Hannah wurde wach, als sich der Festsaal mit Lärm füllte. Türen fielen lärmend ins Schloss und plappernde Frauenstimmen erfüllten die Luft um sie herum. Sie hatte die ganze Nacht im Stock auf der Seite gelegen. Ihre Glieder waren taub und Hannah wünschte sich nichts sehnlicher als aus dem Folterinstrument zu entkommen und ihre müden, tauben Glieder zu strecken. Doc Mary war unter den Frauen und sie sah zu, dass man tat ihr diesen Gefallen auch tat. Als das Blut wieder frei zirkulieren konnte, überfiel sie ein übler, stechender Schmerz. Hannah schrie kurz auf, weil ihre Glieder sich verkrampften und brauchte einige Augenblicke, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doc Mary, sah die junge Hexe besorgt an, während die anderen Frauen diese Schmerzensschreie einfach ignorierten. Sie konnten beim besten Willen kein Mitleid mit der Hexe aufbringen, die ihr Los frei gewählt hatte. Außerdem waren sie viel zu sehr damit beschäftigt den Saal in Ordnung zu bringen. Achtlos ließ man die Rothaarige auf dem Boden liegen. Sie würde ja doch nicht flüchten. Das verschaffte Hannah eine dringend benötigte Ruhepause, um sich zu sammeln.
Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer selbstgewählten Tortur, hatte Hannah Zeit in Ruhe nachzudenken. War es das was sie gewollt hatte? Hatte sie sich diesmal eine Buße auferlegt, die sie nicht tragen konnte? Hannah war müde und sie zitterte vor Kälte. Sie fühlte wie ihre Kraft sie zu verlassen drohte. Für einen Moment erschien es ihr als wollten ihre Glieder erlahmen. Dabei wusste sie ganz genau, dass das schlimmste, der Höhepunkt sie erst noch erwartete. Sie hatte schließlich ihre gesamte Tortur mit der alten Bürgermeisterin ausgehandelt. Und bei Gott! Sie war wahrlich nicht zimperlich mit sich gewesen. Sie hatte leiden wollen, Buße tun, für all die Leben, die sie zerstört hatte und Buße tat sie nun! Die alte Bürgermeisterin war von Hannahs Radikalität schockiert gewesen und hatte die Hexe herunterhandeln müssen! Jetzt schlich sich zum ersten Mal Bedauern darüber ein, dass sie so stur geblieben war. Zweifel beschlichen die junge Frau. Sie wusste nicht, ob sie durchhalten konnte. Aber war das nicht die echte Buße, die echte Strafe, über die Grenzen zu gehen, dorthin wo es wirklich weh tat. War nicht die wahre Strafe zwangsweise in Regionen ein zu tauchen, die sie freiwillig nicht betreten hätte?
Ein vorsichtiger Griff an ihre Schulter, holte sie zurück in das Hier und Jetzt. Unwillkürlich wandte sie sich in die Richtung aus der sie die Hand vermutete und sah abermals in das besorgte Gesicht der Dorfärztin. „Komm! Es geht weiter!”, meinte sie. Hannah glaubte Mitleid in der Stimme der Ärztin auszumachen. Vermutlich konnte man als Ärztin nicht anders, als Mitleid mit geschundenen Kreaturen empfinden, schoss es Hannah durch den Kopf. Sie straffte ihre Haltung. Das Mitleid der Ärztin war ihr peinlich. Sie hatte sich freiwillig in dieses Dorf begeben, um genau diese Schinderei zu ertragen. Dafür stand ihr einfach kein Mitleid zu! In einem Nebenraum, durfte sich Hannah auf eine Bank setzen, damit die Ärztin sie einmal in aller Ruhe gründlich durchchecken konnte. „Naja. Du wirst es überleben.”, meinte die Ärztin schließlich. Hannah nickte nur mit unbewegter Miene. Die Ärztin rief einen Namen in den Saal, den Hannah nicht verstehen konnte und nur wenige Sekunden später tauchte eine ältere Dame im Türrahmen auf. Diese versorgte Hannah dann weiter. Die junge Hexe bekam ein wenig Haferschleim zu essen und durfte ihre Notdurft verrichten. Dann ging es auch schon weiter.
Man gab ihr ein paar Latschen und hüllte sie in ein paar Decken. Dergestalt notdürftig ausstaffiert, nahmen zwei Büttel die junge Frau in ihre Mitte und führten sie möglichst unauffällig durch einen erweiterten Hinterhof zum Hintereingang des Rathauses. Durch mehrere schmale Gänge wurde Hannah in einen Saal geführt, der durch einen schweren, roten Vorhang in zwei Teile getrennt war. Die junge Frau konnte nur vermuten wie lang dieser Saal wirklich war, denn sie selbst konnte nur jene zwei Meter Tiefe ihres Teils des Raumes sehen. Doch vernahm sie von der anderen Seite des Vorhangs ein dermaßen lautes Stimmengewirr, dass sie vermuten musste, dass sich dort Dutzende, wenn nicht mehr als hundert Personen befinden mussten. An den Stimmen konnte Hannah erkennen, dass es sich vornehmlich um Frauen handeln musste.
Hannah sah einen kleinen Stand auf dem ein Plakat prangte. Leider konnte sie nur das Wort ‘Charity’ lesen, bevor man sie weiter zerrte zu einem ziemlich schwer aussehenden Andreaskreuz. Es sprach für sich, dass Hannah dieses schwere Folterinstrument gar nicht wirklich aufgefallen war. Zu sehr war dieses tückische Möbelstück ihr im letzten Jahr zu einem ihr allzu vertrauten Anblick geworden. Hannah stellte sich sofort in Position, sodass die Büttel die junge Frau an das Kreuz fixieren konnten. Als Hannah das vertraute Klicken von einrastenden Metallfesseln vernommen hatte, prüfte sie zur Sicherheit nochmal ihre Fesseln. Sie gaben natürlich nicht nach und sofort stellte sich bei Hannah ein erhabenes Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit ein. Dies war ihr Platz. Der Platz den ER, ihr Professor, ihr zugewiesen hatte und an dem sie sich deswegen wohlfühlen konnte. Hannah atmete tief durch.
Einer der Büttel hatte ihren Seufzer der Erleichterung völlig falsch interpretiert. Mit einem sadistischen Lächeln wandte er sich Hannah zu, „Na. Jetzt ist dir das Lachen gründlich vergangen du kleine Schlampe!”, Hannah sah ihn verwundert an. „Wenn du nur wüsstest was wir jetzt mit dir machen… du würdest auf den Knien um Gnade winseln!”, fuhr die Wache fort. Hannah verzog keine Miene. „Ich weiß genau, was jetzt kommt.”, beschied sie ihn. Der Verblüffte Mann hatte keine Zeit mehr sich eine Erwiderung einfallen zu lassen, denn schon wurde der Vorhang weggezogen und Hannah blickte in einen Saal mit mindestens hundert Paar Frauenaugen, die sie teils Abschätzig, teils voller Verachtung ansahen. So zur Schau gestellt ließ man die Hexe erst einmal in ihrer Schande schmoren. Erst nach einer Weile, die Hannah wie eine Ewigkeit vorkam, ergriff die Bürgermeisterin das Wort.
„Liebe Gäste! Willkommen zur 32. Ausgabe unseres Marktes zum Erntedankfest!” Es kam ein kurzer, höflicher Applaus auf. „Ich freue mich so viele Bekannte und Unbekannte Gesichter hier zu sehen und ich bin stolz darauf ihnen eine besondere Attraktion präsentieren zu können!” Die Alte machte eine weit ausholende Bewegung in der sie auf die Rothaarige am Andreaskreuz wies. Nun erklärte die Bürgermeisterin, dass während des Erntedankfestmarktes traditionell Geld für den guten Zweck gesammelt wurde. Die Gäste waren eingeladen Selbstgebasteltes zu erstehen, eine lokale Spezialität zu essen oder Spiele aller Art zu spielen. Und eines dieser Spiele bezog Hannah, die Hexe ein. Der Stand der in der Nähe von Hannahs Andreaskreuz aufgebaut war, verkaufte klitzekleine Teelichter die die Käufer dazu verwenden konnten die Hexe zu quälen, in dem sie ein wenig Kerzenwachs auf ihre Haut träufelten.
Hannah konnte nicht sehen, ob dem Rest des Marktes großer Erfolg beschieden war. Die lange Schlange, die sich binnen wenigen Minuten vor ihrem Andreaskreuz gebildet hatte, nahm ihr die Sicht. Es dauerte keine zwei Minuten als die Erste Frau mit einem der Teelichter vor ihrem Gesicht auftauchte. Die Frau ließ sich Zeit. Sie hatte ja auch 20 Pfund für ihr Vergnügen bezahlt. Sie hielt das Teelicht mit der Linken. Mit der Rechten strich sie sanft die Innenseite Hannahs Oberschenkels nach Oben, bis ihre Finger an Hannahs metallenen Keuschheitsgürtel kamen. Die Frau, die ein ergrautes Blond trug flüsterte Hannah ins Ohr, „Wenn das dumme Eisending nicht wäre. Du wüsstest genau wo das Wachs hinkäme.” Hannah schloss die Augen. Ja! Das wüsste sie nur all zu gut. Wachs an jener Stelle war die besondere Vorliebe ihres Herrn.
Das Andreaskreuz, das Kerzenwachs, dies war alles eine einzige Hommage an ihren Herrn. Genauso wie das, was sie an jenem Tag noch erwartete eine Hommage an ihn war. Eigentlich war ihr gesamter Verbleib, all die Schinderei eine einzige Ehrbezeugung von ihr für ihn war. Aber dieser letzte Tag, ganz besonders. Diese letzten beiden Stationen vor dem großen Finale an diesem Abend war als ein intimer Einblick in ihr gemeinsames Glück gedacht in dem jeder seine Rolle spielte. Er befahl und sie gehorchte. Er strafte und sie litt. Sie gefesselt am Andreaskreuz und er davor. Nicht dass sie sich entzogen hätte. Im Gegenteil, sie hätte ihren Körper der Folter nur zu gern präsentiert, aber das Andreaskreuz machte die Distanz sichtbar die Hannah und ihr Peiniger trennte. Da war ein Herr und da war eine Sklavin.
Die Blonde riss sie unglaublich unsanft aus ihrer Trance. Mit ihrer freien Hand hatte sie der Hexe unters Kinn gepackt und griff beherzt zu, sodass Hannah die schnell die Wangen weh taten. „Hey! Nicht weg nicken!”, sie ließ die Kerze über Hannahs Brüsten kreisen. „Schau mir in die Augen Hexe! Na weißt du wie sich Kerzenwachs auf deinen Brüsten anfühlt?!” Die Frau hielt einen Moment inne, sah Hannah tief in die Augen. Mit den Worten, „Du weißt es ganz genau, du Luder!”, ließ sie das heiße Wachs auf Hannahs Brüste träufeln.
Es war nicht besonders viel Wachs, das da auf Hannahs Haut landete. Die Organisatoren hatten ja ein Interesse daran möglichst viel einzunehmen, es tat Hannah dennoch höllisch weh und scharf zog sie die Luft ein. Genau diese Pein hatte ihr gefehlt. Diese Pein bedeutete die Sicherheit und die Geborgenheit an ihrem angestammten Platz zu stehen und zu tun wofür sie geboren war. Leider wusste Hannah aber aus ihrem breiten Erfahrungsschatz mit ihrem Meister auch, dass sich die Pein und mit ihr dieses süße Gefühl schnell nachlassen würde. Es galt hier und jetzt zu genießen!
Zum Glück stand binnen Sekunden eine andere Dame vor ihr und träufelte ihr Wachs auf Hannahs Haut und noch eine, und noch eine, und noch eine,…
Hannah entwich in eine überaus angenehme Trance.
Nach ihrer Befreiung aus Rüdigers Verlies hatte ihr niemand geglaubt. Wer hätte auch glauben können, dass sie sich freiwillig ihrem Leiden unterworfen hatte, denn wer hätte sie verstehen können. Am wenigsten verstanden sie die Psychologen, die sie hatte konsultieren müssen. Wie hätte sie denen begreiflich machen können, dass sie nicht Opfer sondern Täter war. Die Leute hatten ihr ja nicht einmal wirklich zugehört. Es hatte Wochen gedauert, bis Hannah eingesehen hatte, dass der einzige Weg diese Leute, die ihr lästig zu werden begannen, loszuwerden. Sie musste ihnen das erzählen, was sie augenscheinlich hören wollte. Es kostete sie einige Zeit und noch viel mehr Mühe, um diese Leute endlich zu täuschen. Doch mit jeder Anstrengung, die sie Unternahm die Psychologen endlich aus ihrem Leben zu bekommen, nahm die Sehnsucht zu sich endlich jemandem zu offenbaren. Jemandem, der ihr einfach zuhören wollte. Jemandem der sich vorurteilsfrei ihrer Geschichte annehmen wollte, ohne sie unbedingt ändern zu wollen.
Als sie die Psychologen endlich aus ihrem Leben gedrängt hatte und wieder studierte, war schließlich Johann in ihr Leben getreten. Er war sozusagen ein letztes Geschenk dieser Psychologengesellschaft gewesen. Als Hannah sie davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie ihr Leben wieder in die eigenen Hände nehmen wollte, waren die Psychologen darüber entsetzt. Dafür war es viel zu früh, sagten sie. Als sich Hannah aber nicht um deren Meinungen kümmerte und sie die junge Studentin auch anderweitig nicht daran hindern konnten, hatten sie sich informell an den Vertrauensprofessor Hannahs Fakultät gewandt, damit dieser ein Auge auf Hannah werfen konnte. Hannah kannte Johann, denn dieser war ein Professor für Anthropologie und sie hatte im letzten Semester seinen Kursus besucht (und erfolgreich abgeschlossen). Sie hatte den Mann, den viele als komischen alten Kauz betrachteten gemocht, ohne ihn wirklich zu kennen. Dies sollte sich nun ändern.
Er war bereits am ersten Tag des neuen Semesters an sie herangetreten und hatte sie durch seine entwaffnende Ehrlichkeit im Sturm erobert. Er hatte nicht lange um den heißen Brei herum geredet, sondern seine Karten unverzüglich auf den Tisch gelegt. Hannah war über ihre eigene Reaktion auf seine Offenheit höchst verwundert gewesen. Sie hätte von sich selbst erwartet, dass sie bei seinem Bekenntnis er würde auf das Bitten einiger alter Freunde ein fürsorgliches Auge auf sie behalten, eiligst die Flucht ergriffen hätte. Doch wollte sich in diesem Moment kein Fluchtimpuls bei ihr einstellen. Sie hatte in das freundliche Gesicht des Fünfzigers mit dem weiten, aber gepflegten weißen Bart gesehen und beschlossen, dass sie sich ihm anvertrauen konnte.
„Wissen Sie eigentlich worauf sie sich da einlassen?”, hatte sie nüchtern herausfordernd aber keineswegs unfreundlich gefragt. „Nein. Nicht wirklich.”, hatte Johann in freundlichem Ton geantwortet. „Ich habe einige Andeutungen zu hören bekommen, aber genaueres weiß ich nicht.” „Vielleicht sollten Sie sich dann erst mal meine Geschichte anhören, bevor sie voreilige Verpflichtungen eingehen, die sie später nicht werden halten können.”, hatte sie ihn in ebenso nüchternen, wie freundlichem Ton beschieden. „Ja. Vielleicht sollte ich das tun!”, hatte er freundlich gesagt und zu einem Café eingeladen, damit sie ihm ihre Geschichte erzählen konnte.
Ein Café hatte für ihre Geschichte leider nicht ausgereicht. Auch nach dem Zweiten und Dritten, war der Großteil ihres Werdegangs unbeleuchtet geblieben. Es war Mittag geworden und er bezahlte ein Mittagessen in einem guten aber nicht übermäßig teuren Restaurant bei dem sie weiter erzählte. Sie hatte von Anfang an beschlossen ihn nicht zu schonen, nichts auszulassen und genauso offen und ehrlich mit ihm umzugehen, wie er mit ihr. Zu ihrer Erleichterung machte er keine Anstalten sie zu unterbrechen oder anderweitig zu stören, sondern ließ sie einfach erzählen. Erst nach einiger Zeit begann er ihr durch vorsichtiges Nachfragen zu helfen ihre Geschichte zu ordnen und in strukturiertere Bahnen zu lenken, ohne jedoch zu versuchen sie in ihren Gefühlen und Werten zu beeinflussen.
So hatte sie auch keine Einwände geltend gemacht, als er ihr vorgeschlagen hatte ihr Gespräch in seinem Haus am Stadtrand weiter zu führen. Sie vertraute ihm. Nach einer halben Stunde im Auto, welche die Beiden in angenehmen Schweigen verbracht hatten, hatte er sie vor seinem geräumigen Haus abgesetzt und das Auto in die Garage gefahren. Sie hatte an der Haustür auf ihn gewartet. „Bevor ich dich in das Haus lasse, muss ich dir etwas sagen.” Sie hatte ihn gespannt schweigend angesehen. „Du hast mir von diesem Rüdiger und seinem Keller erzählt”, Hannah hatte genickt. „Ich habe auch so einen Keller.” Hannah hatte innegehalten und ihn gefragt, „zeigst du ihn mir?” „Erst wenn du mir deine ganze Geschichte erzählt hast. Willst du trotzdem reinkommen?” Hannah wollte.
Hannah hatte noch viel zu erzählen. Sie erzählte bis in die Nacht hinein und übernachtete auf Johannes langem Sofa. Und sie erzählte den ganzen nächsten Tag über. Erst am Abend schloss sie ihre Erzählung ab. „Und was denkst du?”, hatte Hannah halb hoffend und halb bangend gefragt. „Das ist eine wirklich interessante Geschichte.”, sagte Johannes kryptisch. „Jetzt weißt du alles über mich.”, stellte Hannah in ihrem nüchtern-freundlichen Ton fest. „Zeigst du mir jetzt deinen Keller?” „Eigentlich will ich nicht.”, meinte der Mann in seiner entwaffnenden Ehrlichkeit. „Aber ich habe es dir versprochen.” Er stand auf, nahm einen Schlüssel vom Schlüsselbrett und machte sich auf den Weg. Hannah folgte ihm in respektablem Abstand.
Er hatte die schwere Eichentür (zumindest hatte Hannah vermutet, dass es sich um eine Eichentür handelte, denn in ihrer Vorstellungswelt waren alle schweren Türen aus Eiche) geöffnet und hatte Hannah in den Keller geführt. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Hannah ein echtes Andreaskreuz gesehen. Sie hatte bis zu diesem Tage allenfalls von diesen Dingen gehört, eher noch gelesen. Es war aus schwarzem Holz und hatte Karabinerhaken wo Arme und Beine fixiert werden mussten und sah viel größer und sah weitaus furchteinflößender aus, als sie es sich vorgestellt hatte. Sofort hatte Hannahs Fantasie damit begonnen verrückt zu spielen. „Lässt du es mich einmal spüren?”, hatte sie Johannes gefragt. „Nur wenn du erst meine Geschichte anhörst.”, hatte er geantwortet. Das war nur fair. Sie waren in die Küche zurückgekehrt.
Hannah erwachte erst wieder aus ihren Tagträumen, als ihre Fesseln gelöst wurden. Unwillkürlich schüttelte sie ihren Kopf, wie um die Träume von sich abzuschütteln. Sie blickte in den Saal, wo man bereits emsig damit beschäftigt war den Schmutz zusammenzukehren. Dann blickte sie an sich herunter und sah das Wachs in mehreren Schichten an ihrer Haut kleben. Zwei Büttel nahmen sie abermals in ihre Mitte und führten sie zurück in das Gewirr aus kleinen Gängen des Rathauses.