In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Ich wachte immer wieder auf und dachte an das Gespräch mit Dr. Schwitter zurück. Ich dachte an Tim, den ich ja nach dem Gespräch nicht mehr gesehen habe. Was wohl bei ihm geschehen ist? Was wohl Dr. Stark mit ihm angestellt hat? Ob auch er sich unruhig in seinem Bett wälzte? Ob ich ihn wohl wiedersehen würde? Ich hoffte es.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte galt mein erster Gedanke Tim. Ich hatte, als ich dann endlich doch Schlaf fand, von ihm geträumt. Ich wollte ihn im Traum erreichen. Er verschwand jedoch immer, wenn ich ihm ganz nah war hinter einer Ecke, flog mit dem Flugzeug davon oder sein Schiff legte vom Hafen ab. Ich wollte ihn wiedersehen und das würde mir wahrscheinlich nur gelingen, indem ich den Bedingungen dieses Experiments zustimmte. So konnte ich möglicherweise an seine Kontaktdaten gelangen, hoffte ich jedenfalls. Meine Entscheidung war also gefallen. Ich wollte mich dem Experiment stellen. Natürlich könnte ich mir auch sonst mal, ohne Auflagen eine luxuriöse Reise leisten. Schliesslich verdiene ich in meinem Job ja ausgesprochen gut. Aber dieser gewisse Kick würde mir dann fehlen. Das wollte ich nun wirklich erleben.
Um 14 Uhr klingelte es dann an meiner Wohnungstür und der nette Chauffeur vom Vortag holte mich ab. Er fuhr direkt ins Institut an der Brunngasse, wo ich auch bereits von Dr. Schwitter empfangen wurde. Von Tim war leider weit und breit nichts zu sehen. Dr. Schwitter führte mich ins bekannte Büro und bat mich Platz zu nehmen.
“Also, Susan, wie ist es Ihnen in den letzten Stunden ergangen? Konnten Sie zu einer Entscheidung kommen?”
Ich berichtete ihm von der vergangenen Nacht und wie es mir dabei ergangen war. Er bestätigte mir, dass diese Gefühle und diese Unruhe vollkommen normal seien, wenn es darum gehe Entscheidungen zu treffen, die das Leben verändern könnten. Dr. Schwitter beantwortete mir noch einzelne offene Fragen und dann legte er mir den Vertrag zur Unterschrift hin. Er liess mir Zeit, nochmals alles in Ruhe durchzulesen. Im Wesentlichen stand alles genau so drin, wie er es mir am Vortag erklärt hatte. Ich setzte also meine Unterschrift unter das Dokument und schob es ihm zurück. Auch er unterschrieb und händigte mir das Doppel aus. Nun war es also besiegelt, ich würde im Sommer eine erotische, sexy Städtereise unternehmen.
“Da sie nun offiziell Teil dieses Experiments sind, Susan, und die Bedingungen akzeptiert haben, werden Sie heute den ersten Umschlag erhalten. Betrachten Sie es als eine Art Probezeit. Diese ist zwar im Vertrag nicht vermerkt gilt aber für beide Seiten. Sollten Sie nach der ersten Aufgabe aussteigen wollen ist dies ohne jegliche Einschränkung möglich. Genauso können wir vom Vertrag zurücktreten, sollten wir merken, dass sie aller Erwartungen zum Trotz nicht die richtige Kandidatin sind. Ich gehe allerdings davon aus, dass es passen wird und wir im Frühling für die Reisevorbereitung wieder voneinander hören werden.”
Ich war trotz meiner Überzeugung, an diesem Experiment mitzumachen ziemlich erleichtert. Es gab also eine kleine Hintertür, das war sehr beruhigend. Ich war mir aber sicher, dass ich sie nicht nehmen würde. Ich verabschiedete mich von Dr. Schwitter und wurde erneut vom Chauffeur nach Hause gefahren. In der ganzen Aufregung hatte ganz vergessen, nach Tim zu fragen. Dies würde ich dringend noch nachholen müssen.
Gerade als ich meine Wohnung betrat klingelte mein Handy. Das Display zeigte eine mir unbekannte, jedoch einheimische Nummer an. Ich nahm den Anruf entgegen. “Frau Gerber? Hier spricht Pia vom Kosmetikstudio Stella Maris. Ich möchte Ihren Termin heute um 17 Uhr bestätigen. Dr. Schwitter hat mir die nötigen Instruktionen erteilt. Ich erwarte Sie in der Ledergasse 20. Bis später dann Frau Gerber. Auf Wiederhören!” Die Frau hängte auf und liess mich verdutzt zurück. Sollte dies die erwähnte Aufgabe sein? Aber Dr. Schwitter sprach doch von einem Umschlag, den ich erhalten sollte. Wahrscheinlich war ich mit der ganzen Situation vorhin total überfordert und brachte da nun einiges durcheinander. Ich blickte auf meine Uhr und stellte fest, dass mir gerade noch Zeit zum Duschen und Umziehen bleibt. Die Ledergasse ist von meiner Wohnung nicht weit entfernt, so dass ich diesen Weg zu Fuss machen konnte. Schon verrückt, wie schnell man sich an einen Chauffeur gewöhnen kann.
Um 17 Uhr stand ich dann vor dem besagten Geschäft. Eine junge brünette Frau empfing mich und führte mich in einen separaten Raum. “Bitte, Frau Gerber”, sagte sie zu mir, “ziehen sie sich bis auf die Unterwäsche aus und legen Sie sich auf die Liege. Pia wird sofort kommen und sie über das weitere Vorgehen aufklären.” Dann war sie auch schon wieder verschwunden und liess mich allein. Was da wohl noch alles kommen würde? Aber ich hatte nun mal ja gesagt, da würde ich das jetzt auch durchziehen. Ich entledigte mich meiner Schuhe und Kleider und setzte mich in Unterwäsche auf die Liege. Im Raum war es angenehm warm, leise Musik tönte aus den Lautsprechern und die Duftkerzen verbreiteten einen angenehmen Zitronenduft.
Kurze Zeit später betrat eine weitere junge, diesmal blonde Frau den Raum. Sie stellte sich als Pia vor und klärte mich über die nächsten Schritte auf. Erst würde ich eine Maniküre und eine Pedicure erhalten. Dabei würde sie Diana, die ich eben kennengelernt hätte, unterstützen. Anschliessend würde ich eine Gesichtsmaske bekommen. In dieser Zeit würde sie, Pia, bei mir ein Intimwaxing vornehmen. Ich solle aber keine Angst haben, die Schmerzen hielten sich in Grenzen, dafür würde Sie sorgen.
Nun, auf die ganze Prozedur möchte ich jetzt in meiner Erzählung nicht weiter eingehen, nur so viel, nix da mit “Schmerzen halten sich in Grenzen”…
Nach gefühlt einer Ewigkeit war das Ganze dann vorbei. Und ich muss sagen das Ergebnis fühlte sich super an. Meine Intimzone war von allen überflüssigen Haaren befreit. Nur noch ein schmaler Streifen kurz gestutzter Härchen zierte meinen Schamhügel. Pia meinte, sie müsse nun noch alles fotografisch festhalten und Dr. Schwitter für die Akten zukommen lassen, dann könne ich nach Hause gehen. Daran, dass ich mein Leben praktisch in Dr. Schwitters Hände gelegt hatte, musste ich mich noch gewöhnen. War ja aber eigentlich klar, dass er immer Bescheid wissen musste, ob alles zu seiner Zufriedenheit verläuft. Ein Experiment muss schliesslich gut dokumentiert sein. Also liess ich mich von allen Seiten ablichten. War ein etwas seltsames Gefühl, eine Linse auf seinen Intimbereich gerichtet zu wissen. Irgendwie aber auch erregend.
Bevor ich mich dann später verabschieden konnte holte Pia noch einen Crèmefarbenen Umschlag aus der Schublade des Ladentresens. “Dr. Schwitter hat mich gebeten, Ihnen das hier zu überreichen. Alles Gute, Frau Gerber. Wir sehen uns bestimmt wieder.”
Mit zitternden Fingern nahm ich den Umschlag entgegen, verabschiedete mich und verliess den Laden. Nun war es also soweit, die erste Aufgabe erwartete mich. Ich ging auf dem schnellsten Weg nach Hause. Ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wie meine Aufgabe aussehen würde.
Zu Hause angekommen stürzte ich in die Wohnung und riss den Umschlag auf. Ich zog den Papierbogen heraus, faltete ihn auseinander und begann zu lesen…