Am nächsten Morgen wurde ich wach und stellte fest, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Zuerst wusste ich nicht was. Etwas später wusste ich auch was mich störte, außer den Schlafgeräuschen der Jungs herrschte absolute Stille. Von draußen war absolut nichts zu hören, nicht das übliche Rauschen der Bäume im Wind, nichts.
Ich stand leise auf obwohl es in der Hütte noch dunkel war. Das konnte eigentlich nicht sein, denn es war bereits fast zehn Uhr. Als ich zum Fenster kam um die Klappläden zu öffnen, erlebte ich die nächste Überraschung. Sie ließen sich nicht öffnen.
Aus dem Obergeschoss hörte ich erstaunte Rufe und ging hoch.
„Das musst Du Dir mal ansehen, das glaub ich ja nicht” ereiferte sich Markus und zeigte zum Fenster, durch das fahles Licht kam.
Als ich raus sah meinte ich meinen Augen nicht zu trauen. Heute Nacht musste es gewaltig geschneit haben. Der Schnee lag bis zur halben Fensterhöhe des Erdgeschosses, darum ging auch der Klappladen nicht auf.
„Au weh, das bedeutet eine Menge Arbeit” sagte ich „ ich werde mal die Jungs unten wecken. Gott sei Dank ist die Zwangsbelüftung der Räume sehr hoch angebracht. “
Mit einem lauten „Aufstehen” weckte ich die Bande „raus aus den Schlafsäcken, wir sind eingeschneit und kommen nicht mehr aus dem Haus.”
„Du spinnst doch, Du willst uns nur erschrecken” rief Matti „das bisschen Schnee was gestern lag kann uns doch nicht erschrecken.” Er ging zum Fenster um den Klappladen zu öffnen.
„He, was soll das, hast Du uns über Nacht eingenagelt” meckerte er.
„Dann geh mal nach oben und guck aus dem Fenster” riet ich ihm.
„Ey, kommt mal hoch, das müsst Ihr sehen” brüllte Matti von oben und alle stürmten nach oben.
Mein Telefon schellte, es war Hubert „Geht es Euch gut? hier im Internat und der gesamten Umgebung liegen Berge von Schnee. Alle verfügbaren Räumgeräte und Menschen sind im Einsatz. Überall liegt der Schnee fast einen Meter hoch.”
„Bei uns auch, wir sind eingeschneit, der Schnee liegt bis zur Hälfte der Fenster, wir müssen erst einmal sehen wie wir hier raus kommen” berichtete ich.
„Von hier ist vorerst keine Hilfe zu erwarten, außer im Notfall” erklärte Hubert.
„Ich denke wir kommen hier klar, ich werde die Jungs an Arbeiten bringen. Ausgänge freilegen und anfangen einen Weg durch den Wald zu bahnen und Verpflegung haben wir ausreichend” teilte ich Hubert mit.
„Viel Glück dabei” sagte Hubert und legte auf.
Ich rief die Bande zusammen „mal her hören. Ihr zieht euch jetzt an, räumt ein wenig auf. Dann wird gefrühstückt, haut richtig rein, denn es kommt eine Menge Arbeit auf Euch zu, wir sind auf uns allein gestellt, von außen ist vorerst keine Hilfe zu erwarten. Morgen ist Heiligabend, bis dahin möchte ich rund um die Hütten einen Weg frei haben, vor allem der Weg zum Brennholz muss dringend freigemacht werden. Alles klar?”
„Was ist mit Duschen?” wollte Basti wissen.
„Ich denke das können wir auf die Zeit nach dem Arbeiten verschieben, wir sollten ein wenig sparsam mit dem Gas umgehen. Wenn wir wieder ans Holz kommen, werden wir auch die Heizung etwas drosseln. Ich weis nicht wie lange wir hier festsitzen.”
Nach dem Frühstück sondierten Tim, Markus und ich die Lage, während sich die anderen ihre Schneekleidung anzogen. Durch das große Rolltor konnten wir nicht raus, da wäre und der Schnee in die Stube gefallen, also versuchten wir es durch den Schuppen. Dort ging die Tür nach innen auf, das war gut, auch wenn Schnee reinfiel, dort war es halb so schlimm.
Wir gingen zurück zu den anderen.
„Wir werden zum Schippen 2-er-Teams bilden und Zwei Jungs als Reserve. Zuerst werden wir rund ums Haus den Schnee auf mindestens einen Meter Breite beseitigen, das werden Karim und Basti übernehmen, die werden nach ca. 30 Minuten von Maxi und Sepp abgelöst. Wir werden alle im 30-Minuten Rhythmus arbeiten, damit sich keiner übernimmt. Kevin und Matthias ihr nehmt euch dann den Weg zum Brennholz vor. Tim, Markus und zum Teil auch ich wir werden anfangen einen Weg zum Wald zu bahnen.”
Alle waren mit der Regelung einverstanden und wir machten die Tür des Anbaus auf. Die Schneewand reichte mir bis zum Bauchnabel.
Nach einer Stunde hatten wir es bis zum Rolltor geschafft. Dann musste die nächste Gruppe ran. Es lief ganz gut, weil es trockener Schnee war trotzdem ging es in die Knochen. Bis zum Mittag hatten wir rund um die Hütten den Schnee entsorgt. Wenn wir aus dem Fenster schauten sahen wir nur noch Schneewände.
Beim Mittagessen sagte Lakis „ein bisschen Schnee ist ja ganz schön, aber das hier ist zu viel. Ich werden auf Zypern nie wieder über die Temperatur meckern.”
Alles lachte.
Alle die Ihre `Schicht´ schon hinter sich hatten begaben sich zur Ruhe. Der andere Teil machte weiter, so dass wir am Nachmittag bei dunkel werden alle Wege frei hatten.
Das Ganze sah aus wie Laufgräben beim Militär. Die Schneewände waren teilweise zwei Meter hoch aufgetürmt.
Tim und Ich machten im Vorratsraum Bestandsaufnahme und stellten fest, dass wir so gut ausgestattet waren um zwei Wochen auszuhalten. Es würde zwar keine Luxusmenüs geben aber satt konnten wir werden. Wenn wir wollten könnten wir sogar frisches Brot backen.
Am Abend wurde beratschlagt, was wir weiter unternehmen wollten.
Mitten im Gespräch ging mein Telefon, Walter „bei Euch soweit alles klar?” wollte er wissen.
„Die Jungs halten sich prächtig. Wir haben rund ums Haus Wege frei geschaufelt und überlegen gerade wie es weiter gehen soll.”
„Hier im Umland herrscht Chaos, aber nicht im Internat, sondern eine ganze Strecke Hochspannungsmasten sind umgeknickt. Viele Ortschaften sind für längere Zeit ohne Strom und die Räumdienste, die hier ja nie großartig ausgestattet und besetzt waren, sind total überfordert. Jetzt kommen Fahrzeuge aus anderen Teilen der Republik zu Hilfe. Was habt Ihr weiter vor?
„Wir werden jetzt die drei Weihnachtstage Ruhe halten und dann anfangen den Weg durch den Wald zurück zum Internat begehbar zu machen” teilte ich Walter mit.
„Das ist ein guter Plan. Ich werde Hubert fragen, ob er es bis dahin schafft den Weg vom Internat bis zum Wald frei zu legen.”
„Das ist eine gute Idee, wenn irgendetwas bei uns ist werde ich mich melden.”
Kaum hatte ich aufgelegt, ging das Telefon schon wieder. Es war meine Cousine „wie geht es Euch? Laut den Nachrichten soll es bei Euch heftig gescheit haben.”
„Uns geht es gut, wir sitzen hier am See und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Aber wir haben genug zu essen und wir werden uns in den nächsten Tagen den Weg nach draußen frei schaufeln.”
„Ach du meine Güte. Wie geht es Lakis? Der kennt das alles gar nicht.”
„Lakis friert zwar lausig und will zurück nach Zypern, aber er macht alles mit und ist voll dabei.”
„Wir fliegen am Neujahrstag zurück nach Hause, werden aber Michael vorher im Internat absetzen.”
„Ich werde wahrscheinlich erst am 6. Oder 7. Januar zurück fliegen.”
Wir wünschten uns noch schöbe Feiertag und verabschiedeten uns.
Der weitere Abend verlief ruhig und ohne besondere Aktivitäten. Am nächsten Tag war Heiligabend. Wir räumten auf und die Hütte wurde festlich dekoriert. Unter dem Baum lagen kleine Geschenke für die Jungs. Die hatte ich ein paar Tage vor dem Ausflug organisiert und im Vorratsraum gelagert.
Die Jungs waren erstaunt und reichlich neugierig. Wir bereiteten das Weihnachtsessen vor. Es war vorgekocht und tiefgefroren und musste nur noch warm gemacht werden. Es gab Kassler mit Kartoffelstampf und Sauerkraut. Die Knaben waren begeistert und Lakis fand das Essen bemerkenswert „Deshalb nennt man die Deutschen `Krauts´?” Alles lachte.
Fortsetzung folgt, wenn Ihr fleißig kommentiert.
Der Applaus des Schreibers ist der Kommentar.