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Urlaub mit Mama

Urlaub mit Mama



Urlaub mit Mama. Nicht von mir Netzfund bei LIT von spkfantasy

Was passiert, wenn eine Mutter und ihr Stiefsohn vom Schicksal einer strikten Internierung gezwungen werden, eine unbestimmte Zeit in einer Kajüte auf einem Kreuzfahrtschiff zu verbringen, das sie nicht verlassen können?

1. Prolog

Iris empfing ihre Schwester Ute mit einem herzlichen Lächeln in dem Garten ihres Hauses. Mit ihren 38 Jahren sah sie immer noch so gut aus, dass Ute sich wünschte, sie würde in fünf Jahren auch genauso gut aussehen. Mitunter wurden sie für Zwillingsschwestern gehalten, was aber mehr ein Kompliment für Iris als für sie selber war. Iris hatte inzwischen die mollige Statur einer Köchin, was auch passte, da sie leidenschaftlich gern in der großen Küche im Haus arbeitete, weil Kochen ihr Hobby war. Ute hatte dieses Hobby nicht, weil sie als hart arbeitende Frau keine Zeit und auch keine Lust dazu hatte, aber dafür hatte sie auch keine Zeit für Sport oder Gymnastik.

Es war wie so häufig in letzter Zeit. Die unverheiratete Ute war genervt von den ständigen Beschwerden ihrer älteren, verheirateten Schwester Iris, die sie seit einigen Monaten wieder und wieder hervorbrachte. Dabei lebte diese im Luxus und brauchte nichts zu entbehren, da ihr Ehemann sehr gut situiert war!

Ute hingegen war am Ende jedes Monats damit beschäftigt, ihre Einkäufe zu beschränken, damit ihr Konto nicht ins Minus kam. Sich mit Männern zu treffen, war inzwischen auch kein reines Vergnügen mehr, seit sie die magischen 33 erreicht hatte. Der darauffolgende Geburtstag hatte bereits die ‚vier’ als Zahl — und das verursachte eine gewisse Torschlusspanik bei ihr. Zudem waren die meisten Männer aus ihrem Bekanntenkreis in ihren Augen Waschlappen. Keiner von den Männern in den letzten drei Rendezvous hatte das richtige Selbstbewusstsein als Mann — die hatten alle keinen Arsch in der Hose gehabt, sondern redeten nur nett. Oh, sie waren sehr verständnisvoll für die Probleme der Frauen, aber sie trauten sich noch nicht einmal über Küsse zu reden, geschweige denn, sie einzufordern oder gar sich frech einen zu rauben, wenn man zusammen in der richtigen Stimmung tanzte. Sie hatten Angst vor einer Ohrfeige. Ja, Herrgott, sollte sie denn den Mann zum Küssen zwingen??

Iris beklagte sich hingegen darüber, dass ihr Mann so ein elender Macho sei. Sie beklagte sich, dass sie immer ihren Sohn zur Schule fahren müsste, weil ihr Mann darauf bestand. Iris beschwerte sich, dass ihr Mann nicht mehr zärtlich sei. Sie stöhnte über all die Hausarbeit. Sie beneidete Ute um die Freiheit mit Männern ausgehen zu können. Heute um 11:11 zur Sommersonnenwende ging Ute alles über die Hutschnur:

„Bei allen Hexen, Iris, ich wünschte mir, du müsstest mal für ein Jahr als Single mit meinem Einkommen leben, damit du weißt, wie schwer das ist. Auch das Einkaufen ist unter diesen Bedingungen kein Zuckerlecken! Und die Männer sind auch nicht das, was Du denkst. Es ist nicht nur die Freiheit, die zählt!!”

„Ute, ich wünschte mir von Freya, du wärest mal für einige Zeit in meiner Situation und würdest sehen, wie schwer es ist, so einen Macho als Ehemann zu haben, der selbst davor nicht zurückschreckt, mich vor dem eigenen Sohn zu demütigen, nur weil ich mal mit einem Mann geflirtet habe! Dafür würde ich gerne auf Luxus verzichten!”

Das erwiderte ihre Schwester hitzig. Ute lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als sie das hörte. Sie erinnerte sich sofort an die Situation vor ein paar Monaten, über die sich Iris eben beklagt hatte. Sie hatte es von ihrer Schwester gehört, die sich bitter beklagt hatte. Ute hatte Mühe gehabt, so zu tun, als ob sie echtes Mitleid empfinden würde. Dabei fand sie die gesc***derte Situation ungemein anregend — und sogar erregend. Von einem dominanten Ehemann übers Knie gelegt zu werden, das kam in den Geschichten häufig vor, die sie so gerne las.

Keine der beiden bemerkte bei dem lauten Streitgespräch das heftige Rauschen des Windes, der um das die Veranda strich — und das in der völligen Windstille dieses schönen Frühsommertages.

2. Iris

Ich betrachtete meine Männer mit einer Mischung aus Stolz und Unbehagen. Der groß gebaute Herbert sah gut aus, aber ich hätte mir mehr Zärtlichkeit und weniger Eifersucht oder Dominanz gewünscht. Na schön, Herbert war mit 55 und dem florierenden Unternehmen ein gestandener und erfolgreicher Mann – wie er nicht müde wurde zu wiederholen – aber er war inzwischen leider auch der Meinung, dass damit seine Ehefrau ihm auch genauso zu gehorchen hatte wie seine Untergeben im Betrieb. Schade nur, dass sich dieses immer mehr verstärkte. Ich war inzwischen so weit, dass ich nach dem Abitur von Patrik unbedingt eine Eheberatung erzwingen wollte. Herbert hielt von derlei ‚Firlefanz’, wie er es nannte, rein gar nichts.

Mein zierlicher, schlanker Stiefsohn Patrik machte sich inzwischen gut in der Schule. Stiefsohn war rechtlich der richtige Ausdruck, aber er traf eigentlich nicht das Verhältnis zwischen uns. Eigentlich hatte ich ihn betreut, seit er eine Woche alt war. Meine Tante Erika war bei der dramatischen Geburt von Patrik im Kindsbett gestorben, also war er verwandschaftsmäßig mein Cousin. In dieser Notfallsituation hatte ich die Pflege von Patrik nach einer Woche praktisch übernommen. Und wie das Leben so spielt, hatte ich als junges Mädchen von knapp zwanzig Jahren dann den damals siebenunddreißigjährigen Herbert später geheiratet, um das unerwartete Ereignis vom viel zu frühen Tod meiner Tante in etwas Sinnvolles zu verwandeln. Das hatte ich bis vor rund zwei Jahren auch nicht bereut. Vor zwei Jahren hatten sich meine beiden Männer nicht zu ihrem Vorteil entwickelt. Herbert war immer herrischer geworden und Patrik immer launischer.

Davor hatte es mir viel Spaß, gemacht bei unseren Familientreffen viel zu organisieren. Es waren jeweils große Zusammenkünfte mit viel Trubel und Heiterkeit. Genau das gefiel mir. Ich mochte gern für andere Menschen sorgen. Automatisch hatte ich angenommen und es mir auch gewünscht, dass ich ebenso eine große Familie haben würde. Das war nicht eingetroffen.

Patrik würde später sogar studieren können, intelligent genug dafür war er. Die Intelligenz hatte er von seinem Vater, meinem Mann. Seine Redegewandtheit eher von meiner verstorbenen Tante Erika. Wo er allerdings den schlanken Körperbau und die hohe Stirn herhatte, war mir immer noch ein Rätsel. Weder meine Tante und noch weniger mein Mann besaßen so einen filigranen Knochenbau. Meine Tante Erika war auch nicht in dem entsprechenden Alter von Patrik derart schlank gewesen, genauso wenig wie meine Mutter Silke als ihre Schwester. Jedenfalls erinnerte ich mich nicht daran. Ich war etwas größer als mein Stiefsohn, jedenfalls in Schuhen mit normalem Absatz, und klein gegenüber meinem Bären von einem Mann, egal welche Absätze ich trug. Freilich war mein Onkel auch schlank und zierlich gewesen, eher so ein mediterraner Typ.

Pat war in den letzten zwei Jahren unstetig und launisch geworden, während er vorher eher ein liebes Kind gewesen war und seine Pubertät eher unspektakulär gewesen war. Er verwickelte sich wieder und wieder in unnütze Streitgespräche mit seinem Vater, so als ob er seine Pubertät nachholen würde. Das war allerdings auch nicht selten bei Einzelkindern. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er kein Einzelkind wäre — und Herbert auch. Aber ich hatte es nach meiner Fehlgeburt mit der Angst zu tun bekommen. Der Arzt hatte mir von weiteren Versuchen bezüglich Kinderwunsch abgeraten, da der Rhesusfaktor wahrscheinlich zu Problemen führen würde, weil wegen einer Verwechslung des Bluttestes keine Rhesusvorsorge betrieben worden war. Herbert war Rhesus-positiv und ich Rhesus-negativ — das Risiko von Komplikationen war mir danach einfach zu groß.

Pat wurde immer eigenartiger. Ich machte mir allmählich Sorgen um ihn. Mit der Schule hatte er auch Probleme. Vielleicht sollte er sich freiwillig ein Jahr zurücksetzen lassen, um einen guten Abiturschnitt zu schaffen. Mit seinen achtzehn Jahren konnte er sich das gut leisten. Ich versuchte immer wieder, ihn am späten Nachmittag zum Lernen anzuhalten, aber er schüttelte es alles ab.

In den letzten zwei Jahren wirkte er mehr und mehr unzufrieden. Mein Mann nahm das alles nicht so ernst, aber ich wollte, dass mein Sohn zufrieden und glücklich war. Vielleicht kam das auch daher, weil er seit einem guten Jahr so verschossen in die ältere Schwester eines Freundes von ihm war. Die nahm ihn aber offensichtlich nicht für voll, weil er ein Spätentwickler war und sein Bartwuchs sowie seine kleine, zierliche Gestalt noch nicht so ‚männlich’ erschienen, wie es bei vielen seiner gleichaltrigen Freunde der Fall war.

3. Patrik

Warum nur musste ich so blöde Eltern haben? Mein Vater erlaubte es mir nicht ein einziges Mal pro Woche mit dem Auto zur Schule zu fahren und selbst einen gebrauchten Golf bekam ich nicht. Dabei konnte mein Vater sich das doch leisten.

Schlimmer empfand ich es aber noch, dass ich das Auto noch nicht einmal für ein einziges Wochenende allein nutzen durfte. Dabei hatte ich schon seit mehr als einem Jahr einen Führerschein. Der BMW wäre eines der wenigen Trümpfe, mit denen ich meinen Schwarm hätte beeindrucken können. Tina war die ältere Schwester von meinem besten Freund Thomas — und sie war anspruchsvoll. Natürlich nahm sie mich nicht für voll. Wie auch?

Und meine Mutter nervte mich mit guten Ratschlägen zum Lernen, zum Essen und zu allem, was ihr nur einfiel. Ich sollte mich gesund ernähren und auf keinen Fall das Fastfood nehmen, von dem man dick und krank würde. Meine Fresse, dabei war sie doch selber nicht gerade schlank! Manche meiner Kumpel würden ihre Beine als Stampfer bezeichnen, obwohl ich das nicht so sah. Nein, im Gegenteil, seit ich damals unerwartet zum Zeugen wurde, als mein wütender Dad sie bei einem Streit übers Knie gelegt hatte und sie hilflos strampelte, als er ihr Höschen runterzog.

Und auf keinen Fall sollte ich mit den Jungs Bier trinken gehen — da könnte ich betrunken werden und sowas würden die Mädchen nicht mögen. Ja, ging’s noch? Sie selber schenkte doch Dad am Wochenende höchstpersönlich Bier ein, aber ich bekam bestenfalls mal ein einziges kleines Glas ab. Ach du dickes Ei, ich war doch kein Kind mehr!

Die Spitze war aber das stetige Nörgeln mit dem ‚Nun lern’ doch, Junge!’ und die ständigen Tipps zum Lernen in der Gruppe ‚Suche dir doch ein paar fleißige und nette Jungs für einen netten Lernabend’. Ein netter Abend war für mich was anderes. Schlimmer aber war das Schnüffeln in meinen Hausaufgaben und die Mahnungen, wenn da was fehlte. Natürlich wusste ich, dass Dad dabei auch Druck auf sie ausübte.

Am Montag würde der in der Stadt sein müssen. Es gab Termine, die er mit der Zentrale der Bank wahrnehmen musste, um die zurzeit reichlich sprudelnden Erträge aus seiner Firma günstig für den Ruhestand anzulegen. Am Abend würde er die Reise mit seinem PKW antreten und im Hotel übernachten. Das kam nur selten vor, aber es war ihm wichtig gut vorbereitet und ausgeschlafen in solche Gespräche zu gehen.

Mein Vater war zufrieden, dass sein Unternehmen so gut lief. Irgendwann in naher Zukunft würde er tatsächlich seinen Traum verwirklichen können, ein Jahr im Orient zu verbringen. Ihn faszinierte die Lebensweise dort. Dazu musste er nur noch meine Mutter überreden. Der Orient war nicht so recht ihr Ding. Da musste er ganz diplomatisch vorgehen. Sobald ich das Abitur bestand, wollte er damit anfangen. Das sah ich auch als meine Chance an, dann endlich frei vom elterlichen Druck zu sein. Ich hatte nur keine Ahnung, was ich machen sollte. Studieren oder lieber gleich direkt in die Firma von meinem Vater einsteigen?

4. Iris

Der Wecker klingelte. Mein Mann grunzte genervt. Blind schlug er nach dem Ding und hatte Glück — es verstummte. Er drehte sich faul um. Ich stupste ihn an:

„Hey, Du wolltest doch geweckt werden!”

Er öffnete die Augen und stieg langsam aus dem Bett. Er blickte in den Spiegel und sah sein Ebenbild.

Ach ja, sein Bierbauch. Er hatte lange keinen Sport mehr gemacht. Mein Mann brauchte dringend Urlaub. In dem Moment klingelte das Handy. Ein Mitarbeiter einer Bank war dran und erklärte etwas, was er wohl nicht gleich verstand:

„Herr Woltersen, es tut mir leid, aber Ihr Vertragspartner besteht auf einer mündlichen Verhandlung in Miami.”

Herbert seufzte, nachdem er auf den Autoschlüssel geschaut hatte. Er zog sich rasch an, ohne zu duschen und packte ebenso rasch die Sachen ein.

Vom Büro aus rief er mich zurück, nachdem ihm auf der Fahrt eine blendende Idee gekommen war. Er würde den Termin und einen Kurzurlaub auf einem Kreuzfahrtschiff für sie alle verbinden. Donnerstags würde er den Termin wahrnehmen und Freitagnachmittag konnten sie mit dem Schiff ins Wochenende starten. Er würde unseren Cousin Patroklus Heyer und meine Schwester Ute mitnehmen, die in seiner Firma für ihn arbeiteten. Damit hätte nach seinen Worten unser Sohn einen an Bord, der nur fünf Jahre älter als er war — und ich meine jüngere Schwester.

Cousin traf es eigentlich nicht so richtig, aber ich empfand es so — oder ich wollte es so sehen. Patro war offiziell der Sohn von meiner Tante Silvia und von seinem vor seiner Geburt verstorbenen Onkel Axel. Seit rund fünfzehn Jahren war es allerdings ein gut gehütetes Familiengeheimnis, dass in Wirklichkeit mein Vater Max sein leiblicher Vater war. So war er auch in gewisser Weise mein jüngerer Halbbruder, aber nicht nur die Altersdistanz von rund fünfzehn Jahren machte es unwirklich. Ich hatte auch nie mit ihm zusammengelebt, wie man es normalerweise mit einem Bruder tun würde.

5. Patrik

Der Wecker klingelte erneut. Ich grunzte genervt. Blind schlug ich nach dem Ding und hatte Glück — er verstummte. Ich drehte mich um.

„Pat! Aufstehen — die Schule ruft…”

Ich war ziemlich irritiert, es war doch noch so früh! Mutter klopfte fordernd an die Tür.

„PAT! Du solltest zumindest antworten…”

Die Tür knallte auf und ich öffnete erschrocken meine Augen. Meine Mutter stürmte in das Zimmer. Im nächsten Moment riss sie mir die Bettdecke weg. Oh, Mist — ich hatte eine Morgenlatte! Aber sie sah darüber hinweg.

„Los jetzt! Geh’ duschen, du Faulpelz.”

Es war ein Graus, wenn ich daran dachte, was heute auf dem Lehrplan stand, aber was konnte ich schon machen?

„Ist ja schon gut — ich gehe duschen.”

Nach dem Frühstück durfte ich in den Bus steigen. Mein Freund Thomas fing mich vor der Schule ab. Er zog mich schnell in eine Ecke und guckte sich um:

„Pat, hast du deinen Dad nun gefragt, ob er Tina einen Job besorgen kann?”

Mir fiel siedend heiß ein, dass ich genau das vergessen hatte. Vielleicht war es nicht wirklich vergessen, ich hatte mich einfach nicht getraut: „Na ja, weißt Du…”

„Alter, ich weiß ja, dass du in sie verschossen bist, aber mach Dir keine Hoffnungen. Sie mag nur Männer, die gut über 30 sind und richtig Kohle haben, am besten noch eine Yacht. Also schlag Dir das aus dem Kopf, so ein Hänfling wie du – und dazu nur mit Taschengeldern oder Auto… Vergiss es! Und wenn Du glaubst, dass es Dir hilft, wenn Dein Dad ihr ‚nen Job besorgt, dann träum weiter. Sorry, is’ nu ma’ so.”

Ach, es war alles hoffnungslos! Was konnte ich nur machen, um eine Freundin zu bekommen?

„Mann, was bis’n so stille? Boah, schlag’ Dir die Tusse aus’m Hirn. Ist zwar meine Schwester, aber glaub mir, so’ne is nix für Dich.”

„Thomas, danke für den Tipp. Ich muss jetzt mal telefonieren, ich komm gleich nach.”

Ich ging schnell in eine Seitengasse, bevor mein Freund noch etwas sagen konnte, denn mein Handy klingelte. Vermutlich war es wieder mal meine Mutter, die mir sagen wollte, dass ich mein Frühstücksbrot vergessen hatte. Das wäre oberpeinlich, wenn Thomas das wieder mitbekam. Es kam aber anders, denn mein Vater war am Telefon:

„Junge, hast Du Lust auf einen Ausflug nach Miami für das Wochenende? Ich bin da beruflich und habe eine Suite auf einem Kreuzfahrtschiff gebucht. Du bist herzlich eingeladen, wenn Du Lust dazu hast.”

Er beendete das Gespräch. Es war eine verrückte Idee mit den Eltern zu verreisen, aber in diesem Moment wollte ich nur von allem weg – und vor allem von Tina und Thomas. Von meinem besten Freund gesagt zu bekommen, dass seine Schwester nichts für mich sei – und ich so und so keine Chancen hätte – das tat weh!

6. Iris

Mein Mann hatte eigenartig reagiert in den letzten vierundzwanzig Stunden. Normalerweise hätte er mir etwas über die bevorstehende Reise erzählt, anstelle nur kurz zu erwähnen, dass der Termin verschoben war.

Etwas musste ihn beunruhigen und umtreiben. Er hatte mir auch nicht richtig zugehört am vorherigen Abend. So selten war das zwar nicht, aber normalerweise reagierte er vor einer gemeinsamen Reise doch aufmerksamer. Am Abend war er ins Bett gegangen, ohne auch nur einmal über die Reise zu sprechen. Das kannte ich von ihm nicht.

Am nächsten Morgen war es hingegen vertrauter. Er hatte mein Kleid geschlossen, so wie er es häufiger tat. Dann hatte er über die Tickets und die notwendige Kleidung geredet. Er gab auch zu, dass es ihn geärgert hatte, einen Termin dort wahrnehmen zu müssen. Wir flogen mit dem Gepäck nach Miami.

Mein Mann wollte es schaffen, uns alle zeitig an Bord des US-Kreuzfahrtschiffes in Miami zu bugsieren. Es war sichtlich Stress für ihn. Ute und ich hatten uns nicht von den Geschäften trennen können, während unser Sohn gemault hatte, ob sie nicht doch vorher an den Strand gehen könnten. Sein Cousin Patro hatte unbedingt weiter im Elektronikgeschäft stöbern wollen. Ich verstand den ganzen Stress nicht so richtig. Das Schiff fuhr doch erst am nächsten Vormittag ab?

Dann hatten wir den Bus zum Schiff verpasst und mussten eine Taxe nehmen. Und wenn eins schief geht, dann geht auch etwas anderes schief — Murphy’s achtes Gesetz! Jedenfalls konnten wir wegen der Verspätung an diesem Abend nicht mehr einchecken.

Wir konnten erst am nächsten Morgen einchecken. Das war schade. Aber der Rest der Kreuzfahrt würde nicht mehr unterbrochen werden, dass schwor mein Mann laut. Er machte sich da keine Sorgen.

7. Patrik

Endlich war ich an Bord. Ich würde die Disco aufsuchen. Ich würde die Riesenrutsche und alle Swimmingpools an Bord aufsuchen. Ich würde mich entspannen. Ich würde diese blöde Tina vergessen. Es nervte mich nur, dass gefühlte 150 Prozent der Passagiere im Rentenalter und darüber hinaus waren. Methusalem, wenn er an Bord wäre, mochte dann noch zu den Jüngeren gehören.

Es war chaotisch gewesen beim Einschiffen. Deshalb, weil mitten im Prozess des Eincheckens ein Anruf für meinen Dad kam und weil diese heute eingetroffene Reisegruppe anscheinend Priorität hatte. Großes Durcheinander, weil wir anscheinend nur für das gestrige Einchecken vorgesehen waren.

In die Suite, die wir an Bord hatten, kamen wir vorerst nicht hinein. Die war angeblich noch nicht fertig. Wir durften nur das Handgepäck dort ablegen. Das Schlafzimmer war zwar nur durch einen Kleiderschrank und einen Vorhang abgetrennt und die Couch im Wohnzimmer als Bett würde mich das Schnarchen von Dad hören lassen, aber es waren ja nur noch sechs Tage, wo er an Bord sein würde. Tante Ute und Patroklus hatten zwar auch eine sogenannte Juniorsuite neben uns, aber es war mehr eine glorifizierte Außenkabine mit zwei Einzelbetten und einem größeren Bad und einem kleinen Balkon.

Auch die Koffer waren noch nicht da. Na ja, mein Handgepäck enthielt meine Badehose, die ich prompt entnahm. Damit war ich für den Pool gerüstet. Mehr brauchte ich nicht. Der Rest konnte bis zum Nachmittag oder Abend warten.

Mama ging zur Massage nach dem Stress und danach wollte sie unbedingt die beiden anstrengenden Ausflüge auf die Inseln mitmachen. Der erste interessierte mich nicht.

8. Iris

Ich war neugierig auf die beiden Inseln in der Nähe von Kuba gewesen. Man hatte mir gesagt, dass dieses eine seltene Gelegenheit sei. Es gab um 9:00 Uhr einen Vortrag über diese Inseln und um 10:00 Uhr begann der Landgang. Der erste Landgang per Ausschiffung mit Booten hatte reibungslos nach ca. 1 Stunde angefangen. Natürlich hatte es keinen Zweck gehabt, meinem Sohn zu erzählen, was er dabei versäumen würde. Die Führung war interessant gewesen, auch weil die Einheimischen sichtlich nicht an Fremde gewöhnt waren.

2

An der zweiten Insel kamen wir um 15:30 Uhr an. Diese war etwas größer und mit einem richtigen Hafen versehen. Hier waren alle fünf aus unserer Familie interessiert, selbst Patrik. Der Hafen war allerdings nicht so groß, dass es eine Passagierbrücke gegeben hätte. Hier gab es hingegen eine beachtliche Verzögerung, die dadurch verursacht wurde, dass der Motor von dem für uns vorgesehen Beiboot komplett ausfiel. Wir wurden aufgeteilt. Herbert gab uns wieder unsere Bordkarten zurück, die er in seinem Rucksack aufbewahrt hatte.

Es gab einen Verzug beim Ablegen unserer Pinasse, gerade als das Boot von meinem Mann und den beiden anderen abgelegt hatte. Kurz danach wurde es lauter unter den Offizieren und der Mannschaft des Bootes. Dann kam keine zwei Minuten später eine Ansage über die Lautsprecher des Beibootes:

„Meine Damen und Herren, es gibt eine unerwartete Entwicklung. Der Landgang heute ist bis auf weiteres gestrichen. Sie werden gebeten, wieder auszusteigen. Die Abfahrtszeit des Schiffes wird dementsprechend modifiziert. Wir halten Sie informiert.”

Ich machte mir das erste Mal leichte Sorgen, als bis 18:30 keine Landungsboote zurück von Land kamen. So richtig Sorgen bekam ich erst am Abend, als immer noch kein Boot zurück war. Meine Sorgen waren leider nicht unberechtigt, wie ich bei der offiziellen Ansage über die erfolgte Internierung um 20:00 Uhr vor dem Abendessen hörte.

Das war ein Schock. Sofort fragte ich den Oberkellner, wo ich Auskunft über meinen Mann oder meine Schwester bekommen könnte. Es war weder das Eine noch das Andere möglich.

9. Patrik

Ich musste meine Mutter erst einmal beruhigen, die sich fürchterlich aufregte nach der öffentlichen Ansage. Nach Ende der gebuchten Reise würden wir schon ausgeflogen werden, sagte ich ihr. Das glaubte ich auch felsenfest. Es war doch immer so.

Meine Mutter forderte mich auf, mit ihr in die Suite zu kommen, weil sie so unruhig war. Alleine diese in sehr normalem Tonfall geäußerte Aufforderung ließ mich schlucken, weil wir das gute Abendessen im Restaurant versäumten. Aber mir fiel nichts ein, um das ohne Aufsehen abzuwehren.

Wir erlebten eine fulminante Überraschung. Die Tür ließ sich weder mit meiner Bordkarte noch mit ihrer öffnen. Bei näherem Hinsehen riss ich meine Augen weit auf. Erst jetzt merkte ich, dass meine Bordkarte zwar mein Bild zu zeigen schien, aber in Wirklichkeit auf den Namen von Patroklus Heyer, dem Namen meines Onkels, lautete. Für einen Onkel war er mit 23 aber relativ jung und auch sonst ganz in Ordnung.

Meine Mutter war ähnlich bestürzt. Sie hatte auch geglaubt, dass ihre Bordkarte ihr Bild zeigte, aber es war das von Ute, ihrer jüngeren Schwester. Der Steward war neu, weil der bisherige Kollege mit an Land gefahren war. Er konnte uns nicht helfen. Er riet uns, zum sogenannten ‚Guest Relations Desk’ zu gehen, um Hilfe zu erhalten.

Es gab eine große Schlange und das Personal hatte nur wenig Zeit. Natürlich war die Aufregung an Bord groß — und jeder hatte Fragen. Die Dame hinter dem Schalter war kurz angebunden, als sie von den Bordkarten zu uns schaute und dann wieder auf das Foto.

„Nach den Bordkarten sind Sie in der Außenkabine untergebracht — und Ihre Fotos stimmen damit überein. Eine Suite ist für Sie nicht vorgesehen. Gehen Sie zu dem Steward der Suite, der Sie angeblich kennt. Oder zu dem für die Außenkabine, der Ihre Verwandten kennt. Dann können Sie wieder zu uns kommen.”

Na toll, der Steward von der Suite konnte uns nicht kennen. Aber gut, der andere Weg stand uns offen — das war vielleicht eine Möglichkeit. Leider erwies sich das als Irrtum. Der asiatisch aussehende junge Mann nickte begeistert.

„Guten Abend, Miss Ute Heyer, Mister Patroklus Heyer. Ich dürfen Bett schon machen?”

Das war ein kompletter Fehlschlag. Er verstand auch unsere Erklärung überhaupt nicht, sondern wiederholte nur noch einmal seinen Satz über das Machen des Bettes, diesmal allerdings etwas lauter. Wir gaben es für diesen Abend auf.

In der Kabine angekommen, zog meine Mutter ihre Bluse aus und stand auf einmal vor mir im Büstenhalter, so als ob das ganz normal sei, bis sie sich erschreckt mit ihrer Bluse bedeckte und etwas von der Aufregung stammelte. Schnell murmelte ich etwas von dem Zähneputzen und verschwand mit dem Pyjama im Bad. Entgegen meiner üblichen Gewohnheiten war ich mit dem Zähneputzen sehr, sehr gründlich.

Natürlich war es normal, dass sich meine Eltern im Nachtzeug ins Bett legten. Gut, vermutlich hatten sie sogar Sex, sie waren ja schließlich verheiratet. Aber erstens wollte ich mir das auf gar keinen Fall bildlich vorstellen und ich wollte erst recht nicht meine Mutter in intimer Unterwäsche sehen oder gar nackt. Mich schauderte es leicht. Ungewollt kam wieder das Bild hoch, wie ihr beiger BH im Ausschnitt ihre schweren, weißen Brüste gezeigt hatte. Schnell wusch ich mir meine Hände, als ob ich damit das Bild wegwischen könne. Ich zog noch im Badezimmer meinen Pyjama an.

Ich war dankbar, dass nur noch meine Nachttischlampe an war und meine Mutter schon so ruhig atmete, als ob sie eingeschlafen sei. Ich hoffte, dass ich nicht von ihr im BH träumte.

10. Iris

Der Wecker klingelte. Ich war genervt. Blind schlug ich nach dem Störenfried und hatte Glück — es verstummte. Ich wollte mich umdrehen, aber blieb dann liegen. Das brachte aber sofort meine Gedanken wieder auf den gestrigen Abend. Gott, was für eine Bredouille. Kuba und die USA waren im Streit. Russland und Venezuela mischten sich ein. Es gab Unruhen. Es war ein einziges Durcheinander.

Mein Mann kam an diesen Tag nicht zum Schiff. Er konnte keine Nachricht senden oder empfangen — und ich auch nicht. Es war nicht zum Aushalten. Ein Schiffsoffizier hatte mir geraten, ruhig zu bleiben. Nach dessen Einschätzung würde das Drama länger andauern. Es bestand keine Gefahr für das Schiff oder deren Passagiere, aber sie waren praktisch Geiseln. Erst jetzt erfuhr ich, dass diese Insel zu den unsicheren Territorien im Golf von Mexico gehörte. Es hatte offensichtlich gute Gründe in den vergangenen Jahren gegeben, diese Inseln nicht anzulaufen. Ich fühlte mich wie in einer Achterbahn. Mein Mann und meine Schwester waren nur wenige Kilometern entfernt auf dem Land gefangen!

Zu diesem allgemeinen Drama kam auch noch das persönliche. Ich hatte nur die Bordkarte von Ute. Damit kam ich aber nicht an meinen Koffer. Um den Koffer zu bekommen, hätte ich einen Ausweis vorlegen müssen. Ich hatte aber das Handgepäck mit meiner Handtasche und meinem Portemonnaie in der Suite. Den Reisepass hatten wir abgeben müssen. Ich hätte also nur den Reisepass von Ute bekommen können mit meiner Bordkarte. Es war zum Heulen!

Es kam aber noch schlimmer. Natürlich bekam ich nur den Koffer von Ute ausgehändigt. Es war gut, dass unsere Körpergröße ähnlich war, so passten mir ihre Sachen einigermaßen, wenn diese auch einen Tick enger waren. Ihre Auswahl war aber natürlich ganz anders. Sie war Single — und nicht eine brave Hausfrau. Bei manchen Exemplaren ihrer Unterwäsche war ich schon überrascht! Es war insgesamt eine verrückte Situation.

Ich brauchte mehr als eine Woche, um mich halbwegs mit der Situation abzufinden. Und da war ich nicht die einzige!

11. Patrik

Ich war erneut baff, als ich erwachte und nicht mein vertrautes Zimmer sah. Es dauerte einige Sekunden, bevor ich mich erinnerte. Ich war jetzt seit drei – DREI! – Wochen in der Kabine von Ute und Patroklus auf dem Schiff. Dann blickte ich mich um. Meine Mutter war schon wach, wenn ich den Geräuschen aus dem Badezimmer glauben durfte. So allmählich entwickelte es sich zum Stress, nur in einem Raum zu leben — und nicht mit einem eigenen Zimmer.

Die räumliche Nähe und die fehlende Privatsphäre fing an zu nerven. Meine Mutter stand zu früh auf — und ging zu früh schlafen. Onanieren war auch praktisch nicht mehr möglich, weil sie mich jederzeit überraschen konnte. Dann bestand sie auch noch auf der Einhaltung der Bordregeln — kein Alkohol an unter Personen unter einundzwanzig. Das war besonders irritierend, weil ich doch die Bordkarte von Patroklus hatte, die mich als Dreiundzwanzigjährigen qualifizierte. Aber nein, meine Mama kontrollierte jeden Tag die Ausgaben, die auf der Bordkarte aufliefen. Ich hatte mir ein Bier gegönnt — und schon hatte es Stress gegeben. Und das alles nur, weil sie noch immer damit rechnete, dass jeden Tag die anderen wieder zurückkämen. Mein Vater, meine Tante und mein Onkel würden aber nicht so schnell wiederkommen, das hatte mir der Barmixer erklärt.

Das war jedoch kein Traum. Es gab keinen Traum, in dem man aufwachte, wieder einschlief — und wieder aufwachte. Ich musste das jetzt ernst nehmen. Es würde so schnell keine Heimreise geben.

„Liebling, kommst du mal ins Bad — und hilfst mir bitte? Du weißt doch, ich habe heute den Termin wegen der Einladung an das Organisationskomitee.”

Noch etwas schlaftrunken tapste ich ins Bad. Ich stoppte abrupt bei dem Anblick, der sich mir bot. Meine Mutter war gerade dabei, ihr saphirblaues Kleid überzuziehen. Sie stand mit dem Rücken zu mir. Ich hätte gerne darauf verzichtet zu sehen, wie ihr straff sitzender Hüfthalter ihren ausladenden Po in Schach hielt. Sie hatte auch noch halterlose Strümpfe an, deren Haftbänder in ihre fleischigen Oberschenkel leicht einschnitten. Es war ein Anblick, den ich so ähnlich nur einmal bei Thomas gesehen hatte, als der ‚just for fun’ auf billigen, geschmacklosen Pornokanälen gesurft hatte, mit Titeln wie ‚Üppige Muttis’ oder so ähnlich, die ich lieber vergessen wollte. Als ob das nicht peinlich genug wäre, bekam ich auch noch einen Ständer, so als ob…

Ich hatte ihr Kleid geschlossen wie verlangt, und ich hatte versucht, ihren Anblick so weit wie möglich aus meinem Gedächtnis zu tilgen. Gott, ich fühlte mich schmutzig bei dem Gedanken der Erektion beim Anblick meiner Mutter, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte, um so etwas zu vermeiden. Seit ich nicht mehr onanieren konnte, bekam ich oft viel zu schnell einen hoch…

Gleichzeitig würde ich es wohl nie schaffen, den Anblick der halterlosen Strümpfe an ihren üppigen Schenkeln zu vergessen, während der Ausdruck ‚üppige Schenkel’ wieder und wieder in meinem Gehirn aufblitzte.

12. Iris

Am Vormittag war ich mit den anderen vom Komitee für Reisende aus Deutschland zusammen. Ich war verblüfft, als sie erzählten, dass es wahrscheinlich noch weitere Monate dauern würde, bis sie wieder freikämen. Wer das gesagt hatte, wurde nicht klar, aber alle hielten es für wahrscheinlich.

Beim Mittagessen kam mir wieder zu Bewusstsein, wie die Situation sich für mich verschlechterte. Alle anderen am Tisch waren Ehepaare. Ich hatte automatisch schon den Status der Ausgegrenzten als Ehefrau ohne Mann — so wie eine Geschiedene oder Verwitwete. Ich brauchte zumindest meinen Sohn am Tisch, wenn ich nicht isoliert werden wollte. Der zog es aber üblicherweise vor, im Buffetrestaurant zu essen.

Für das Abendessen beschloss ich auf die offene Sitzung zu gehen, um andere Leute kennenzulernen. Ich hatte keine Lust, am Tisch der Witwen und geschiedenen älteren Damen für den Rest der Internierung zu landen. Diese konnte noch Monate und Monate andauern.

Der Oberkellner setzte uns an einen Tisch mit einem Ehepaar aus Belgien und dem Cousin und der Cousine des Ehemannes, weil ich glücklicherweise meinen Sohn mitgenommen hatte. Ich hatte ihn mit dem Argument bestochen, dass er nach dem Abendessen sich zwei Cocktails mit seiner Bordkarte bestellen konnte, wenn er das Essen und einen Barbesuch im Anzug durchhielt. Er hatte nach einem kurzen Zögern zugestimmt. Er unterhielt sich höflich und nett mit den vier Belgiern. Wenn er wollte, konnte er gut reden! Noch besser war, dass er dies auf Deutsch und Englisch tat. Der Cousin vom Ehemann war um die dreißig und er war nicht mit der Cousine verheiratet. Vielleicht bildete ich mir das ein, aber ab und zu sah der mich interessiert an.

In der Bar brachte mein Sohn sich noch besser ein. Vielleicht spielten da auch die großen Cocktails eine Rolle. Galant forderte er sogar die Ehefrau des durch einen verknacksten Knöchel zeitweise gehbehinderten Belgiers zum Tanzen auf. Ich wusste gar nicht, dass er so gut tanzen konnte. Ich neckte ihn, ob er denn auch nicht mit seiner ‚Cousine’ einen Ehrentanz machen wolle. Ich weiß nicht, was mich dazu brachte, meinen Sohn als Cousin Patroklus anzureden, vermutlich wollte ich mein Alter durch diesen Trick etwas herunterspielen. Zu meiner Überraschung schlug er das nicht ab und zeigte sich von seiner besten Seite.

Er machte nicht nur brav den Ehrentanz, sondern hielt sogar die gesamte Serie von vier Tänzen durch. Er war vielleicht etwas überdreht und ziemlich alkoholisiert, als er amüsiert lachend in den Spiegel deutete und etwas von einem ‚afrikanischen Popo’ sagte. Aber sein Lachen war eins von der guten Art, denn es lag auch eine leichte Bewunderung darin.

Warum er bezüglich des Cousins mitspielte, erschloss sich mir einige Minuten später. Er forderte die Cousine zum Tanzen auf. Mir ging ein Licht auf. Er hatte sich älter machen wollen, um bei der Cousine, die wohl Mitte zwanzig war, nicht so als grüner Junge dazustehen. Und ich durfte mit dem Cousin tanzen. So waren wir beide zufrieden.

13. Patrik

Zu meinem Erstaunen war der gestrige Abend besser verlaufen, als ich gedacht hatte. Endlich hatte ich mich mal ernst genommen gefühlt — und war nicht nur der noch nicht Volljährige, der sich noch nicht mal ein Glas Bier bestellen konnte. Noch besser war es gewesen, dass ich von den richtig Erwachsenen akzeptiert worden war. Das war alles so viel besser als an ihrem Stammtisch, sodass ich so bald als möglich wechseln würde.

Das Tanzen mit Mama war ein vergleichsweise kleiner Preis, den ich dafür zahlen musste. Denn selbst das war eigentlich gar nicht so schlecht gewesen. Keiner fand das komisch oder merkwürdig, nein, es hatte funktioniert. Ich würde es natürlich nicht zugeben, aber ein guter Teil davon hatte sogar Spaß gemacht.

Der Hammer war natürlich gewesen, dass ich mir endlich einen Cocktail bestellen konnte und dann noch einen dazu. Das alles nach zwei Wochen mehr oder weniger absoluter Enthaltsamkeit. Kein Wunder, dass ich eine gute Laune an diesem Abend gehabt hatte.

Also, mit diesen Langweilern an meinen bisherigen Tisch wollte ich nichts mehr zu tun haben. Leider blieb da noch diese leidige Angelegenheit, meine Mutter zu überzeugen. Bis jetzt hatte ich noch keine zündende Idee dafür gehabt.

Vielleicht lagen unter meinem Kopfkissen die richtigen Ideen versteckt, die bis zum nächsten Morgen in meinen Kopf wandern würden. Zumindest konnte ich das hoffen.

14. Iris

Ich räkelte mich im Bett. Ich hörte Patrik duschen und fühlte mich an diesem Morgen sauwohl. Es war einfach schön, so nett mal wieder getanzt zu haben. Es veränderte auch den üblichen Morgenblick auf mich selber.

Ich stand spontan auf und stellte mich nackt vor den Spiegel des Schlafzimmerschrankes. An manchen Morgenstunden beäugte ich mich überkritisch und haderte mit jedem Pfund, dass ich auf den Hüften und am Po hatte. Heute Morgen war das eher nicht der Fall, als ich mich vor dem Spiegel drehte und kicherte, als ich mich an Patriks Bemerkung über meinen ‚afrikanischen Popo’ erinnerte. Klar, ich könnte schlanker sein, aber ich war halt nicht mehr einundzwanzig und ich war eine Mutter. Herbert hatte noch vor wenigen Jahren immer gesagt, dass meine Kurven was zum Anfassen seien — und gestern hatte sich das wieder bewiesen.

Es war ein Wendepunkt an Bord, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Keiner von uns wusste, wie lange diese Isolierung noch dauern würde. Planung war eh nicht möglich.

Ich zog schnell meinen Morgenmantel über. Ich würde erst nach dem Frühstück auf der Kabine duschen. Jetzt würde ich mich erst einmal mit dem Kaffee zum Frühstück verwöhnen. Ich war überrascht, auch meinen Sohn schon am Tisch zu sehen. Seinen Blick wusste ich nicht so recht zu deuten, aber ich fragte ihn, ob er wie üblich Tee zum Frühstück haben wollte.

Ohne wirkliche Konzentration lass ich die Mitteilung über den Wechsel der Kabinenstewards aus personaltechnischen Gründen, wie es hieß. Das war vielleicht gar nicht so schlecht. Abwechslung tat gut auf dieser nicht endend wollenden Reise.

15. Patrik

Ich hatte nicht so richtig schlafen können, deshalb war ich schon relativ früh aufgestanden und war dabei gewesen, mir Frühstück zu machen. Der Tee war schon fertig, als zu meiner Überraschung Mama in einem Morgenmantel herauskam. Der Morgenmantel war eigentlich nicht so überraschend, aber er war leicht geöffnet und bot einen Blick auf ihre unbedeckten Brüste. War sie etwa nackt unter dem Morgenmantel? Diese Frage geisterte sofort in meinen Kopf herum. Ich glaube, sie hatte mich schon das zweite Mal nach dem Tee gefragt, bis ich endlich erklärte, dass die Kanne eigentlich schon fertig war. Warum hatte mich dieser Anblick so aus dem Konzept gebracht? Wichtig war doch nur, dass ich heute nicht wieder mit an dem Tisch mit den deutschen Langweilern gehen wollte. Damit platzte ich auch heraus:

„Mama, können wir heute Abend nicht wieder an den Tisch von gestern gehen? An den Tischwein könnte ich mich gewöhnen.”

Sie sah mich forschend an. Dann runzelte sie etwas ihre Stirn. Oh Gott, hoffentlich wollte sie nicht wieder an den Tisch mit den Deutschen gehen. Aber nein, sie sagte etwas anderes.

„Patrik, mein Schatz, wenn Du glaubst, dass Du deshalb wieder Cocktails bestellen kannst, dann hast Du Dich getäuscht! Das war eine Ausnahme, die nicht zu schnell wiederholt wird. Aber schön, den Tischwein kannst Du haben, aber nur als Patroklus, ist das klar? Und wenn Du in die Bar mitkommst, dann kannst Du Dir meinetwegen auch ein Bier oder ein Glas Wein bestellt, aber keinen Cocktail und schon gar nicht zwei!”

Ich konnte gar nicht schnell genug zustimmen. Jetzt konnte ich die Cousine und allen anderen die Bordkarte zeigen und so tun, als ob ich bereits über 21 war. Keine Einschränkungen mehr in Bezug auf den Besuch der Disco, und wenn ich dies geschickt anstellte, durfte ich sicherlich auch Bier oder Wein dort bestellen.

Herrgott, ich war ihr so dankbar, dass ich schnell aufstand und sie dankbar in den Arm nahm. Erst in diesem Moment dachte ich wieder daran, dass sie wahrscheinlich unter dem Morgenmantel nackt war. Ich löste mich schnell wieder von ihr. Sie war sichtlich überrascht, aber sie lächelte und erklärte, dass auch sie sich auf den Abend freuen würde.

16. Iris

Ich hatte angenommen, dass Patrik am heutigen Abend lieber wieder ins Buffetrestaurant gegangen wäre, war dann aber freudig überrascht, als er auch wieder an diesem Tisch mit den Belgiern wollte. Das sollte sich arrangieren lassen. Direkt nach dem Frühstück kontaktierte ich Oberkellner von gestern, dessen Name ich mir gemerkt hatte. Ich bat ihn, doch bei dem belgischen Ehepaar anzufragen, ob wir uns heute Abend wieder den Tisch teilen sollten. Noch vor dem Mittagessen hatte ich eine positive Antwort zurück. Es gab eine Reservierung für den Tisch 23 im Solera, so hieß der betreffende Speisesaal auf dem Schiff.

Für den späten Nachmittag buchte ich eine Sitzung im Kosmetiksalon, um mir eine nette Frisur und eine gute Maniküre machen zu lassen. Direkt nach dem Salat zum Mittagessen warf ich mich in einen Badeanzug und begab mich erst mal zum Swimmingpool zwecks Entspannung. Endlich hatte ich mal nicht das Gefühl, so langsam auf das Abstellgleis zu geraten.

Zum Abschluss verschwand ich noch einmal in den Whirlpool neben dem Schwimmbad. Er war etwas versteckt in der Ecke. Ich döste entspannt mit halb geschlossenen Augen vor mich. Als ich die Augen zwischendurch wieder einmal öffnete, erblickte ich auf einmal Patrik in einem Liegestuhl, der eifrig in einem Buch las. Jedenfalls hielt ich das zunächst für ein Buch. Er war nur mit einer engen, blauen Badehose bekleidet. Ich wollte schon rufen und winken, als ich bemerkte, wie sich ein ‚Zelt’ in seiner Badehose aufstellte. Das hielt mich dann doch davon ab — er könnte peinlich berührt sein.

3
Immerhin erregte das meine Neugierde. Was um Himmels Willen hatte er da bloß gelesen? Als er für ein paar Minuten zu den Toiletten verschwand, da konnte ich es mir nicht verkneifen. Ich eilte rasch zu dem Liegestuhl hin und nahm das ‚Buch’ auf. Es war gar kein Buch. Es war eine Art Mappe zur Ansicht mit einer Reihe von Fotos vom gestrigen Abend, die der Bordfotograf gemacht. Es gab welche vom Abendessen und welche vom Tanzen in der Bar. Ich machte gar keine so schlechte Figur beim Tanzen mit ihm, dachte ich mir, als auf einem Bild der Belgier mit mir zu sehen war. Vermutlich war aber das Foto, was seine Reaktion ausgelöst hatte, das von der Cousine des Ehepaars. Mein Junge hatte wohl Interesse an ihr.

Aber die Fotos vom Tanzen waren ein weiteres Element zur Steigerung meiner Stimmung. Ich war danach entschlossen, mich für heute Abend richtig fein und sexy zu machen. Mit dieser Absicht ging ich in das Kosmetikstudio. Mit einer aufgebrezelten Frisur und manikürten Händen und Füßen fühlte ich mich dann auch entsprechend besser.

Vielleicht hing mein in den Fotos sichtbares besseres Selbstwertgefühl tatsächlich mit dem rosa Hüfthalter zusammen. Ich beschloss den Anblick zu testen. Schnell griff ich den nächstbesten Schlüpfer und zog das weiße Baumwollteil an. Dann nahm ich den Hüfthalter und legte ihn um. Jetzt bei meinem Anblick im Spiegel wurde mir wieder bewusst, was den Belgier fasziniert hatte. Der flachere Bauch, die ausgeprägtere Taille und der straffere Po wirkten einfach mehr sexy. Ich legte noch einmal die halterlosen Strümpfe an, deren Haftbänder in meine Oberschenkel leicht einschnitten. Nein, das war nicht so richtig passend, die waren wohl eine Größe zu klein. Aber ich hatte ja noch Auswahl.

Ich holte den frivol schwarzen Hüfthalter mit seinen sechs Strapsbändern heraus, legte ihn um und befestigte schwarze Nahtstrümpfe an meinem Hüfthalter. Das hätte ich Ute gar nicht zugetraut, sich so etwas Pikantes zu holen! Dann drehte ich mich vor dem Spiegel und befand es für gut. Die hochtransparenten, leicht schimmernden Nylons lagen perfekt an meinen Beinen.

Dann nahm ich denselben BH wie gestern, um den Effekt zu beurteilen. Nein, auch damit war ich noch nicht zufrieden. Das schwarzgraue Satingewebe stützte meinen schweren Busen zwar perfekt, aber der merkbar hellere Farbton passte nicht perfekt zu meinem Hüfthalter. Ich kramte einen tiefschwarzen BH mit einem hauchzarten Spitzengewebe heraus, welches meine Busen lockend verhüllte, auch wenn der BH nur wenig stützte und seine dünnen Spaghettiträger dementsprechend an meinen Schultern zerrten. Wer schön sein will, muss leiden…

Dann nahm ich den ewigen Klassiker für schöne Abende — das kleine Schwarze. Bisher hatte ich es immer vermieden, weil der Saum des Kleides ziemlich hoch war und es eher ein Minikleid für jüngere Semester war. Es war eben die Wahl meiner Schwester gewesen. Aber hol’s der Teufel, heute war ich in der Stimmung dazu. Und weil ich so aufgeräumt war, ging ich auch noch vor dem Abendessen in die Bar und holte mir ein Glas Sekt.

17. Patrik

Ich hatte eigentlich erwartet, Mama noch in der Kabine anzutreffen, aber sie war bereits fort. Nun, da es meine Bitte gewesen war, an diesen Tisch mit den Belgiern zu gehen, wollte ich auch so gute Stimmung wie möglich schaffen. Gute Stimmung bei meiner Mutter konnte ich immer damit erzeugen, wenn ich mich ‚adrett’ anzog, wie sie es nannte. Übersetzt hieß das, mich in eine Stoffhose, ein weißes Oberhemd und in ein Jackett zu werfen. Ein Schlips wäre das Nonplusultra für sie gewesen, aber das war mir doch zu konservativ.

Vorher wusch ich mich noch mal ordentlich, benutzte ein Deo und kämmte meine Haare ordentlich. Dann zog ich mich an, vergewissern mich noch einmal, dass ich die Bordkarte auf den Namen Patroklus bei mir trug und machte mich auf den Weg zum Abendessen. Es gab noch einen zusätzlichen Grund zur Vorfreude. Heute Abend würde es ein ordentliches T-Bone Steak geben.

Auf dem Wege dorthin traf ich noch das belgische Ehepaar, die mich freundlich begrüßten. So kommen wir zu dritt an den Tisch an, wo die anderen drei bereits saßen. Ich freute mich insbesondere auf die Cousine des Ehepaares. Leider nahm der temporär gehbehinderte Mann des Ehepaares sogleich den Platz neben seiner Lieblingscousine ein. Damit war dann nur der Platz neben meiner Mama frei. Das schwarze Kleid an ihr hatte ich noch nie gesehen, glaubte ich zumindest. Und sobald ich neben ihr saß, wusste ich es ganz genau, dass ich es noch nie gesehen hatte. Es war ein regelrechtes Minikleid, das mir garantiert in Erinnerung geblieben wäre. Dann fiel es mir wieder ein. Das war vermutlich das Kleid meiner Tante Ute. Ich wusste nicht, ob ich darüber schockiert oder entzückt sein sollte. Denn genau in dem Moment hatte ich auch den Blick des belgischen Cousins wahrgenommen, der sich auch auf den Saum des Kleides richtete. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Mama das Wort an mich richtete.

„Pat, Du hast Dich heute richtig in Schale geworfen. Das freut mich wirklich, Du siehst gut aus.”

Für einen Moment war ich noch immer so überrascht, dass ich nicht sofort antworten konnte, aber dann kriegte ich gerade noch die Kurve, obwohl mir beinahe ein ‚Mama’ rausgerutscht wäre:

„Ute, das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Das ist ja ein tolles Kleid, das ich vorher noch nie an Dir gesehen habe.”

Sie lächelte und war sichtlich guter Stimmung. Sie gab ein Handzeichen — und schon bekam ich ein Glas Sekt vom Ober in die Hand gedrückt. Sie wollte mit mir anstoßen. Als ihre Hand das Glas hielt, fielen mir ihre in Bordeauxrot gelackten Fingernägel auf.

„Auf einen schönen Abend, mein Cousin. Lassen wir es uns gut gehen — wir sind ja in guter Gesellschaft.”

Nach dem Anstoßen deutete sie mit dem Glas ein virtuelles Anstoßen mit den anderen am Tisch an und wiederholte das mit der guten Gesellschaft noch einmal in Englisch. Die anderen lächelten erfreut. Der Abend begann gut und er ging sogar besser weiter.

Ich hatte ihr schon vor von den T-Bone Steak erzählt. Sie orderte ein Filet Mignon und meinte, ob wir nicht jeweils ein Glas Rotwein dazu bestellen sollten. Ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe:

„Liebe Ute, wollen wir nicht eine Flasche Bordeaux bestellen, genau in dem Farbton wie Deine Fingernägel?”

Sie war für einen Moment verblüfft, dann lächelte sie und nickte. Ich durfte nicht nur den Wein auswählen, sondern auch probieren. Ich war stolz wie ein Pfau. Als die Steaks dann kamen, wollte sie mit mir anstoßen. Als sie sich zu mir hinwandte, rutschte ihr enges Kleid hoch. Mein Blick wurde für mehr als eine Sekunde gefangen, von dem, was ich in diesem Moment erblickte. Ein schwarzer, breiter Strumpfhalter wurde sichtbar. Sie nahm meinen Blick wahr und zog mit ihrer freien linken Hand rasch das Kleid wieder ein Stück herab. Sie stieß mit mir an, als ob nichts passiert sei. Ich merkte aber, wie mein Gesicht heiß wurde. Natürlich sagte ich nichts.

Danach widmete ich mich dem Steak, aber meine Gedanken waren immer noch abgelenkt. Dieser Anblick hatte mich binnen dieser einen kurzen Sekunde so erregt, dass ich gleich danach einen Steifen bekommen hat. Da half nur Ablenkung durch das exzellente Fleisch. Wobei das Wort Fleisch gleich wieder Assoziationen in mir auslöste.

Der Ober schenkte den Rotwein bei meiner Mutter und mir nach. Ich war sehr zufrieden damit, wie reibungslos das alles lief. Der Nachtisch war auch nicht von schlechten Eltern. Schokoladenmousse vom Feinsten. Die Unterhaltung am Tisch war auch entspannt. Nur hatte der Ehemann die belgische Cousine mit Beschlag belegt. Die Weinflasche war bis auf einen Rest von einem halben Glas leer, aber auch der wurde sorgfältig aufbewahrt.

Es ging wieder in die Bar. Naja, die Musik war nicht ganz mein Fall. Heute Abend waren es hauptsächlich Oldies. Damit verschwanden leider auch Cousin und Cousine des belgischen Ehepaares relativ schnell von der Bildfläche. Das Ehepaar blieb noch. Deren Unterhaltungen mit Mama riss mich auch nicht vom Hocker. Bei einem Musiktitel, der nicht ganz so schlecht wie die anderen war, forderte ich sie schließlich zum Tanzen auf. Sie guckte etwas überrascht, aber sie ließ sich auf die Tanzfläche führen. Als wir nach zwei Tänzen zurückkamen, da machte auch das Ehepaar Anstalten sich zurückzuziehen. Wir sagten höflich gute Nacht. Dann war ich nah all der Vorfreude etwas verloren. Schließlich fragte ich, ob wir nicht mal in die Disco gehen sollten. Es war noch relativ früh am Abend. Sie zögerte, aber dann stimmte sie zu.

Disco war ganz oben auf dem obersten Deck unter dem Sternenhimmel. Als wir ankamen, war die Musik laut und hämmernd. Mama schaute etwas unsicher drein, als wir an einem Tisch Platz nahmen. Ganz souverän bestellte ich zwei Glas Weißwein, weil der schön kühl war. Wir stießen an und ich genoss nicht nur den Wein, sondern auch das Gefühl ihn bestellt zu haben. Wir saßen an einem Tisch, der direkt eine Aussicht auf den Nachthimmel hatte. Es war cool.

Sie brachten eine instrumentale Version eines uralten Titels von den Beatles und ich fragte sie, ob sie nicht dazu tanzen wollte. Sie wirkte etwas überrascht, aber folgte auf die Tanzfläche, die relativ gut belegt war. Man musste schon ein Stück suchen, um ein relativ flach freies Plätzchen zu finden. Das war auch da, aber es war schon ziemlich weit weg von unserem Tisch weg. Sie jagten gleich noch einen zweiten Titel hinterher und ich war’s zufrieden, als ich mich wieder ordentlich bewegen konnte.

Dann kam eines von den langsameren Musikstücken und die Tanzfläche wurde leerer, weil sich das nicht so gut zum Freitanzen eignete. Das merkte Mama auch und sie bot mir das Paartanzen an. Das akzeptierte ich auch. Wir waren immer noch in dieser freien, relativ dunklen Ecke weit weg von unserem Tisch. Beim Paartanzen legte sie ihre Arme um meinen Hals – und ich ließ daraufhin meine rechte Hand auf ihrer Schulter und meine linke auf ihrer Hüfte. Dann hörte das Stück auf. Eigentlich wollte ich die Gelegenheit ergreifen und den Tanz beenden, aber sie zögerte noch. Dann kam noch so einer aus der Kategorie Kuschelrock. Sie begann sich wieder zu bewegen zum Takt der Musik — und ich folgte ihr. Ich glaube es, war ein Song von Procul Harum — ein elegisch romantisches Musikstück. Jedenfalls kam sie etwas näher und legte den Kopf an meinen. Unwillkürlich rutscht meine linke Hand von ihrer Hüfte mehr in Richtung auf ihren runden Po. Und dann spürte ich nicht nur ihren Kopf, sondern auch ihren Busen. Ich wollte es nicht, aber ich spürte, wie ich in Richtung auf eine Erregung reagierte.

Sie nahm plötzlich ihren Kopf von meiner Wange und sah mich an, nachdem sie hüstelte:

„Patrik, ist alles in Ordnung? Du bist ja plötzlich so still. Ich finde die Musik sehr schön.”

Die Musik war o. k., aber das Tanzen hatte schon etwas… Besonderes — und das sagte ich auch. Sie nickte und schmiegte sich wieder an und diesmal etwas enger. Mir wurde heiß zumute. Besonders, weil durch ihre Bewegung meine linke Hand auf einmal richtig solide auf ihrem üppigen Hintern lag. Das verunsicherte mich, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Natürlich wär’s am besten gewesen, sofort die Hand wegzunehmen, aber das würde schon wieder so aussehen, als hätte … sie sollte einfach nicht merken, dass sich meine Hand dorthin verirrt hatte.

Bei der nächsten Tanzbewegung verrutschte meine Hand noch ein kleines Stück, weil ich sie bewusst nur leicht auflegte — und da spürte ich das Abzeichnen von etwas durch den Stoff ihres Kleides. Unwillkürlich verfolgte ich die Linien mit meinen Fingerkuppen, dann kapierte ich – es musste der Ansatz eines der Strumpfhalter sein, die ich an ihr gesehen hatte. Mir wurde ganz anders, als ich nun einen richtig Steifen bekam bei dem automatisch vor meinen Augen erscheinendem Bild!

Sie nahm erneut ihren Kopf von meiner Wange und sah mich an, wobei sie eigenartig lächelte:

„Patrik, ist wirklich alles in Ordnung? Du bist irgendwie verspannt und auch so wortkarg…”

Ihr Gesicht war so nahe. Ihre Lippen waren so rot. Ihr Körper so warm. Ihr Busen so weich. Der Wein floss durch meine Adern. Vielleicht war es all das — jedenfalls küsste ich Mama spontan.

Nach einer Sekunde küsste sie mich zurück und legte ihre Hände um meinen Hals.

18. Iris

Ich hatte Glück. Auf dem Weg zum Abendessen traf ich sie — den Cousin und die Cousine von den Belgiern. Er hieß Stéphane und sie Magali. Am Tisch nahmen wir Frauen rechts und links von ihm Platz — er war eindeutig der Hahn im Korb! Bei dem lockeren Gespräch erfuhr ich, dass sie 24 Jahre alt war und in der Werbebranche arbeitete. Stéphane war 31 und lebte in Antwerpen — er machte in Schmuck- und Edelsteinhandel. Sofort blitzte in mir ‚Diamonds are the girls best friend’ auf — und der Gute wurde mir noch sympathischer.

Es wurde noch besser, als das Ehepaar ankam und mein Sohn. Der Ehemann nahm sofort die Cousine in Beschlag und setzte sich auch neben sie. Damit hatte ich freie Bahn für ein Gespräch mir Stéphane. Ich wandte mich ihm leicht zu, als mein Sohn sich neben mich setzte. Befriedigt nahm ich wahr, wie sein Blick auf den Saum meines Kleides fiel. Die Wahl des Minikleides war vielleicht gar nicht so schlecht! Jetzt noch ein Wort über die gute Gesellschaft — und ein halb zufälliger Blick zu Stéphane hin, dann würde das Abendessen nett werden.

Pat wollte unbedingt Rotwein bestellen, also ließ ich ihm das Vergnügen. Damit war er auch erst einmal beschäftigt und abgelenkt — und ich konnte mich dem Gespräch mit Stéphane widmen. Aber natürlich wollte ich mit Pat anstoßen, als der Hauptgang kam. Ich wusste doch, wie stolz er auf seine Bestellung der Weinflasche war. Dabei passierte mir ein kleines Missgeschick, als mein Kleid hochrutschte und Pat automatisch seinen Blick darauf richtete. Rasch und unauffällig zog ich es wieder herab, um nur ja nicht Magali glauben zu lassen, dass ich Aufmerksamkeit heischen wollte, denn sie blickte gerade herüber. Pat wollte doch Eindruck bei ihr schinden, davon wollte ich nicht ablenken. Und wenn ich ehrlich war, hätte ich dieses Missgeschick lieber bei Stéphane gehabt.

Aber immerhin konnte ich mit ihm viel reden, da seine Cousine mit Beschlag durch den Ehemann belegt war. In der Hinsicht tat mir Pat leid, weil er sich mit Helène, der Ehefrau unterhalten musste. Dafür hatte er das T-Bone-Steak und den Rotwein — man kann nicht alles haben.

Nach dem vorzüglichen Menü ging es in die Bar. Sie hatten an diesem Abend viele Songs, die Herbert gefallen hätten und auch mir gefielen die meisten ganz gut. Leider war das nicht der Fall für den Cousin, der sich samt Cousine verabschiedete. Immerhin sorgten die Songs für angeregte Diskussionen mit Helène und Guillaume, die sich auch nicht nehmen ließen, für Pat und mich belgisches Bier zu bestellen. Witzig, wie unterschiedlich bekannt einige Oldies in Belgien waren im Vergleich zu Deutschland. Dass die damit verbundenen Erinnerungen unterschiedlich waren, fand ich nur natürlich.

Überrascht war ich, als bei einem Abba-Song mich mein Sohn zum Tanzen aufforderte. Okay, vermutlich hatte er sich gelangweilt bei der ganzen Diskussion um die Oldies. Ich mochte gerne tanzen, also würde ich mich sicherlich nicht über die Aufforderung beklagen. Das Tanzen versetzte ihn auch offensichtlich in bessere Laune. Ich war mir zwar sicher, dass er lieber mit der Cousine getanzt hätte, aber so ist eben das Leben. Das belgische Paar wollte sich schon zurückziehen, sie hatten bereits ihre Gläser ausgetrunken und tanzen war ihm ja nicht möglich.

Unsere Bierkelche hatten hingegen noch einen beachtlichen Rest in sich, den vor allen Dingen mein Sohn nicht verkommen lassen wollte. So überließ ich ihm auch noch die knappe Hälfte in meinem Glas, denn ich merkte schon, dass es mehr Alkoholgehalt hatte als das deutsche. Außerdem hatte ich das Bier mehr aus Höflichkeit angenommen, denn Starkbier war schon gar nicht mein Fall. Zu meiner erneuten Überraschung fragte mich mein Sohn, ob wir nicht noch in die Disco wollten. Er würde finden, dass der Abend noch zu jung sei, um bereits beendet zu werden. Mir lag es schon auf der Zunge zu sagen, dass dieses doch eher etwas für jüngere sei, aber gleichzeitig schmeichelte es mir auch, dass er keine Hemmungen hatte, mit mir dorthin zu gehen.

Die Diskothek befand sich in einem großen Raum einer Bar auf dem obersten Deck mit Weitblick über den Ozean, soweit man auf der richtigen Seite saß. Sonst blickte man auf die Insel, deren vertrauter Anblick einen mit der Zeit doch deprimierte. Gott, ich war lange nicht mehr in so einem Ding gewesen und die Musik kam mir überlaut vor. Auch als Patrik noch klein war, hatte Herbert schon keine Lust mehr auf Disco und außerdem hatten wir mit dem kleinen Kind häufig Probleme, einen Babysitter zu finden. Patrik fand noch einen Tisch direkt mit dem Ausblick auf das Meer. Das war nicht schlecht. Er bestellt auch gleich Weißwein im Glas, was ich mit einem leichten Stirnrunzeln quittierte, denn inzwischen war ich schon gut beschwipst und mehr Alkohol war vielleicht keine gute Idee. Andererseits kam der Wein gut gekühlt an und war erfrischend.

Ich war überrascht, als er mich ausgerechnet bei einem uralten Stück von den Beatles zum Tanzen auffordern wollte. Denn sonst lästerte er immer über die Beatles. Es war eine Instrumentalversion. Die Tanzfläche der Diskothek war gut besucht bei dem Stück. Nur hinten in der dunklen Ecke gab es noch ein ausreichend freies Stück. Das hatte den Vorteil, dass die nervigen, stroboskopischen Strahler auf der zentralen Tanzfläche hier nicht hinreichten. Beim offenen Tanzen bewegte sich mein Sohn ausdrucksvoll und gut im Takt der Musik. Es war mir noch gar nicht aufgefallen, wie gut er sich dabei bewegen konnte. Richtig, ich hatte ihn ja auch nur selten in einer Diskothek gesehen, sondern bestenfalls bei Familienfeiern mit einem Discjockey. Der nächste Titel war ein Original von den Beatles, aber auch da blieb er bei der Stange.

Dann kam ein Instrumental nach Abba’s ‚I have a dream’. Das mochten Herbert und ich gerne. Die Tanzfläche wurde schlagartig leerer. Es blieben nur die, die sich zum Paartanzen entschieden. Das bot ich auch Pat an, weil ich diese Melodie sehr mochte. Ich legte meine Arme auf seine Schultern, da ich in der Disco die formale Paarhaltung nicht für angepasst hielt, sondern eher eine distanziertere. Vielleicht war es auch der Weißwein, der mich wünschen ließ, enger zu tanzen bei romantischer Musik. Immerhin war ich seit rund vier Wochen ohne meinen Ehemann.

Dann kam ein Favorit von mir – ‚White Nights in Satin’. Ein Lied zum Dahinschmelzen! Ich schloss für Momente die Augen und gab mich nur der Melodie hin. Wie von selbst ging es in eine normale, engere Tanzhaltung. Als ich meine Augen wieder öffnete, befand sich seine rechte Hand nicht mehr auf meiner Schulter, sondern auf meiner Hüfte und wie waren viel enger zusammen. Hoppla, wie war das denn gekommen? Ich musste etwas verlegen hüsteln, aber er erklärte, dass der Tanz schon etwas hatte…

Wie gesagt, diesen Song von Procul Harum fand ich absolut romantisch, so driftete ich wieder in dieses Träumerische. In dieser Stimmung fiel es mir auch nicht auf, dass die Hand von meinem Sohn dann auf meinem Allerwertesten lag. Es passte einfach zu dem Hochgefühl bei der Musik und den romantischen Fantasien. Das kam mir erst zu Bewusstsein, als seine Fingerspitzen plötzlich so tief waren, dass sie den hinteren Ursprung des Strapsbandes ertasteten, dort wo es bei meinem Hüfthalter ansetzte. Gleichzeitig merkte ich in der engen Tanzposition, wie er eine harte Erektion hatte! Ich war perplex — und gleichzeitig auf eine eigenartige Weise geschmeichelt, weil ein so junger Mann mich offensichtlich begehrte. Dann merkte ich, dass beim Tanzen meine Wange an seiner gelegen hatte, ohne dass ich es bewusst eingeleitet hatte. Schnell fragte ich ihn, ob alles in Ordnung war. Diese sehr enge Tanzhaltung war ja…

4
Dann küsste mich mein Sohn — richtig, ich meine voll auf den Mund! Ich war im ersten Moment wie gelähmt, aber dann küsste ich ihn zurück. Vielleicht hätte ich ihn zurückweisen sollen, aber das konnte und wollte ich in diesem Moment nicht, denn ich war immer noch halb in dieser romantischen Stimmung gefangen. Es wurde ein etwas längerer Kuss, denn auch ich kam auf den Geschmack dabei. Ich legte die Hände voll um seinen Hals und öffnete meinen Mund weit, um seine Zunge in mich hinein zu saugen. Vier Wochen ohne einen einzigen Kuss lassen einen erst merken, wie schön ein Kuss wirklich ist. Mein Herz bummerte aufgeregt, als sein junger Körper mich umfing.

Dann setzte plötzlich wieder krachend und hämmernd ein Disco-Hit ein — und die Tanzfläche wurde bis auf den hintersten Winkel voll. Schnell deutete ich in Richtung auf unseren Tisch. Er sah etwas enttäuscht aus, aber er nickte im Einverständnis. Erst beim Weg zurück wurde mir klar, dass dieser spontane Kuss nicht ohne Probleme war. Wir mussten reden — und dies an einem ruhigeren Ort, wo wir uns unterhalten konnten, ohne schreien zu müssen.

Es gab unten noch eine kleine Bar, die inzwischen nur noch selten für Live-Auftritte genutzt wurde. Auch die Künstler konnten nicht von Bord — und deren Repertoire war eben nur begrenzt. Dort könnten wir uns hinsetzen und reden. Gesagt — getan. Wir saßen an einem kleinen Tisch ganz hinten und ich hatte Cola bestellt, denn ich musste in dieser Situation einen klaren Kopf bewahren. Es gab nur leise und dezente Tanzmusik im Hintergrund. Man konnte gut reden.

„Pat, offiziell bist Du mein Cousin, aber in Wirklichkeit… Also, das mit dem in der Disco, das werden wir morgen einfach als nicht geschehen betrachten, einverstanden?”

Er nickte verständnisvoll. Seine Augen hatten diesen Glanz und die leicht veränderten Pupillen, die mit einem erhöhten Promillegehalt in den Adern einhergehen. Vielleicht würde er es alles auf ‚natürlichem’ Wege vergessen. Seine Antwort verblüffte mich allerdings:

„Mama, Du hast mir doch häufiger das Märchen von Aschenputtel vorgelesen, als ich ein kleiner Junge war. Ich habe das gern gehört. Sagen wir doch einfach, dass Du bis Mitternacht für mich meine Cousine Ute bist und mit Schlag Mitternacht aus meinem Blickfeld entschwinden wirst und mir nur Deine Schuhe bleiben. Morgen früh ist alles wieder beim alten, aber bis zur Geisterstunde können wir doch Cousin und Cousine spielen, die miteinander flirten. Wir tanzen auch nur in dieser kleinen Bar hier. Komm schon, sag einfach ja. Dann ist es wie ein Märchen.”

Seine Stimme war so eindringlich, dass ich mich breitschlagen ließ — schließlich war es inzwischen schon nach 23:00 Uhr.

19. Patrik

Ich hatte den Kuss von ihr zu sehr genossen, um gleich danach darauf verzichten zu müssen. Ich hatte mir immer vorgestellt, wie so ein Kuss von Tina, der Schwester von Thomas, se

Über den Autor

Erotische Geschichte

Ich schreibe täglich erotische Geschichten. Ich bin Redakteur auf der Website, auf der wir aktuelle und lange Sexgeschichten veröffentlichen.

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