Ein supergeiles Wochenende
Samstag. Ausschlafen. Kein Wecker. Und die Vorfreude auf Marko! Besser konnte das Wochenende nicht beginnen. Tim räkelte sich im Bett, blieb aber noch ein wenig liegen. Seine Eltern waren an diesem Vormittag zum Brunch eingeladen, also gab es kein gemeinsames Frühstück. Als er seine Beine endlich aus dem Bett schwang, zeigte die Uhr zwanzig nach neun. Er hörte seine Eltern, die gerade im Begriff waren, das Haus zu verlassen. „Morgen Mom, morgen Paps!” rief er nach unten, „Bis nachher!” Sein Vater schaute kurz hoch, und seine Mutter winkte ihm. Dann hörte er die Tür ins Schloss fallen und das Starten eines Motors. Nur in seiner Schlafanzughose ging Tim ins Bad und ließ sich Wasser in die Wanne laufen. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück und überlegte schon mal, was er denn anziehen sollte und was er mitnehmen müsste. Er legte die ersten Sachen zurecht; dann lief er zurück ins Bad. Seine Schlafanzughose hatte er direkt auf seinem Bett liegen gelassen.
Das Wasser war angenehm warm, der Badezusatz duftete. Tim lag mit geschlossenen Augen in der Wanne und ließ es sich für ein paar Minuten so richtig gut gehen. Es klopfte an der Tür. „Tim? Bist Du da drin?” Es war Margret, die Haushälterin. „Ja Margret, ich liege in der Badewanne!” „Darf ich reinkommen?” „Na klar!” Tim hatte keine „Geheimnisse” vor Margret; schließlich kannte sie ihn ja schon von seiner Geburt an und hatte ihn im Laufe der vielen Jahre, die sie nun bei den von Hochbergens im Dienst war, auch oft genug unbekleidet gesehen. Außerdem verdeckte der Badeschaum Tims wichtigste Körperpartien. Margret steckte erst den Kopf durch die Tür, dann trat sie ein. Mit einem frechen Grinsen im Gesicht fragte sie: „Wann wünschen der Junge Herr zu frühstücken?” „Margret, Du sollst doch nicht immer ‚Junger Herr’ zu mir sagen!” empörte sich Tim. Margret kicherte. „Ist doch schon gut! Ich weiß ja, dass ich Dich damit immer wieder ärgern kann! Aber ganz ehrlich: Es macht mir Spaß!” Margret ging wieder (was wollte sie eigentlich im Bad? Eine Antwort auf ihre Frage hatte Tim ihr nicht gegeben…), und Tim stieg aus der Wanne. Als er die Treppe runter lief und in die Küche kam, trug er nur einen bequemen Jogginganzug. Inzwischen war es schon gut 10 Uhr durch – aber Tim genoss es, einmal richtig „schludern” zu können. Auf nackten Füssen lief er durch die Küche und setzte sich an den Tisch. Margret legte keinen großen Wert auf ‚Etikette am Tisch’; ihr machte es nichts aus. Nach dem Frühstück zog Tim sich wieder zurück in sein Zimmer. Ob Marko wohl schon wach war? Er sah auf die Uhr, es war fast 11 geworden. Sollte er ihn anrufen? Erstmal schauen, ob er online ist. Aber im Netz fand er nicht die kleinste Spur von ihm… Mist! So gegen 12:30 Uhr kamen Tims Eltern heim. Seine Mutter verschwand gleich im Schlafzimmer, um sich umzuziehen, und sein Vater ging im Wohnzimmer an die Bar und gönnte sich einen Cognac. Immer noch nur im Jogging-anzug und barfuss lief Tim hinunter, um seine Eltern zu begrüßen. Sein Vater sah ihn tadelnd an, sagte aber nichts. „Hallo Tim”, rief seine Mutter aus dem Flur, während sie sich ihm näherte. „Ich hoffe, Du hast gut gefrühstückt! Heute fällt das Mittagessen aus – wir sind beim Brunch so mit allen möglichen Leckereien verwöhnt worden, dass wir bis heute Abend erstmal nichts mehr essen können.” Tims Herz schlug schneller. Dann könnte er ja gleich schon los – umso früher wäre er bei seinem Schatz… Aber welche Fete beginnt denn schon mittags um eins oder so? Das würden sie ihm nicht glauben. Schließlich hatte er seinen Eltern ja gesagt, er würde auf eine Party gehen. Klar, sie wussten ja nun von Marko, und er könnte ihnen natürlich sagen, dass er sich mit ihm trifft – aber so hatten sie es ja abgesprochen, und auch Marko hatte seinen Eltern von der „Party” erzählt, zu der sie eingeladen sind. Also blieb auch Tim bei dieser Version.
Schnell war die Sporttasche neu gepackt, sein Kulturbeutel war ja noch fertig von der Reise nach London. So, jetzt noch anziehen, ein wenig Haargel, und Tim war marschbereit für sein großes Date. Sein Telefon piepste – eine SMS von Marko.
„Ich bin im „Nest” und warte auf Dich! I L D Marko”, stand dort.
Tim lief ins Wohnzimmer. „Mom, Paps, ich bin dann weg. Wir treffen uns gleich, und gehen dann zusammen zu der Party”. „In Ordnung, Junge – pass auf Dich auf! Und trink bitte nicht so viel!” hörte er seine Mutter noch sagen. „Und denk dran, morgen um vier Uhr seid ihr zum Kaffee hier!” „Ja, Mom, mach Dir keine Sorgen, wir werden pünktlich sein. Tschüss, bis morgen!” „Viel Spaß”, riefen sie ihm noch hinterher, als er schon die Haustüre hinter sich zuzog. Tim hatte es furchtbar eilig; er wollte keine Minute vergeuden. Auf direktem Weg steuerte er den Bauernhof von Willys Eltern an, durchquerte ihn und stand vor dem Ferienhaus. Er klopfte an der Haustür; keine Reaktion. Noch einmal… nichts passierte. Er ging um das Haus und sah durch das Fenster ins Wohnzimmer. Marko lag zusammen-gekauert wie ein Baby auf dem Sofa – er war eingeschlafen. Er sah so niedlich aus! Bestimmt eine Minute lang schaute Tim durch das Fenster auf seinen schlafenden Freund – dann klopfte er leicht an die Fensterscheibe. Marko zuckte zusammen, öffnete die Augen und sah Tim am Fenster stehen. Er stand auf und beschrieb mit dem Arm einen großen Bogen. ‚Komm zur Tür!’ wollte er ihm damit sagen. Tim verstand. Er war noch nicht ganz um die Hausecke gebogen, als schon die Tür aufflog. Sie fielen sich in die Arme. Endlich wieder zusammen! So lange hatten sie nun ohne einander auskommen müssen – immerhin zwei lange Tage. Marko zog Tim ins Haus und schob mit dem Fuß die Tür zu. Ihre Küsse wollten wieder einmal nicht enden, die Zungen wickelten sich umeinander. In enger Umarmung erreichten sie das Sofa und ließen sich darauf fallen. Tims Schuhe landeten irgendwo in einer Ecke. Nach und nach entledigten sie sich gegenseitig der Hemden und Hosen, ihre nun fast nackten Körper berührten sich an fast jeder nur erdenklichen Stelle. Es war still im Raum; ihre innige Liebe zueinander bedurfte keiner Worte. Etwas später saßen sie nebeneinander auf dem Sofa, eng aneinander geschmiegt, die Hände ineinander verschränkt. Markos Kopf lag an Tims Schulter, ihre Füße streichelten sich gegenseitig. Es wurde langsam Abend, und sie bekamen Hunger. Gerade überlegten sie, sich wieder anzuziehen und irgendwo etwas essen zu gehen, als es an der Tür klopfte. Nur in seinem Shorty ging Marko zur Tür und rief: „Ja? Wer ist da?” Keine Antwort. Er öffnete die Haustür, zunächst nur einen Spalt breit, so dass er hinausschauen konnte, dann ganz. Niemand zu sehen – aber im Eingang stand ein großer Korb, mit einem Geschirrtuch abgedeckt. Darauf lag ein Brief.
„Timi, schau mal! Ich glaube, wir brauchen nicht raus zu gehen!” rief Marko, als er den schweren Korb anschleppte und in der Küche auf der Ablage deponierte. Tim lief ebenfalls in die Küche, gemeinsam zogen sie das Tuch weg und staunten über die herrlichen Leckereien im Korb. „Mach den Brief auf!” forderte Tim seinen Freund auf. Marko öffnete den Umschlag und las: ‚Hallo Marko, hallo Tim, wir hoffen, es gefällt Euch in unserem Gästehaus und ihr fühlt Euch wohl bei uns. Damit ihr heute Abend nicht verhungert, haben wir für Euch ein paar Kleinigkeiten eingepackt. Lasst es Euch schmecken!” Keine Unterschrift – doch Tim und Marko wussten, dass nur Willy und seine Eltern die Absender sein konnten. Sie packten alles aus und waren begeistert: sie fanden frisches Brot, Butter, Dosenwurst aus eigener Produktion, hausgemachten Frischkäse, gekochte Eier, Marmelade, Honig, Pfeffer und Salz, Tee, Kaffee, Filtertüten, Cola, Limo – und eine Flasche Wein mit zwei blank polierten Gläsern.
„Na, dann lass uns mal den Tisch decken! Ich sterbe fast vor Hunger!” In den Küchenschränken fanden sie Geschirr, Gläser, Tassen und Besteck. Tim war es ja eigentlich gewohnt, sich an den fertig gerichteten Tisch zu setzen, doch es machte ihm auch überhaupt nichts aus, selbst mit anzufassen. Nicht, wenn es für Marko und ihn war! Tim hatte sich eine Tasse Tee aufgesetzt, vor Marko stand ein Glas Cola. Den Wein wollten sie sich für später aufheben…