Satt und zufrieden beschloss ich noch ein wenig draußen sitzen zu bleiben und dann früh schlafen zu gehen.
Kurz vor dem Schlafengehen machte ich noch eine Runde durch das Lager. Bei den Jungs war einiges los. Sie hatten sich alle zusammengefunden und machten ihre Sexspielchen. Ich ließ sie in Ruhe und wünschte ihnen eine angenehme Nacht. Nur Toni und Luca fehlten.
Die fand ich in der Plantage. Sie saßen dort eng aneinandergekuschelt unter einem Baum und küssten sich ausgiebig. Da schien mehr draus zu werden, ich gönnte es ihnen.
Bevor ich wieder in trübe Gedanken versank, beschloss ich noch ein spätes Bad im Meer zu nehmen und dann schlafen zu gehen.
Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht wurde ich vom Rufen und Lachen der Jungs geweckt. Die Bande jagte splitternackt am Strand entlang und hatte ihren Spaß.
So verging der Sonntag ruhig und entspannt. Ich konnte wieder ein wenig Kraft tanken, denn Morgen würde der normale Alltag wieder beginnen.
Am Montag war schon früh Trubel um sieben Uhr kamen die Lehrer und richteten sich im Schulgebäude ein. Etwas später war dann gemeinsames Frühstück und für die Jungs ging der Unterricht los. Luca und Toni waren nach Paphos gefahren um einige Sachen zu besorgen. Nur für mich war im Moment nicht viel zu tun. Ich beschloss zuhause Werner im Internat anzurufen um mich zu erkundigen wie alles lief.
„Dass man von Dir auch mal was hört, ohne das was passiert ist” meinte er „muss ich gleich im Kalender rot anstreichen.”
Dann berichtete er „die ersten zehn Kandidaten für Zypern stehen fest. In ein paar Wochen ist es ja soweit, die Flüge sind schon gebucht. Eine Liste mit den Namen schicke ich Dir per E-Mail, wenn die Namen endgültig feststehen.”
„Wer wird sie begleiten?” wollte ich wissen.
„Das wissen wir noch nicht genau. Wahrscheinlich wird aber Tim als Begleiter dabei sein.”
„Oh, das freut mich.”
„Ja, er sich auch und er hat sich freiwillig angeboten. Hubert ist der Meinung, dass er sich so gut macht, dass er ruhig mal ein paar Tage Urlaub gebrauchen kann. Tim nimmt Hubert sehr viel Arbeit ab und wenn man Tim jetzt schon zur Prüfung anmelden könnte, würde Hubert es tun. Aber leider sind die Prüfungen erst Ende des Jahres.”
„Das hört sich alles sehr gut an. Hier habe ich auch einiges geändert. Ich habe die Verwaltungsarbeit an Toni und Luca abgegeben und bin nur noch beratend tätig, damit hab ich mehr Zeit mich um den Aufbau und Erhalt des Lagers zu kümmern.
Seit heute haben die anwesenden Jungs richtig Schule. Es haben sich drei Lehrer mit Einverständnis des Ministeriums gemeldet, sodass alle wichtigen Fächer abgedeckt sind.”
„Wurde aber auch Zeit. Denn ich hatte den Eindruck, dass Dir das alles ein bisschen zu viel wird.”
„Hast Recht und dann noch die ganzen Anfeindungen von außen. Vor allem dieser Türken-Scheich macht mir noch Sorgen. Der will das Lager unbedingt vernichten. Ich hoffe, dass wir ihn in kürze stoppen können.”
„Wie willst Du das denn machen?”
„Ist mit Dimitri und William abgesprochen, mehr kann ich dazu noch nicht sagen, vor allem nicht am Telefon.”
„Du und Deine Vorsicht, aber sei es drum, wenn’s klappt soll′s mir recht sein.”
Damit war das Gespräch beendet.
Draußen war großes „Hallo”. Die Jungs hatten Pause und unterhielten sich angeregt über die vergangenen Schulstunden. Sie waren sogar einigermaßen ordentlich gekleidet. Auch die Lehrer waren offensichtlich zufrieden. Sie saßen an einem Tisch und hatten kühle Getränke vor sich stehen.
Ich ging zu ihnen hin und fragte „wie waren die ersten Schulstunden mit den Jungs?”
„Sie scheinen mir alle sehr wissbegierig und dazu noch wohlerzogen. Bei den >Türkei-Importen< sind noch Defizite festzustellen, aber die saugen alles auf, was wir ihnen vorbeten. So mach Schule Spaß."
Die Lehrer Janis hatten zum Sprecher erkoren.
„Heute war bisher hauptsächlich das gegenseitige Vorstellen vorgesehen und die Bekanntgabe des Stundenplans. Morgen geht es dann in die einzelnen Fächer.”
Das hörte sich alles gut an und die Lehrer riefen die Jungs in den Klassenraum, damit es weiter gehen konnte.
Ich besuchte Kiriakos und fand ihn zusammen mit Alexos bei der Ölmühle. Alexos machte ein sorgenvolles Gesicht.
„Was ist denn los” wollte ich wissen.
Er wollte nicht so recht mit der Sprache heraus, deshalb erklärte mir Kiriakos was los ist.
„Sein Sohn hat seine Firma in den Sand gesetzt und verlangt jetzt seinen Erbanteil den er an eine Investmentgesellschaft verkaufen will. Die hätten nämlich gerne den Grund um hier eine Luxus-Ferienanlage zu errichten.”
Das waren keine guten Nachrichten, deshalb beschloss ich im Beisein der beiden den Notar anzurufen.
Der beruhigte uns „die Verträge sind rechtskräftig und nicht anfechtbar, da Ihr darauf bestanden habt das Gelände auf Rentenbasis zu verkaufen und beide Kinder von Alexos mit ihrer Unterschrift auf das Erbe verzichtet haben. Also macht Euch keine Sorgen.”
Alexos war erleichtert und die beiden machten mit ihrer Arbeit weiter. Ich ging zurück zum Büro und beschloss zu faulenzen.
Kaum angekommen klingelte mein Handy. Unbekannte Nummer?? Ich meldete mich mit einem „Hallo?”
Es war Erol „Bevor Du fragst, das ist ein Telefon, das ich gefunden hab. Ich hab lediglich eine neue Prepaid-Karte kaufen müssen, weil auf der alten kaum noch Guthaben war.”
„Wie? Gefunden?” unterbrach ich Erol.
„Akim und ich sind an unserem freien Tag mal raus in die Natur. Unsere >Schatten< haben uns irgendwie verloren, oder keine Lust. Jedenfalls waren wir alleine. Da haben wir uns ein wenig ausgetobt, ja wir hatten endlich mal wieder Gelegenheit uns ohne Lauscher miteinander zu beschäftigen. War wunderschön und entspannend für uns beide. Anschließend sind wir noch ein wenig durch die Gegend gelaufen. Auf dem Rückweg bin ich über einen Stein gestolpert und hab mich lang hingelegt. Beim Abstützen mit der Hand hab ich ein Stück Gras weggeschoben. Ganz erstaunt sah ich in dem Loch ein wasserdicht verpacktes Handy mit Netzteil liegen. Das hab ich eingesteckt und in meinem Zimmer untersucht. Es war sogar noch nicht abgeschaltet. Ich hab es schnell angeschlossen und nachgesehen, ob ich den Besitzer ausfindig machen kann. Habe aber nur Zahlen darin gefunden."
„Stell mal fest was das Handy für eine Nummer hat.”
Ich nannte Erol die Kombination und nach wenigen Sekunden gab er mir die Geräte-Nummer durch.
„Wir machen jetzt erst-mal Schluss, kannst Dich ja später noch einmal melden. Stell das Handy auf Lautlos-Vibrieren, dann fällt es nicht so auf, wenn ich Dich mal anrufe” erklärte ich Erol.
Einer Ahnung folgend rief ich Dimitros an und nannte ihm die Geräte-Nummer.
„Ich wird mal prüfen lassen ob die zu uns gehört” gab er zur Antwort.
Zwei Stunden später rief Dimitros zurück „wie ich vermutet habe das Telefon musste ein Agent aus Nikosia zurücklassen, weil die Türken ihn beinahe entdeckt hätten. Ein anderer sollte es wiederholen, hatte aber bisher keine Gelegenheit. Du sagst es hat jetzt dieser junge Bursche gefunden. Das ist gut, denn er kann es gefahrlos benutzen, der Daten- und Sprachverkehr wird verschlüsselt wenn er eine bestimmte Tastenkombination drückt und Du kannst die Daten mit der App und dem gleichen Schlüssel sichtbar machen.”
Er nannte mir App und Kombination, die ich umgehend an Erol weitergab.
Es dauerte nicht sehr lange und ich konnte die erste Nachricht von Erol sehen.
„Das ist gut” schrieb dieser „denn hier tut sich etwas. Ich versuche rauszufinden was los ist und berichte dann.”
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