Ich sah zu wie das Zirkuszelt langsam abgebaut wurde und drehte mich noch einmal nach meinem Heimatdorf um. Ich konnte es nicht erwarten dieses Kuhkaff endlich zu verlassen. Deshalb hatte ich keine Zweifel – ich musste mich diesem Zirkus einfach anschließen. Nie wieder würde ich in mein Elternhaus zurückkehren wollen. Mein Vater war der Bürgermeister dieses armseligen Ortes und führte mit meiner Mutter zusammen ein miserables Schauspiel einer perfekten Familie auf. Aber ich hatte nun genug davon.
Nachdem ich mich nach dem Weg erkundigt hatte, stand ich endlich vor dem Wagen des Zirkusdirektors. Ich klopfte einmal kurz und öffnete die Tür. Überrascht schaute mich ein dicker, glatzköpfiger Mann an, der gerade an einem kleinen Tisch saß und ein Steak verdrückte.
“Sind Sie der Zirkusdirektor?”
“Ja. Und wer bist du?”
“Mein Name ist Tommy. Ich wollte mit Ihnen über etwas reden.”
“Soso… was gibt es denn?”
“Ich will bei ihrem Zirkus arbeiten. Nehmen Sie mich mit!”
Der Zirkusdirektor lachte mich aus, verschluckte sich und hustete einige Erbsen aus, die quer durch den Wagen Flogen.
“Duuu kleiner Wicht? Wir arbeiten hart, das musst du wissen.”
“Das weiss ich.”
“Bist du volljährig?”
“Ich bin gerade 18 geworden.”
“Hmm… Und was kannst du?”
“Ich kann hart anpacken!”
“Das reicht nicht. Ich kann sehen, dass du für die harten Auf- und Abbauarbeiten nicht kräftig genug bist. Du würdest den anderen im Weg stehen. Kannst du noch etwas anderes?”
Ich überlegte. Ich hatte tatsächlich ein kleines Talent, in meiner Not erzählte ich davon.
“Ich kann meinen Daumen an mein Handgelenk biegen…”
“Meine Güte ist das drollig… das ist DIE Nummer, die unseren Zirkus retten wird. Du wirst unser neuer Star!”
Ich kam mir dumm vor. Nachdem der dicke Mann genug gelacht hatte, überlegte er.
“Du willst wirklich mit uns mitkommen ja?”
“Ja sir. Ich habe schon einen Koffer mitgenommen, da ist alles drin was ich brauche.”
“Pass auf. Der kleine Trick mit deinem Daumen ist scheiße, das weißt du selbst. Aber es kann nicht jeder. Du hast überdehnte Sehnen – evtl. könntest du Kontorsionist werden.”
Ich schaute ihn fragend an.
“Schlagenmensch.”
“Oh okay, ich verstehe.”
“Wir nehmen dich mit. Du wirst dir einen Wagen mit Dimitri teilen. Er ist unser Kontorsionist. Er wird dich auch trainieren. Nur wenn du beim Training gute Fortschritte machst und dich mit allen gut verstehst, kannst du bleiben. Ansonsten werfen wir dich bei der nächstbesten Station raus. Hast du verstanden?”
“Ja! Ja natürlich. Ich werde ein ausgezeichneter Korsionist!”
“Kontorsionist heißt das! Jetzt geh zu Wagen Nummer 23. Dimitri müsste sich dort irgendwo aufhalten. Gib ihm die frohe Botschaft und fangt gleich mit dem Training an.”
“Ja gut. Vielen Dank!” Ich schüttelte dem Direktor aufgeregt die Hand. Komisch, dass er überhaupt nicht wissen wollte, wieso ich mit dem Zirkus mitwollte.
Freudig nahm ich mein Köfferchen und hüpfte hinaus. Ich ging die Wagen entlang bis ich jenen fand, auf dem groß die Nummer 23 stand. Die Tür war leicht angelehnt. Ich hörte ein Schnarchen daraus. Drinnen lag ein muskulöser Mann nackt auf dem Wohnwagenbett. Er war groß, hatte Bartstoppeln und zwischen seinen gespreizten Beinen war ein riesiger schlaffen Schwanz. Mir stieg sofort die röte ins Gesicht. Ich klopfte leise, räusperte mich, klopfte wieder, aber dieser Dimitri wachte einfach nicht auf. Nach einer Weile betrat ich vorsichtig den Wagen und näherte mich dem Bett. Nachdem auf nach erneuten Räuspern der Mann nicht aufwachte, piekte ich mit dem Finger vorsichtig seine muskulöse fleischige Schulter…