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Geheimnisse von Nonnenwerder 9

Geheimnisse von Nonnenwerder 9



von Jacqueline

Ein geheimer Tunnel

„Hast du gewusst, dass sich im zweiten Weltkrieg hier auf der Insel Juden versteckt haben?”, fragte Vanessa, als wir versuchten, etwas über das Kloster heraus zu bekommen. „Die Nazis haben die Nonnen hier auf der Insel eingesperrt, was die aber nicht wirklich gestört haben. Die Insel war ja groß genug, um hier auch Landwirtschaft drauf zu betreiben. Aber hier lebten auch über 40 Jüdische Familien aus der Umgebung. Und dazu kamen noch einige Kinder von Eltern, die teilweise wegen der falschen politischen Ansicht deportiert worden sind. Über 500 Personen zum Kriegsende.”
„So groß ist die Insel aber auch wieder nicht, dass die alle nur von der Insel versorgt werden konnten”, sagte Anna nachdenklich. „Auch wenn die sehr wenig gegessen haben. So wenig kann ich mir nicht vorstellen. Da muss doch etwas auf die Insel gebracht worden sein.”
„Das denke ich auch. Vor allem, wie kommt das heute hierher?” fragte ich.
„Mit der Fähre und einem Lastwagen. Der kommt jeden Montag mit dem Pontonausleger der Fähre”, warf Vanessa ein.
„Nein, den Teil meine ich nicht. Ich frage mich gerade, wie kommen eigentlich Strom und Wasser auf die Insel und wie kommt Abwasser wieder weg? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir heute noch in den Rhein pinkeln.”
„Da gibt es bestimmt Rohre unter Wasser”, überlegte Anna.
„Und ihr glaubt, dass der Hausmeister durch einen Abwassertunnel kriecht? Das glaube ich nun wirklich nicht”, gab Cloe berechtigt zu bedenken.
„Aber was wäre, wenn diese Rohre alle in einem schon vorhandenen Tunnel liegen?”, warf ich ein. „Ein Tunnel, den er schon im letzten Weltkrieg gab und wer weiß wie lange davor.”

Alle überlegten. Wie musste ein solcher Tunnel wohl beschaffen sein? Und vor allem, wie sollten sie ihn finden? Und welchen Zweck sollte er früher gehabt haben? Waren die vielleicht nicht nur auf die Insel drauf, sondern auch von ihr herunter geflohen? Dann könnte der Tunnel schon zu Zeiten des 30-jährigen Krieges bestanden haben. Sie hatten die Geschichte des Klosters im Unterricht gelernt. 1112 war es gegründet worden. Und danach hatte es eine lange und wechselvolle Geschichte, bei der es verschiedene Male in arge Bedrängnis geriet. Also war ein hochwassersicherer Fluchttunnel wohl das wahrscheinlichste. Doch wie hoch war der höchste Wasserstand bisher?

Wir begaben uns zur Skala mit den Markierungen. Nach diesen Angaben war bei der höchsten Flut das Erste Stockwerk zwanzig Zentimeter überflutet gewesen. Wir peilten von diesem Punkt mit einem Laserpointer auf das Steingebäude auf der anderen Uferseite, von dem niemand genau wusste, wofür es eigentlich gut war. Es stellte sich heraus, dass der Eingang dieses Gebäudes dreißig Zentimeter über dem Niveau des maximalen Hochwassers lag.

„Soll es wirklich so einfach sein?” fragte ich. „Das wäre doch viel zu offensichtlich.”
„Was ist offensichtlich?”
„Das Steingebäude könnte der Ausgang für den Tunnel sein.”
„Das Ding? Das ist doch nur, um etwas vom Straßenniveau zur Fähre runter zu bekommen.”, sagte Vanessa mit einer wegwerfenden Handbewegung.
„Was man nicht über die Rampe transportiert bekommt? Und was soll das sein?”, fragte ich zurück.
Vanessa schaute nachdenklich aus dem Fenster und auf die andere Seite des Rheinarms. Dann schaute sie zu Martin, der mit ihnen im Zimmer saß und auch die Bücher wälzte.
„Du solltest das Häuschen mal genauer im Auge behalten. Vielleicht kommst du auch da rein.”
„Wie du befehlest, holde Maid.”

Vanessa verdrehte die Augen.

Am Abend hatte Hannes Wachdienst auf der anderen Seite und behielt speziell das Häuschen im Auge. Es war die übliche Zeit, wenn der Hausmeister plötzlich auftauchen sollte, da piepte mein Handy und es kam ein Foto herein. Darauf war zu sehen, wie der Hausmeister von Innen aus dem Häuschen trat. Noch war in dem Häuschen Licht an und so konnte man eine Leiter im Hintergrund schimmern sehen, die in die Tiefe führte.

„Bingo”, sagte ich und schrieb ihm eine Nachricht, er solle ein Bild vom Schloss der Tür machen. Dreißig Sekunden später hockten wir vorm Internet und verglichen das Foto mit möglichen Schlossherstellern. Weit nach Mitternacht, als der Hausmeister längst wieder im Kloster und hoffentlich friedlich in seinem Bett am Schlafen war, standen wir wieder im Hausmeisterbüro vor dem Schlüsselschrank. Es dauerte nicht lange und wir hatten einen passenden Schlüssel.

Am darauffolgenden Tag testeten wir ihn heimlich an der Tür aus und als wir sicher waren, dass er passte, schickten wir Martin los, ihn nach zu machen. Aber ob das wirklich der Schlüssel zum Tunnel war, das wussten wir immer noch nicht. Wir brauchten den ultimativen Test. Wir fuhren mit der vorletzten Fähre von der Insel und ließen die letzte ungenutzt verstreichen. Wenn jetzt kein Tunnel in dem Häuschen existierte, würden wir am nächsten Morgen von Schwester Agnes wieder zu einer Woche Küchendienst verdonnert. Da waren wir uns sicher. Ich betete, dass ich recht hatte.
Wir warteten, bis der Hausmeister aus dem Häuschen hervorgetreten war und sicher weggefahren war und schlichen dann selber zur Tür. Vorsichtig öffneten wir das gut geölte Schloss. Als wir alle eingetreten waren und ich dir Tür wieder geschlossen hatte, schaltete Anna das Licht an. 2 Meter vor uns klaffte ein dunkles Loch im Boden, aus dem eine Leiter hervorragte. Zusätzlich hörten wir von unten das Brummen einer Pumpe.
Als wir vorsichtig in das Loch schauten, sahen wir vielleicht 10 Meter unter uns einen dämmrig angeleuchteten Fußboden. Alle schauten mich an, dass ich doch bitte zu erst heruntersteigen sollte. Ich zuckte mit den Schultern und trat auf die Leiter. Es war wieder einer dieser Momente, in denen ich mich fragte, warum andere sich sowas erst überlegen mussten und ich es einfach nur tat. War ich besonders lebensmüde oder tollkühn? War es Mut oder einfach ein Gefühl davon, was in der Welt sicher war und was nicht? Ich war mir absolut sicher, dass mich da unten nichts Bedrohliches erwarten würde und stieg daher auch leichtfüßig die Leiter hinunter.

Unten angekommen sah ich einen Gang vor mir, der definitiv Richtung Insel ging. Wir hatten unseren Tunnel gefunden. Er war gar nicht mal klein und eng, so wie ich ihn erwartet hatte. Ich konnte problemlos stehen und Anna, die jetzt als zweites die Leiter heruntergekommen war, passte auch noch neben mich. An der Wand sah ich zwei Rohrleitungen und 4 Kabel, die auch Richtung Insel führten. Die Pumpe an meiner Seite brummte kontinuierlich. Ein Sc***d darüber erklärte, was sie machte: Abwasserhebevorrichtung. Ich würde mal googlen, was das war.

Als wir alle unten waren, schlichen wir vorsichtig durch den Gang. Als wir ungefähr wussten, dass wir in der Nähe des Klosters waren, hörte der Gang erneut in einem runden Raum mit einer zweiten Leiter auf, die nach oben führte. Noch leiser kletterten wir hinaus und landeten in einem Kellergewölbe, von der eine Tür weiterführte. Als wir diese hinter und gelassen hatten, standen wir im Heizungskeller. Wir hatten den geheimen Tunnel gefunden und freuten uns wie die Schneekönige über diesen Erfolg. Nun waren wir auch nachts nicht mehr auf der Insel eingesperrt und konnten kommen und gehen wann wir wollten. Vor allem konnten es nun auch die Jungs. Das testeten wir natürlich direkt in der zweiten Nacht aus.
Kurz nachdem der Hausmeister zu seiner traurigen abendlichen Aktivität aufgebrochen war, tauchten Martin und Hannes mit einem breiten Grinsen in meinem Zimmer auf. Es wurde noch breiter, als sie sahen, was wir unter der Decke für sie bereithielten. Wie sehr sie das freute, zeigte sich nur zwei Minuten später, als sie über uns kamen und wir im wilden Liebesspiel versanken.

Später schlich ich mich alleine raus und setze mich nach unten an den Rhein. Es war merkwürdig. Ich hatte alle Energie der letzten Wochen darauf verbraten, einen Weg zu finden, von der Insel herunter zu kommen, aber jetzt, wo ich es konnte, wollte ich es eigentlich nicht mehr. Ich hatte hier alles, was ich wollte, Freunde, Sexpartner, einen Ort um mich wohl zu fühlen. Sollte ich jetzt endlich mal dankbar für eine Idee meines Vaters sein?

„Nein”, sagte ich halblaut.
„Da bist du, ich habe dich schon vermisst”, sagte Anna Stimme hinter mir. „Was machst du hier draußen im Kalten?”
„Ich musste nachdenken. Über die Insel, den Tunnel und so.”
Sie setze sich in meinen Rücken und küsste mich am Ohr. Dann schauten wir gemeinsam den Schiffen zu, wie sie sich mühsam den Rhein hoch kämpften.
„Würdest du mitfahren wollen, wenn dich einer mitnehmen würde?”, fragte Anna unvermittelt.
„Nein”, sagte ich sehr schnell. Anna schaute mich von der Seite an und ich lehnte mich gegen sie. „Ich habe das erste Mal ein bisschen das Gefühl, irgendwo angekommen zu sein. Ich will gerade nirgendswo hin. Vielleicht noch Mal zu meinem Freund nach Italien, um einen Abschluss zu finden oder einfach nur zu sagen, dass es mir leid tut. Aber er meldet sich auf keine meiner Kontaktversuche. Bei ihm habe ich es wohl richtig versaut. Wenn ich jetzt, wo ich es könnte, von hier fliehen würde, dann wäre da nichts, wo ich hingehen könnte. Alles was mich erfüllt, das ist längst hier.”
„Gehöre ich auch dazu?”
„Ja, Anna. Du gehörst auch zu meinem neuen Glück.”

Über den Autor

Erotische Geschichte

Ich schreibe täglich erotische Geschichten. Ich bin Redakteur auf der Website, auf der wir aktuelle und lange Sexgeschichten veröffentlichen.

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