eine lange Geschichte in mehreren Teilen . Ich freue mich über Komentare.
Prolog
Es war gar nicht so leicht, das Gebäude zu finden. Es war Teil eines größeren Industrie-komplexes lag aber etwas abseits auf dem weitläufigen Gelände. Eigentlich ein schönes Gebiet. Seitlich des Weges begannen verwilderte Wiesen und an diese schlossen sich Birken und Lärchenwälder an, die völlig verwildert ziemlich undurchdringbare Dickichte bildeten. Das Gebäude selbst gehörte sicher noch zu den Überbleibseln einer Zeit als niemand mit einem solchen Industriekomplex gerechnet hatte. Ein altes Jagdhaus dachte ich erst, später stellte ich fest, das es wohl mal ein Bahngebäude gewesen sein musste. Von der Schienenstrecke war nichts mehr zu sehen, eine jener unrentablen Strecken die schon lange aufgegeben wurden und bei denen der Umbau nicht lohnte. Vielleicht war sie mal der Grund für die Lage der Industrieanlage gewesen, aber das war wohl schon lange her. Genau so lange wie es niemand für nötig erachtet hatte die Straße instand zu setzen, so das ich mich entschieden hatte zu Fuß zu gehen. Ich hatte mir viel Zeit gelassen und es als angenehme Wanderung betrachtet, wenn ich auch nicht damit gerechnet hatte, das der Weg tatsächlich so lang war.
Kapitel 1 Terra
Kurz nach meinem Läuten öffnete eine junge Frau in der Ordenstracht der barmherzigen Schwestern die Türe, einem Orden ohne festen Sitz der seine nicht unentgeltliche Hilfe jedem anbot der sie benötigte – und entsprechend entlohnte. Sicher zur höheren Ehre Gottes. Das Gesicht der Frau, das einzige was ich von ihr sah, war kurz über die besten Jahre hinaus doch noch ebenmäßig und die Augen demütig gesenkt. Die Haltung jedoch aufrecht und selbstsicher.
„Mr. Robins?” fragte sie. Ich kam kurz auf die Idee ihr die Hand zu geben, verwarf ihn jedoch als ich sah, das sie Gummihandschuhe trug. Eine Krankenschwester.
„Ich bin gekommen um sie abzulösen. Bitte zeigen sie mir den – Pflegling.” Ich versuchte immer das Wort Patient zu vermeiden.
„Bitte kommen sie herein.” Ich bin ausgebildeter Erzieher für schwer erziehbare Kinder und habe darüber hinaus ein abgebrochenes Psychologiestudium. Mein Steckenpferd ist Körpersprache aber bei dieser Nonne konnte ich nichts lesen. Das einzige war ein undeutliches Krankenhausgefühl, das allerdings eher aus ihrer leisen Stimme und ihren gemessenen Bewegungen resultierte als aus der Art des Hauses.
Dieses war ausgesprochen nobel eingerichtet. Prinzipiell in der Art des alten Gebäudes aber durchgängig frisch restauriert, edle Hölzer als Paneele an der Wand, ein eindrucksvolles Entre mit gewundener Treppe nach oben. Links neben mir stand auf dem Perserteppich ein Koffer und eine größere Tasche.
„Ich zeige ihnen ihr Zimmer. Dann den Patienten. Sie sind danach auf sich gestellt. Die Pflicht ruft mich an einen neuen Ort.” Nun, ich würde sie nicht vermissen. Sie sah sich als Krankenschwester, eine Sicht, die ich nicht vorhatte zu teilen.
Mein Zimmer in der ersten Etage war nicht sehr geräumig aber ebenfalls mit Sinn für nette Details eingerichtet. Ich vermutete direkt einen professionellen Innenarchitekten und das passte überhaupt nicht zu einem solchen Auftrag, aber mir sollte es recht sein. Dielenboden, Holzmöbel auf antik gemacht, einen Erker mit Eckbank und mit leichten Schlieren durchzogenem Butzenfenster. Ein Raum wie aus dem letzten Jahrhundert, wie das Ganze Haus. Zumindest das Bad, das von der Diele ausging, zeigte einen moderneren Stil. Schlichte Kacheln mit ebener Dusche und moderne Armaturen.
„Wöchentlich kommt ein Fahrer vorbei und bringt ihnen das Nötige. Sie werden gut versorgt sein. Ihr Bewerbungsbogen sagt, das sie kochen können. Das können sie auch für ihren Patienten tun, wenn sie wollen. Weiterführende Informationen bringt der Fahrer mit.” Ich bemühte mich mir mein Erstaunen nicht anmerken zu lassen. Für eine niedere Angestellte war die Frau ziemlich gut informiert. „Ich lasse sie dann mit ihrem Patienten allein. Sie öffnet die Tür zum Wintergarten und lässt mich ohne ein Wort des Abschieds allein.
Er sah tatsächlich nicht nach einem Patienten aus. Er lag auf dem Sofa und schlief. Vielleicht 20 Jahre alt aber ziemlich groß und sehr kräftig gewachsen. Sicherlich machte er Kraftsport. Ein dunkler Typ, kantiges Kinn mit dunklem Bartschatten. Dunkelbraune, fast schwarze struppige Haare und für sein Alter überdurchschnittlich behaart, was ich zumindest aus seinem behaarten Handrücken schloss, der vom Sofa baumelte. Er trug eine braune Cordhose und einen dunkelgrünen Pullover. Betont unkleidsam bei einem solchen Mann, den ich lieber in Hemd und Lederjacke gesehen hätte. Aber Vorsicht, meine sexuellen Präferenzen sollten mich nicht täuschen. Dies war mein Schutzbefohlener. Auch wenn er eher kräftig wenn nicht brutal wirkte. Ich hätte körperlich keine Kontrolle über ihn. Hinter mir fiel die Haustüre ins Schloss. Die barmherzige Schwester hatte mich unbarmherzig allein gelassen. Mein Schutzbefohlener begann sich zu regen. Ich erinnerte mich, Konrad hatte in der Stellenausschreibung gestanden. Im Geiste ersetze ich Schutzbefohlener gegen Konrad.
Part 1
„Hallo Konrad, ich bin dein neuer Hauslehrer.” beginne ich vorsichtig. Er gähnt und streckt sich. Es sind tatsächlich kräftige Muskeln, die seinen Pullover spannen. Langsam öffnet er ein Auge und blickt mich durch den Raum an. Er hat grüne Augen und ich komme mir gebannt wie ein Kaninchen vor der Schlange vor. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, überschlage aber meine Chance vor ihm aus dem Haus zu flüchten. Doch Konrad setzt sich auf und lächelt mich an.
„Hallo Hauslehrer. Agatha ist weg? Bleibst du länger? Ich hab Hunger. Kochst du?” Unwillkürlich erwidere ich das Lächeln.
„Du kannst mich Marcus – oder Marc nennen. Ich werde mal in der Küche nachsehen ob ich was zu essen finde.” Langsam steht er auf und streckt mir seine Hand entgegen. Dabei denkt er kurz nach:
„Dann kannst Du mich Konn nennen..”
Er geht voraus zur Küche, die vom Entré aus im linken Erdgeschossteil des Hauses liegt. Auch diese Küche ist eine sonderbare Mischung aus historisch und modern. Es gibt einen schönen gekachelten Gasherd, aber auch einen offenen Kamin neben dem Bratspieße hängen. Die Spüle scheint aus Marmor zu sein, hat aber eine moderne Armatur. Alles ist blitzblank geputzt. Agatha scheint entweder eine sehr reinliche Frau gewesen zu sein oder hatte einfach zu viel Zeit übrig. Ich befürchte ich werde ihren Stand nicht halten können.
Ich beobachte Konrad – Konn, wie er aus dem Kühlschrank allerlei herausholt und auf den Küchentisch stellt. Jetzt wirkt Konrad eher nicht wie ein brutaler Kerl sondern wie ein nörgeliges Kind. Er ist wohl geistig zurück geblieben, zumindest lässt seine Sprache eher auf 10 als auf 20 Jahre schließen. Ich erinnerte mich, das in der Ausschreibung etwas von einer seltenen Erbkrankheit gestanden hätte und von diffizilen Behandlungsmethoden und Stillschweigen. Aber das wird wohl eher nicht meine Aufgabe sein sondern – Hauslehrer. Privatunterricht für einen Minderbemittelten in sonderbarer Atmosphäre.
Direkt neben Milch, Eiern und Schinken steht ein silberner Teller mit einem Schälchen Pillen und einem Zettel. : „Die Medikamente sind im Schrank über der Spüle. Montags…” eine komplexe Tabelle und eine Unzahl Tabletten folgen. Ganz am Ende: „…Konrad steht um 9 Uhr auf und bekommt dann, wie um 21 Uhr seinen Eiweißdrink. Nach letzterem geht er schlafen.” Ich nehme mir vor mir die Tabletten noch genau anzusehen, mache aber erst mal, von den kritischen Augen Konns beobachtet, Abendessen. Eier mit Speck auf gedünstetem Mangold mit Erdnüssen. Und davon eine Riesenportion. Ganz wie erwartet mag er Speck und Eier, ziert sich beim Mangold, isst ihn aber und freut sich über die Idee mit den Erdnüssen. Wie ein zehn Jähriges Kind eben. Entgegen meiner Erwartung nimmt er sich aber deutlich weniger als ich bei seiner Körpermasse erwartet hätte. Als ich ihn frage, ob er denn nicht noch Hunger habe, meint er nur:
„Muss noch Eiweiß, ist Nachtisch und süß. ” Er grinst mich breit an und geht zu einem Automaten, wo er sich einen großen Becher Eiweißshake zapft. Dann gehen wir in den Wintergarten und Konn will mit mir Karten spielen. Er spielt gut und ich verliere aber bald verliert er die Lust, wir müde und :
„Konn geht ins Bett. Schlaf gut Hausle… – Marc.”
„Schlaf Du auch gut Konn.”
„Konn schläft immer gut,” sagt er stolz und geht nach oben.
Ich schaue mir die Medikamente an. Einige kenne ich aus meiner bisherigen Praxis. Eines zum stabilisieren des Temperaments, ein leichtes Beruhigungsmittel, eines, das ich als Immunmodulierendes Mittel im Rheumabereich kennen gelernt hatte und dann noch eines, das wohl Anabolika sein müsste, künstliches Testosteron, was wohl seine massive Muskulatur erklären könnte – allerdings aus der Veterinärmedizin; in einer beachtlich hohen Dosierung. Konn war wirklich ein beeindruckendes Exemplar von Mann. Aber für unsere heutige Gesellschaft, in der Bildung und Einfluss zählt und nicht Muskelkraft, völlig ungeeignet. Ich beschloss noch einen Ausflug durchs Haus zu machen.
Konn hatte die Zimmerflucht im gegenüberliegenden Gebäudeteil, zwischen uns lag noch eine kleine Bibliothek, die erstaunlich viel medizinische Literatur enthielt, das Gäste WC und eine Art Hausarbeitszimmer in dem Wäsche hing.
Im Erdgeschoss nur die Küche, das Wohnzimmer mit vorgelagertem Wintergarten, der eher Teil des Wohnzimmers war, dem geräumigen Entré und dem Zugang zur Garage und zur Vorratskammer. Zurück in der Küche nahm ich mir etwas von Konns Eiweißshake. Er schmeckte nicht schlecht nach Pistazien – etwas mehr Eiweiß würde mir sicher nicht schaden, dann ging ich auf mein Zimmer. Ich war rechtschaffen müde und legte mich aufs Bett. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber als ich erwachte war mein erster Gedanke warum ich AUF dem Bett lag, noch angezogen und nicht nackt darin. Mein zweiter Gedanke versetzte mich dann etwas in Panik. Ich konnte mich kaum bewegen. Mein Körper waren bleischwer und meine Muskeln verkrampft. Ich hatte Mühe mich aufzusetzen und brauchte eine Weile um wieder klar im Kopf zu werden. Als sich mein Körper beruhigt hatte, dachte ich, ich sollte vielleicht mal nach Konn sehen,er ist schließlich mein Pflegling.
Als ich vergeblich geklopft hatte fiel mir ein, das Konn mit seinem guten Schlaf geprahlt hatte.Und ich fragte mich, ob daran nicht auch der Milchshake schuld sein könnte. Zumindest war auch ich immer noch benommen. Die Tür war unverschlossen und im schwachen Schein von Mondlicht und Dielenbeleuchtung lag das Zimmer von Konn vor mir. Aber von Konn sah ich nichts. Das Zimmer war leer, das Bett (in Übergröße) gemacht und unbenutzt. Im Badezimmer? Ich hätte Lichtschein unter der Türe gesehen. Aber es gab noch eine Türe in seinem Zimmer. Wahrscheinlich zum Fitnessraum. Ob er so spät noch trainiert? Das hätte ich hören müssen. Zumindest erwartete ich das. Vorsichtig öffnete ich die Tür um Konn nicht zu erschrecken falls er da war.
Der Raum lag im Dämmerlicht obwohl er keine Fenster hatte. Einige bunte Lämpchen blinkten und ein sonderbarer Geruch lag in der Luft. Alkohol, Schweiß, unterschwellig ein dumpfes Parfum. Und dann sah ich Konn. Er stand nackt und bewegungslos an der seitlichen Wand bzw. schien eher breitbeinig auf einem Weichen Ball zu sitzen. Seine Arme und Beine waren mit eisernen Manschetten an der Wand fixiert und auch um seine Hüfte und seine Stirn lag ein dunkleres Band. Erschrocken ging ich auf ihn zu und bemerkte eine dicke Kanüle in seinen Unterarmvenen. Neben mir auf einem kleinen Computermonitor las ich: Vorbereitungsphase 4 Abschuss in 6 Stunden 35 Minuten. Alle Werte im Grünen Bereich.
Ich blickte wieder zu Konn. Er stand nicht still, alle seine Muskeln waren verkrampft, dennoch schien er zu schlafen. Halb übernachtet wie ich wahr und aufrecht und bewegungsunfähig wie er war erschien er mir fast unwirklich. Mehr wie ein stiller Gott als wie ein geistig zurückgebliebenes Kind. Ein Kind mit sich wölbenden Muskeln, kräftig behaarter Brust und einem beeindruckenden, massigen Schwanz, der schlaff über den Ball hing. Morgen würde er wieder schwach und abhängig, unsicher und überheblich sein. Doch so war er ein gefangenes Ideal. Ich spürte, das hier ein großes Unrecht verübt wurde. Obwohl ich todmüde war schwor ich ihm herauszufinden, was hier vorging – morgen.