Episode 62
Den Acinaces ließ ich über meinem Arm mit dem Zeichen des Zeus kreisen und führte ihn dann an das Zeichen selbst und strich mit der Spitze sanft darüber. In meiner Verzweiflung darüber das Nikolaos, mein Nikolaos mich verlassen hatte, ob nur auf Zeit oder für immer ließ mich verzweifeln, deshalb hatte ich für mich selbst entschieden dieses Zeichen des Zeus das mich als Auserwählten kennzeichnete aus meiner Haut zu schneiden. Um mir den nötigen Mut anzueignen nahm ich noch einen tiefen Zug aus einer Karaffe, bevor ich das Acinaces erneut ansetzte um es endlich zu entfernen. Ich erhöhte den Druck und konnte fühlen wie er durch die Haut stach und sah sofort das Blut das aus der Wunde hervorquoll. Mit ruhiger Hand, die Wohl dem Wein geschuldet war, begann ich den Acinaces zu führen, bevor mir die Sinne schwanden und es dunkel wurde.
Ich öffnete kurz darauf wieder meine Augen und fand mich zu meinem Entsetzen in der Halle der Weisheit wieder, vor mir thronte der allmächtige Zeus in seinem himmlischen Thron und sah mich mit einem schon fast grimmigen Blick an. Er schnippte mit seinem Finger und hinter mir erschien die mir bereits bekannte kleinere Version eines Thrones der Götter.
„Setz dich Damianos Passadakis, wir haben miteinander zu sprechen.“
Obwohl ich seine Stimme bereits vernahm und ihren Klang kannte so erschien es mir jetzt ebenso als ob sie eine völlig andere war. Kurz nachdem ich Platz genommen hatte senkte ich meinen Kopf blickte dabei an mir herab und erblickte sofort den Schnitt welchen ich mir zugefügt hatte. Auch wenn ich es nicht sehen konnte so fühlte ich mich erröten und legte meine Hand schützend über die mir selbst beigefügte Verletzung. In meinen Augenwinkeln war ein Kopfschütteln von Zeus wahrzunehmen und mit einem Fingerschnippen welches ich klar wahrnehmen konnte, setzte ein brennen an meinem Arm ein. Meine schützende Hand zog ich weg und erblickte ein helles leuchten welches über meinen Arm lag und es war klar zu erkennen wie sich die Wunde zu schließen begann, dies tat sie mit einem furchtbaren Schmerz.
„Damianos Passadakis du enttäuscht mich. Weshalb haderst du mit deinem Schicksal welches wir Götter für dich erkoren haben?“
„Großer und mächtiger Zeus, ich habt euch geirrt in eurer Wahl, ich kann es nicht sein der all diese Dinge die ihr von mir erwartet vollbringt. Mir mag es nicht einmal gelingen die Wünsche meines Gefährten zu erfüllen, wie also soll ich Sparta und Athen vor dem Fall retten?“
Ein dröhnen erklang in meinem Kopf als Zeus auflachte.
„Damianos, dies ist alles das dich beschäftigt? Der Weg der vor dir liegt hat noch nicht einmal richtig begonnen und du verzagst bereits. Wir haben uns nicht geirrt, ich sah es bereits du wirst all dies vollbringen, auch wenn es dir im Moment unmöglich erscheint. Weshalb ist es dir so wichtig die Wünsche deines Gefährten zu erfüllen, er liebt dich und du ihn, weshalb also betrübt es dich so ihm einen Wunsch abzuschlagen, vor allem da du es nicht bist der ihm seinen Wunsch verwehrt.“
„Es stimmt ich bin es nicht der es ihm verwehrt doch kann ich seine Wut verstehen, es dürstet ihm danach seine alte Heimat zu erretten und dies wird ihm nun verwehrt. Seine Familie wurde ihm genommen und in Knechtschaft gezwungen, wegen ihm so denkt er, all dies weil er von Freiheit und Gleichheit träumte. Es ist nicht gerecht großer Zeus, weshalb ist der Archon uneinsichtig, vor allem weshalb gelingt es mir nicht meine Angst die ich um ihn habe abzulegen, die Angst ihn zu verlieren? Was ich auch anstrebe es gelingt mir nicht, ich treibe ihn immer weiter von mir weg. Ich erbitte nicht viel allmächtiger Zeus, ich erflehe lediglich meinen Nikolaos zurück, er ist gegangen ohne ein Wort.“
„Genug Damianos es reicht, es gibt vieles das wir Götter vermögen doch gibt es etwas das nicht einmal wir Vermögen, ihr habt euren freien Willen, dieser ist auch uns unmöglich zu beeinflussen. Weshalb dein Nikolaos dich verlies, weshalb er entschied zu gehen vermag ich nicht zu sagen, doch kann ich dir sagen ihr werdet einander wiedersehen. Die kommenden großen Dinge vollbringt ihr zusammen, wie dir Athene bereits sagte ihr seid eins, ihr seid zwei Teile eines Ganzen das nur zusammen großes vollbringen vermag. Den Frevel denn du in begriff warst zu begehen, will ich dir verzeihen, doch will ich dafür Sorge tragen das du niemals wieder auch nur an dies zu denken wagst. Von heute an wird diese Stelle an deinem Körper niemals wieder eine Wunde davontragen können, denn sie wird durch mein Zeichen geschützt werden, keine Waffe wird es vermögen deine Haut zu erreichen.
Die Bedenken welche dein Nikolaos hegt an der Aufgabe die du ihm zugedacht, vernahm ich deshalb habe ich entschieden ihm zu helfen und zu unterstützen. Wenn Nikolaos an deine Seite, an welche er gehört, zurückgekehrt ist sollst du ihn an derselben Stelle an der ich es tat berühren damit er mein Mahl erhält. Auf ewig soll dies Symbol auch ihn zeichnen als Teil des Planes der Götter.
Mir ist bewusst das der Weg der vor dir liegt kein einfacher ist, doch sollst du nicht verzagen, wir wachen über dich Damianos. Es ist an der Zeit dich wieder zurückzusenden damit du dich wieder deiner kommenden Aufgabe widmest. Es ist mein Wunsch dass du deinem Gefährten sobald er wieder an deiner Seite ist etwas mitteilst Damianos, sage ihm dass der Weg seiner Familie noch nicht zu Ende ist, auch ist er nicht wie er denkt der letzte seiner Ahnenreihe der auf Erden wandelt. Verzweifle nicht Damianos, dein bisheriges handeln erfreut uns deshalb sei dir gesagt es werden ruhigere Zeiten kommen in denen ihr beide miteinander glücklich sein werdet.“
„Ich danke euch allmächtiger für eure Worte und eure Nachsicht mit mir schwachem Menschen, ich will tun was ihr verlangt und in euch vertrauen. Eure Aufträge will ich erfüllen, wie ihr sie mir auftrugt, auch will ich mich noch mehr mühen euch Stolz auf mich zu machen.“
Mit einem schnippen der Finger des Zeus wurde es gleißend hell um mich, als ich meine Augen wieder öffne lag ich in meinem Raum vor dem Stuhl zusammengekauert. Ich erhob mich langsam strecke meine steifen Glieder und blickte aus meinem Fenster in dem bereits der Morgen graute. Obgleich ich mir nicht sicher war, was während meines Gesprächs mit den Göttern mit meinem Körper geschieht, war es lediglich Durst der mich trieb, mein Körper war ausgeruht. Viele Becher klaren kühlen Wasser später entschied ich mich etwas auszutesten das Zeus erwähnt hat, ich ergreife den Acinaces der noch an derselben Stelle lag an der ich mein Bewusstsein verlor und er mir aus den Fingern glitt.
Mit zittrigen Fingern führte ich den Acinaces zum Symbol das auf meinem Arm prangt und wollte ihn hineinstoßen, doch ehe die Klinge mein Fleisch berührte, war es als ob ein Blitz daraus hervorschoss und schleuderte mir den Acinaces aus der Hand, er kam leicht rauchend am Ende des Raumes zu liegen. Zeus hatte es gesagt doch konnte ich es wahrlich nicht glauben doch war mein Zeichen unversehrt und leuchtete schwach, so als ob der Blitz in ihm ab klomm. Ganz vorsichtig, aus Angst ebenfalls von diesem Blitz getroffen zu werden senkte ich meine Finger auf das Zeichen und fuhr vorsichtig darüber nur um zu spüren das es eine Hitze abgab obwohl ich diese nicht verspürte.
Kaum das ich meine Türe öffnete blickte ich in die Augen von Sebastianos der sein Haupt leicht vor mir neigte und mich fragend anblickte.
„Es ist alles gut, keine Sorge ich habe mich beruhigt, doch muss ich sofort mit Nikos und Jorgos sprechen. Du kannst gehen Sebastianos ich brauche im Moment keine Garde, hole dir dein morgendliches Mahl und dann begib dich zu Ruhe.“
Sebastianos verschwand rasch aus meinem Blick, so begab ich mich zur Türe des Raumes den meine beiden Freunde nun ihr Eigen nannten. Ich wollte sie gerade öffnen als ich die Hand zurückzog, ich wollte ihnen ihre Freiheit lassen die ihnen ihr Raum bot, den sie waren zwar meine Gardisten aber viel mehr waren sie meine Freunde. Nachdem ich an der Türe geklopft hatte wartete ich etwas, vernahm dahinter jedoch keinerlei Regung, so tat ich es nochmals diesmal jedoch vehementer. Von innen vernahm ich nun leise aber doch die Aufforderung einzutreten, erblickte Nikos der mich verschlafen anblickte, Jorgos ruhte immer noch schlafend in seinem Schoße.
„Ist etwas geschehen Damianos?“
„Nein keine Sorge Nikos, es ist alles gut doch muss ich mit euch sprechen zu dieser ungewöhnlichen Stunde. Es hat sich etwas zugetragen das ihr Wissen solltet. Doch das wichtigste zuerst, Nikolaos?“
Nikos schüttelte verneinend den Kopf und blickte dabei nicht sonderlich erfreut, doch nahm ich es regungslos entgegen obwohl mich diese Verneinung tief innen schwer traf.
„Leider nein Damianos, Die Trupps die ich entsandte um nach ihm zu suchen, kehrten erst tief in der Nacht ergebnislos zurück. Ich gebe aber nicht auf Damianos sobald sie ihre Ruhe beendet haben entsende ich sie erneut, sei dir dessen sicher.“
Auch wenn ich es niemals zugeben wollen würde, so wusste ich das Nikolaos, wenn er es nicht wollte niemals gefunden werden würde, in dieser großen Stadt.
„Lass es sein Nikos, auch wenn es mich schmerzt ihn nicht an meiner Seite zu wissen, so muss ich seine Entscheidung respektieren, deshalb stelle die Suche nach ihm ein. Athen ist eine große Stadt wenn er den Truppen der Garde entgehen möchte wird er dies mit Leichtigkeit tun du kennst ihn selbst gut genug.“
„Er kehrt zu dir zurück Damianos dessen bin ich mir sicher, er liebt dich unendlich, er braucht nur ein wenig Zeit für sich selbst.“
„Ich weiß Nikos, er wird zurückkehren, dies sagte mir auch Zeus heute Nacht.“
Nikos sprang bei meinen Worten regelrecht im Bett in eine aufrechte Position, deswegen kam ein unzufriedenes brummen aus seinem Schoß in dem Jorgos noch immer schlief. Nikos rollte mit seinen Augen und stieß Jorgos immer wieder an, dieser antwortete immer nur mit einem brummen um seinen Unmut zu äußern. Jorgos dürfte irgendwann doch gemerkt haben dass etwas nicht stimmt und blickte an seinem Nikos hoch der nur mit seinem Kopf in meine Richtung deutete. Mit einem kurzen spitzen Schrei sprang auch er in eine aufrechte Position und so konnte ich nun bewusst zum ersten Mal einen Blick auf sein Gemächt tun und war positiv überrascht, dies drückte ich auch mit einem Lächeln offen aus. Sofort bedeckte er sich mit dem Lacken besagte Stelle und wies auch Nikos an dies zu tun, es schicke sich nicht so entblößt vor einem Außenstehenden zu posieren, dies entlockte mir ein lachen.
„Es ist ja nicht so das ich euch beide noch nie nackt erblickte, doch sei dir sicher dass ich Nikos schon bedeutend näher kenne, wenn du verstehst was ich meine.“
Die Müdigkeit in seinen Augen war sofort verschwunden sein Kopf pendelte zwischen Nikos und mir umher und er rang nach Worten.
„Ihr, ihr habt, ich meine….“
„Ja Jorgos, Damianos und ich haben gemeinsam mit Nikolaos die Bettstatt und mehr geteilt, doch dies war lange bevor ich dich endlich in mein Bett bekam. Es war äußerst reizvoll doch war dies bevor er zum Auserwählten wurde, ansonsten hätte ich es nie gewagt mich in ihm zu ergießen. Doch genug davon Jorgos, es gibt wichtigeres als dies, Damianos sagte mir gerade Zeus habe wieder zu ihm gesprochen.“
„Darüber sprechen wir noch und du wirst mir alles erklären, jedes Detail. Sprich Damianos“
Ich erzählte den beiden alles, sparte nichts aus auch von meinem Versuch das Zeichen des Zeus aus meinem Fleisch zu schneiden. Ich blickte dabei in teilweise entsetzte Gesichter vor allem das von Jorgos verfinsterte sich immer mehr, je länger ich meine Geschichte erzählte.
„Bist du des Wahnsinns Damianos, wie kannst du auch nur daran denken das Zeichen des allmächtigen Zeus aus deiner Haut zu schneiden, dieser Frevel würde dich wenn du nicht der wärst der du bist eine schwere Strafe kosten. Ich weiß ihr Athener haltet nichts von Züchtigung doch ab und an würde es dir doch recht gut tun, dies sage ich dir als Freund Damianos.“
„Jorgos es ist gut, ich denke Damianos hat es begriffen, er wird es mit Sicherheit nicht mehr tun,“
„Ich kann es mit Sicherheit nicht mehr tun Nikos, dafür hat Zeus bereits gesorgt.“
Jorgos ließ sich nun leicht nach hinten sinken und lächelte mit Genugtuung.
„Hat er dich bestraft Damianos, wahrlich du hättest es verdient.“
Nikos schlug nicht gerade sanft auf Jorgos entblößten Oberschenkel, was wiederum einen empörten Aufschrei von Jorgos zu Folge hatte.
„Nein er hat mich nicht bestrafft und dies hat er auch nicht vor, er sagte mir nur das ich ihn enttäuscht hätte, er mir aber vergeben würde. Ich weiß nicht was Zeus gemacht hat, doch ist es mir noch jemand anderen möglich mich an jener Stelle jemals wieder zu verletzten, ich habe es versucht.“
Jorgos war sehr daran interessiert als ich ihnen meine Erlebnisse mit dem Acinaces sc***derte, war er es auch der sich dann erhob sein Dory griff und versuchte damit mein Zeichen des Zeus zu berühren doch ergab es sich ebenso wie bei meinem Versuch. Jorgos war begeistert er versuchte es noch einige Male und ich ließ ihn gewähren, bis es Nikos reichte und er ihm den Dory aus der Hand nahm.
Wir nahmen dann gemeinsam unser morgendliches Mahl zu uns und gingen dann unserem Tagwerk nach, von Nikolaos hörten und sahen wir nichts. Die Tage und Nächte zogen ins Land und meine unterdrückte Sorge um Nikolaos stieg, denn schließlich war er bereits drei Tage weg, obwohl meine beiden Freunde mich immer zu beruhigen versuchten gelang es ihnen nur mit mäßigem Erfolg.
Aigidios versuchte alles Mögliche um mich ebenfalls abzulenken, er drängte mich zu besuchen des Gymnasion, ließ sich von mir Athen und seine kleine Geheimnisse zeigen, doch all dies konnte mich von meinem schweren Herzen nicht ablenken. Ich schlief unruhig, sah wie meine Mutter meinte bereits wie Hades persönlich aus, meine Haut war fahl meine Augen von dunklen Ringen umrahmt. Ich hatte jeglichen Antrieb verloren und wollte mein Bett, jenes Bett in dem ich so viele wunderschöne Stunden mit Nikolaos verbrachte, nicht mehr verlassen. Mein Vater war es dann, der mich gegen seine Natur die immer freundlich war, förmlich aus dem Bett zerrte und ein langes Gespräch führte.
Er führte mir klar vor Augen dass es nicht immer nur bergauf gehen konnte, das Leben bestünde aus Höhen und Tiefen, diese hatten wir zu akzeptieren und mussten uns damit arrangieren.
Ich saß am Morgen des vierten Tages vor dem Haus las gerade die Verlautbarung des Rates die über die kommende Formierung der Tagma informierte als sich vor mir jemand hinstellte und mir so die Sonne verdeckte. Ich blickte hoch und erkannte zwar die Person doch konnte ich sie nicht zuordnen, er hielt mir vorerst schweigend eine Schriftrolle hin.