihn auf diese Art zum Abspritzen bringen kann.
Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass mein Mann diese eingeschränkte „Behandlungsmöglichkeit” nicht als Nachteil empfindet. Er bestätigte mir das eines Tages auch. „Handarbeit” kann er selber auch, aber ich muss mich mit meinen Stümpfen viel mehr bemühen, um zu einem Erfolg zu kommen. Es ist eben anders, außergewöhnlich, wie er meint. Das steigert auch sein Lustempfinden.
Was sein Lustempfinden ebenfalls steigert ist, dass er nun der unumschränkte Herrscher über mein Mäuschen ist. Bald nachdem wir uns näher kennengelernt hatten, ließ ich mir – oder ließ ich ihn – meine kleinen Schamlippen piercen. Er wollte auch die Klitoris gepierct, da ließ ich ihn aber nicht heran, zu groß meine Befürchtung, dies könnte meine Libido einschränken. Nun kann er mir also nach Belieben Ringlein einsetzen, Kettchen einhängen und mich damit irgendwo festmachen. Gern spiele ich dann das Spiel mit und versuche, die einfachen Karabiner zu öffnen, was logischerweise mit meinen Stümpfen nicht geht. Manchmal fädelt er eine seidene Schnur durch die vier Löchlein und verschnürt mich wie einen Schuh. Natürlich kann ich mir das auch nicht selber abmachen. Ihn entzückt es und mir macht es nichts aus, und schließlich enden solche Spielchen dann meist mit gutem Sex.
Es kostete Überwindung als sich einmal die Gelegenheit bot, meinem Mann die volle Wahrheit einzugestehen. Ich hatte bis dahin gelernt, wieder fast alle Tätigkeiten ausführen zu können. Wie das mit dem Sex war bzw. ist, habe ich schon gesc***dert. Also nahm er mein Geständnis mit großer Verwunderung, aber ruhig und sachlich auf. Er war mir gegenüber ebenfalls offen und sagte mir, dass er es heute gar nicht so schlecht findet, dass ich keine Hände mehr habe.
Es ist mir noch nie der Gedanke gekommen, damals vielleicht Blödsinn gemacht zu haben. In irgendeiner Weise habe ich das ja so gewollt und ich kann mit meinen Stümpfen, mit meinem Mund und meinen Füßen beinahe alles machen und brauche fast keine Hilfe. Ich wehre mich dagegen, als Behinderte bezeichnet zu werden.
So, nun ist genug gesagt, viel zu viel. Aber jetzt bin ich froh, dass mich D. zu dieser Beichte angeregt hat. Es tut gut, alles einmal auch öffentlich aussprechen zu können ohne befürchten zu müssen, für verrückt erklärt zu werden. Denn ich glaube, dass ich heute noch in eine geschlossene Anstalt eingewiesen würde, wenn mein Geheimnis die Falschen erfahren.