1
Ich kam in den Wartebereich. Mein Termin war auf einen anderen verschoben, der Notar war krank. „Da werde ich mich auf längere Wartezeiten gefasst machen müssen!”, dachte ich mir. Ich setzte mich auf einen der dick gepolsterten Ledersessel. Durch ein weites Fenster sieht man auf die Stadt, 42. Stock. Die Stille des Raumes erholt von dem Stress der Stadt, durchatmen zeigt Luxus. Ich nahm mir eine der aufliegenden Zeitungen. Schmökern in ‘Wirtschaft heute’, 150m über der Stadt.
Zur Erklärung: Im Rahmen einer Studie hatte ich Robert H. Pierson kennengelernt. Pierson war als Berater in der Kanzlei Kern angestellt, Personalbereich. Nachdem vor ~30 Jahren in Wien ein Standort gegründet worden war, wurde dieser nun in einem 5-Jahres-Plan ausgeweitet. Parallel zu den Personalerweiterungen war ein Teil der Kanzlei Kern aus dem 1. Bezirk in den 22. gezogen, in das frisch eröffnete DC Towers. Etwas weniger Prestige für etwas mehr modernes Business. Geschäftsführer war George Kern Senior. Amerikanischer Abstammung hatte er in der Schweiz das Unternehmen gegründet, dessen Abzweigung in Wien sein Sohn Herbert Kern aufgebaut hatte. George Kern Junior hatte in einem mir unbekannten anderen Gebiet seine Laufbahn begonnen und hatte mit der Anwaltskanzlei meines Wissens nichts mehr zu tun.
Herbert Kerns Büro war im 1. Bezirk, Joanne Berger hatte die Abteilung in dem einen, unfertigen Teil der DC Towers übernommen.
Robert H. Pierson hatte mir angeboten mit einem der Anwälte ein Beratungsgespräch bezüglich eines Vorsorgeplans zu führen. Nachdem man so eine Möglichkeit selten zwei mal bekommt, hatte ich, obwohl ich mich sehr wenig damit beschäftigt hatte, zugesagt.
Nun war der Termin auf Grund der Erkrankung des Anwalts etwas in den Weg gekommen.
Zwei Möglichkeiten hatten sich mir laut Aussage der Sekretärin eröffnet: a) ich konnte mir mit einem Spaziergang auf der Donauinsel die Füße vertreten bis die Anwaltsvertretung aus einer Besprechung aus dem 1sten Bezirk wieder im Haus war oder b) im Wartezimmer die Zeit verstreichen lassen.
So kam es, dass ich mich erstmal auf einen der schönen Ledersessel setzte, um mir die Möglichkeiten durch den Kopf gehen zu lassen.
Eine Ende 20-jährige Frau kam in das Wartezimmer. Sie legte Ihren Mantel ab, grüßte formell und setzte sich gegenüber von mir hin. Ich schaute von meiner Zeitung aus, erwiderte das „guten Tag” und für einige Sekunden blieb mein Blick an ihr hängen.
Sie hatte einen Untermantel an, einen schwarzen Rock, der über Kniehöhe endete und braune Lederstiefel. Ihr Outfit passte sehr gut zum Wartezimmer, generell zur Art der Einrichtung, der Firma. Beide, sie und die Einrichtung vermittelten den Eindruck von einer stillen Energie und sehr ausgewählten Material. Sie überschlug die Beine und für einen Augenblick konnte ich meinen Blick nicht von den Stiefeln lösen. Als ich schließlich von den Stiefeln zu ihr aufschaute, bemerkte ich, dass sie mich die ganze Zeit beobachtet hatte.
„Warten Sie auch auf Herr Raute?”, fragte ich, um nicht wie ein begossener Pudel dazustehen. Keine Antwort. Weiterhin ihr Blick auf mich gerichtet, als ob sie mich ertappt hätte. In dem Moment kam die Sekretärin zur Tür rein mit Kaffee und Kuchen und teilte uns mit: „Die Ankunft sowohl von Frau Berger verzögert sich etwas. Auch Herr Raute wird sich verzögern. Vor 15:00 ist mit ihm leider nicht zu rechnen. Ich habe Kaffee und Gebäck zur Überbrückung mitgebracht.” 15:00. Oh Mann, über zwei Stunden. Die Sekretärin verließ das Zimmer, nachdem sie das Tablett auf den Tisch neben der Frau abgestellt hatte.
Etwas eingeschüchtert von der wortlosen und doch konzentrierten Art der Frau ging ich zum Tablett, nahm mir einen Kaffee und schwenkte zurück zum Sessel. Etwas Kaffee schwappte über, fiel naher Entfernung der Frau zu Boden. „Oh, Entschuldigung”, sagte ich, geniert von meinem Missgeschick. Ich schaute mich um nach Servietten oder sonst etwas zum aufwischen.
„Warten Sie, ich habe Taschentücher dabei”, bemerkte sie und holte eine Packung ungeöffneter Taschentücher aus ihrer Tasche, passend im selben Lederton wie die Stiefel.
„Hier”, gab sie mir die Packung, setzte sich hin, überschlug die Beine und nahm eine Zeitschrift in die Hand. Ich starrte sie an, wusste nicht was tun, denn einerseits konnte ich mich nicht einfach 10cm vor ihren Füßen hinknien um den Boden aufzuwischen. Andererseits wollte ich auch den Boden nicht einfach mit Kaffe befleckt lassen. Sie nahm sich eine Tasse, trank einen Schluck. Am einfachsten und wohl am angebrachtesten in dieser Umgebung wäre es gewesen, der Sekretärin Bescheid zu sagen.
„Na, ich werde den Fleck nicht wegmachen, da sind Sie selbst dran Schuld”, brach sie in die mir mittlerweile etwas unangenehme Stille des 42. Stocks.
Ich kniete mich also hin, wenige cm von ihren Stiefeln entfernt und öffnete die Packung Taschentücher, zog einer heraus und lege es auf. Saugte sich gleich voll. Ich warf einen Blick auf ihre Stiefel, nun schon sehr aufgeregt.
Sie las in der Zeitung. Der Fleck war schon aufgesogen, aber ich war zu gebannt, zu angereizt von ihr, dass ich wieder aufstehen wollte und die Nähe verlöre. Immer gespannter, weil langsam zu auffällig, machte ich den Boden sauber, während ich aus den Augenwinkeln auf ihre Stiefel spickte.
Ich wollte gerade der Spannung nachgeben und aufstehen, als ich von oben hörte: „Ich möchte ja nicht unverschämt sein, aber ich glaube auf meine Stiefel sind auch ein paar Tropfen gekommen.Wenn Sie die bitte auch wegwischen können.”
Ich schluckte, mein Herz schlug nun spürbar schnell, selbst nach dieser Aufforderung war ich unsicher, ob ich das durfte. „Ja, natürlich” brachte ich noch hervor. Mit überschlagenen Beinen, streckte sie mir den Stiefel entgegen, dass ich nur die Sohle sah. Na dann. Ich nahm ein Taschentuch raus und wischte langsam über den Außenrist. Ich schaute nach oben. Sie las weiter ihre Zeitung. Der Geruch vom Leder stieg mir in die Nase. Kniete mich nun richtig hin, damit ich mit der nun freiwerdenden zweiten Hand einen Gegendruck an der anderen Seite des Schuhes setzen konnte. Das Wischen war nun für mich schon ein Streicheln.
Zu diesem Zeitpunkt hätte ich schon alles gemacht, was sie beauftragt hätte.
„Gut machen Sie das”. Ich schaute zu ihr auf. „Jetzt den anderen. Der muss mindestens genauso sauber werden.” Sie setze das Bein auf, überschlug nun das andere ohne Rücksicht auf meine Anwesenheit, so dass ich zurückweichen musste, um nicht getreten zu werden.
„Oh Entschuldigung”, sagte sie und lächelte dabei mit einem Blick, der sagte: „Ich weiß, dass dir das gefällt und ich koste die Macht meines Wissens aus.” Ich nah also den zweiten Fuß in die Hand, nahm ein neues Taschentuch und fing an zu wischen. Auf diesen war auf jeden Fall kein Kaffee, schon bevor ich anfing mich darum zu kümmern. Ich hatte nun einen tobenden Steifen in der Hose und begann mich zu sorgen, wie die Situation enden sollte ohne dass ich meine Verwüstung offenbarte. Während ich sanft wischte, den Duft roch und versuchte jede Eigenschaft, des in meiner Hand liegenden wahr zu nehmen, begann sie mit dem Fuß zu wippen. Langsam zog sie den Fuß an, bis ich nurmehr Sohle sah, und wieder zurück, als ob sie mir einen Stupser auf die Nase geben wollte. Durch den Schuh spüre ich den Fuß. Ich schaue auf die Sohle, phantasiere bereits Szenarien der Unterwerfung. „So ich glaube, die Stiefel sind sauber genug. Gut haben Sie das gemacht.” Sie muss meinen enttäuschten Blick gesehen haben, ließ ihn unbemerkt.
Ich nehme alle Taschentücher zusammen, drehe mich mit dem Rücken zu ihr, stehe auf und gehen zum Mülleimer die Tücher wegwerfen.
Ich setze mich hin und schaue zu ihr rüber, wie sie vergnügt die Zeitung liest. Meine Gedanken rasen, während wir gegenüber sitzen.
Nach einiger Zeit kommt die Sekretärin zur Tür rein. Frau Berger ist nun angekommen, Frau Lain. Herr Raute muss leider seinen Termin absagen. Es tut mir sehr leid, Herr Zet. Wenn Sie bitte hereinkommen, um einen Neutermin zu machen.”, sagt sie erst an Frau Lain und schließlich an mich gerichtet.
Frau Lain steht auf, bedankt sich bei der Sekretärin, holt ihre Tasche, wühlt etwas drin rum, holt eine Visitenkarte raus und gibt sie mir mit den Worten: „Hier ist die Adresse, der Termin wie besprochen nächsten Donnerstag, 17 Uhr.”
So fing es an.