PlantationOwner
Sara
„So, so, Fräulein. Du hast also wieder Deine Hausaufgaben nicht. Das ist unsere dritte Stunde und das ist schon das zweite Mal.”
Herr Möller, der Mathelehrer, sprach mit fester Stimme. Sara mochte ihn, nicht als Lehrer, denn sie hasste Mathe. Aber sie fand ihn irgendwie als Mann attraktiv. Sara ging in die Klasse 10c der Salem-Jones-Realschule in Hagen, einer schmuddeligen Kleinstadt, in der das Leben meist langweilig war. Deshalb ging Sara noch nicht mal ungern zur Schule. Sie war zwar keine gute Schülerin, aber in der Schule war wenigstens was los.
„Da Du ja auch insgesamt wenig mitkriegst, weißt Du wahrscheinlich nicht, dass sich in diesem Jahr einiges ändert. Seit die neue Landesregierung im Amt ist, ist es Schulen freigestellt, ihre Schülerinnen und Schüler mit „geeigneten pädagogischen Mitteln” für Fehlverhalten zu bestrafen. Und in der Schulkonferenz gestern Abend hat unsere Schule nach heftiger Diskussion beschlossen, körperliche Züchtigungen einzuführen. Unser Schulleiter Herr Dressler war skeptisch und hat sich der Stimme enthalten. Aber vor allem Frau Rottmann hat sich sehr dafür eingesetzt.”
Frau Rottmann war die Mittelstufenkoordinatorin, also für die Klassen 8 bis 10 zuständig. Sie war erst seit letztem Jahr in diesem Amt und bei Lehrern und Schülern gleichermaßen unbeliebt. Bei den Lehrern, weil sie eine typische Karrierefrau war: blond, durchaus attraktiv, dabei aber unnahbar und insgesamt unsympathisch. Um mit Mitte 30 bereits in so eine Position zu kommen, musste man wohl so sein. Die Schüler mochten sie nicht, weil sie nicht einfach nur streng war, sondern meist den Eindruck erweckte, sie freue sich geradezu, wenn sie Schüler für irgendwas bestrafen konnte. Bisher waren das natürlich nur die „normalen” Maßnahmen gewesen: Nachsitzen, lange Strafarbeiten, Brief an die Eltern, Müll aufsammeln, oder ähnliches. Dass sie für die Einführung der Prügelstrafe war, passte ins Bild.
„Vorgesehen sind Schläge mit „geeigneten Instrumenten”, also z.B. einem Rohrstock einem Brett, oder einer Peitsche. Für was, und wie, und wie viele, wird zunächst noch nicht vorgegeben. Stattdessen hieß es, in einer Testphase im ersten Halbjahr sollen die Kollegen selbst entscheiden, wie sie die neue Regelung umsetzen.”
Sara starrte Herrn Möller an. Nicht vor Entsetzen, sondern eher ungläubig, weil sie das tatsächlich nicht mitbekommen hatte. Entsetzt war sie keineswegs, im Gegenteil. Sie hatte schon als Kind gemerkt, dass sie körperliche Züchtigungen im Fernsehen faszinierend fand. Am liebsten schaute sie Filme oder Serien über Sklaverei. Denn da konnte man fast sicher sein, dass irgendwann eine Szene kam, in der ein halbnackter schwarzer Sklave von einem sadistischen weißen Aufseher blutig gepeitscht wurde. Spätestens seit Beginn der Pubertät hatte das eine geradezu sexuell erregende Wirkung auf Sara. Die handelnden Personen waren allerdings fast immer Männer, auf beiden Seiten der furchteinflößenden Bullenpeitsche. Da Sara sich eher mit der Rolle der Opfer identifizieren konnte, war ihre absolute Lieblingssendung daher eine Serie über eine weibliche Sklavin. Diese war das Ergebnis eines „Seitensprungs” eines weißen Plantagenbesitzers mit einer Sklavin, und damit seine Tochter. Sie musste allerdings als Sklavin auf seiner Plantage leben. Da der Plantagenbesitzer mit der Situation nicht zurecht kam, und die Sklavin überdies recht aufmüpfig war, wurde sie oft ausgepeitscht. Das erregte Sara. Sie stellte sich dann vor, sie selbst würde mit nacktem Oberkörper an einen Pfahl gefesselt und vor den Augen aller anderen Sklaven brutal gepeitscht.
Sara fand sich selbst nicht besonders attraktiv, stand mit dieser Meinung aber ziemlich alleine da. Ihr hübsches Gesicht erinnerte an die Schauspielerin Sophie Marceau aus dem Film La Boum. Sie war recht klein und schlank, was auch dadurch gut zur Geltung kam, dass sie sich sehr vorteilhaft zu kleiden wusste. Sexy, aber nicht aufdringlich; eine Kombination, die den wenigsten Teenagern gelang. Die Jungs in ihrer Klasse starrten sie mehr oder weniger plump an, taten aber nichts weiter. Einige Jungs vom benachbarten Gymnasium, mit dem sich die Salem-Jones-Realschule das Schulgelände teilte, zeigten hingegen offensichtliches Interesse, wenn sie sie in der Pause sahen.
Die Mädchen aus der 10c mochten Sara nicht. Das lag allerdings wohl nur daran, dass Vanessa sie nicht mochte. Vanessa war die „Klassenprinzessin”. Sie gab seit der fünften Klasse den Ton an und war natürlich auch Klassensprecherin. Sie war ein hübsches blondes Mädchen mit einem sehr schönen Körper und wohlgeformten Brüsten, um die sie sogar Sara beneidete, die ihren eigenen Busen zu klein fand. Vanessa hätte es niemals zugegeben, aber sie wiederum beneidete Nathalie um ihre offensichtliche Ausstrahlung auf Männer, sowohl jugendliche als auch erwachsene. Obwohl sie selbst ein durchaus schönes Gesicht hatte, spürte sie, dass Sara mit ihrem etwas frechen Ausdruck von den meisten als noch attraktiver empfunden wurde. Und da Vanessa schon im Kindergarten und in der Grundschule immer überall die erste und beste und tollste sein wollte, störte es sie, als Sara in der sieben in die Klasse kam und ihr den Rang streitig machte. Übrigens ungewollt. Sara war sich ihrer Wirkung erst nach und nach bewusst, bildete sich darauf aber im Gegensatz zu Vanessa nichts ein. Wenn sie im Sommer leicht bekleidet, mit Kleidchen oder kurzem Rock, engem Oberteil und offenen Schuhen über den Schulhof schlenderte, dann nicht, um anderen zu gefallen, sondern weil sie es selbst schön fand. Und dass manche es als aufreizend empfanden, wenn sie an richtig heißen Tagen ab und zu barfuß zur Schule kam, dafür konnte sie nichts.