Es sind keine Gedankengänge, keine Fantasien, keine Wunschvorstellungen. Nur Empfindungen, Erinnerungen, Erfahrungen.
Die aufkeimende Lust, das immer stärkere Verlangen danach, sich selbst zu spüren, zu genießen, in jeder freien Sekunde. Den ersten Versuchen entsprungen, auf der Suche nach mehr. Mehr Erfüllung, neugierig auf alles, was diese Gefühle steigern, vertiefen könnte.
In Zeitschriften die Neugierde stillen und steigern gleichzeitig, Gefundenes verschlingen, heimlich, versteckt. Mit hochrotem Kopf die “Bravo” kaufen, und im Zeitschriftenregal verstohlen nach den Magazinen in der oberen Reihe links schauen. Sich umsehen, Gelegenheiten ergreifen, einen Blick hineinzuwerfen. Nur um zu spüren, dass diese Neugierde durch hastige Einblicke und schnelles Zurücklegen ins Regal nicht gestillt werden konnte.
Und nicht immer verstehen, wovon Dr. Sommer und die Ratsuchenden sprachen. Lernen. Erkunden.
Das unangenehme Gefühl, erotische Szenen in einem Film zu sehen, den man mit der Familie ansah.
Was dachten sie jetzt? Soll ich hinschauen? Lieber gar nicht reagieren. Einfach still sitzen und geradeaus gucken. Werde ich rot? Verdammt, ich bin bestimmt knallrot!
Die erste Begegnung mit einem Softsex-Film, zufällig in der Nacht gefunden, auf dem eigenen, kleinen Fernseher. Ton ausschalten. Tür abschließen. Leise, vorsichtig, und hoffen, dass der Schlüssel nicht quietscht. Den Türspalt mit einem Handtuch abdichten, damit auch ja niemand sieht, dass ich noch wach bin. Ein Top über die Türklinke gehängt, um das Schlüsselloch zu verdecken. Kopfhörer einstöpseln, den Ton ganz leicht aufdrehen. Aber nur mit einem Ohr, das andere bleibt frei. Lauschen, ob auf dem Gang etwas zu hören ist. Oder jenseits der Schrankwand, die mein Zimmer von dem meiner Schwester trennt. Gebannt auf den Bildschirm starren, die Erregung wächst und wächst. Ist das wirklich so? Passiert es so? Einfach so? Es ist fast 1 Uhr in der Nacht, ich kann nicht aufhören, es kommt ein weiterer Film.
Die Müdigkeit am nächsten Morgen ist überwältigend. Ebenso die Lust. Die große Pause rückt näher, und ich werde unruhig. Endlich. Schnell auf die Toilette.
Ich richte meine Freitage darauf ein, gehe zeitig ins Bett, stöbere tagsüber heimlich in der Programmzeitschrift nach interessanten Filmen. Die gleiche Prozedur wie zuvor, bewährt. Abdunkeln und verstohlen genießen. Warum fesselt der Mann die Frau? Sie scheint es sehr zu genießen. Vielleicht ist es die Ungewissheit, was als nächstes geschieht. Ich möchte es nachempfinden, doch wie? Einfach so tun als ob… es macht mich rasend. Nur still bleiben, leise.
Der Freund meiner Schwester darf zum ersten Mal bei ihr übernachten. Die Geräusche hinter der Schrankwand, das rhythmische Keuchen, ihres und seines, lassen mich den Ton des Erotikfilms abstellen. Ich schließe die Augen, lausche. Die Erregung ist unerträglich, und ich kann nicht anders. Ich schäme mich so sehr, doch ich kann nicht aufhören. Ich drücke mein Gesicht ins Kissen, als ich ihn aufstöhnen höre, verstecke meinen Orgasmus schnaubend, winselnd in der Bettwäsche. Es verfolgt mich die ganze Nacht. Und auch am nächsten Wochenende. Wie er wohl nackt aussieht? Und wie es sich wohl anfühlt, wenn er… Tut es wirklich weh beim ersten Mal? Ich habe Angst davor, trotzdem will ich es spüren. Ich fantasiere, was sie alles gemacht hatten. Wie verwöhnt man jemanden mit dem Mund? Die Theorie aus den Magazinen und Büchern ist einleuchtend. Wie schmeckt das? Was, wenn ich es falsch mache? Mir graut es davor. Ich hasse sowas. Ich hasse mich. Ich fühle mich dumm, klein, unerfahren. Er würde mich auslachen. Und ich muss schlafen! Nicht denken. Schlafen! Es geht nicht.
Sie ist im Bad, er in ihrem Zimmer. Ich schleiche zur Tür, achte darauf, dass ich keinen Schatten durch den Türspalt werfe, schaue durchs Schlüsselloch. Er ist nackt, läuft zum Schreibtisch. Gebannt starre ich auf sein baumelndes Geschlecht. Wie er wohl aussieht, wenn er steif ist? Verdammt, die Dusche ist aus, nichts wie weg. Hastig ins Zimmer. Ich befriedige mich, mehrmals. Er ist wirklich süß. Ich denke an ihn, und was ich gesehen hatte, was ich seit einigen Wochenenden hören kann. Stelle mir vor, er würde es mit mir tun.
Und dann sind da diese zwei süßen Typen in meiner Klasse… wie sie wohl nackt aussehen? Und wie würde es sich mit ihnen anfühlen? Ich tauche in mich ein. Wieder und wieder. Immer schneller. Und schneller. Ich… ich blute! Mir wird schlecht, Panik steigt auf. Was ist passiert? Es tut nichts weh, aber… und ich verstehe. Freue mich sogar. Es wird nicht mehr wehtun, wenn das Erste Mal kommt. Und das hat es auch jetzt nicht. Keine Schmerzen. Mein Bett! Schnell das Laken kontrollieren, ein Taschentuch-Knäuel zwischen die Beine gedrückt. Nichts. Meine Erleichterung ist so grenzenlos.
Was, wenn ich statt meinem Finger etwas anderes benutze? Einen Stift? Ausprobieren. Steigern. Ich entwende immer wieder kleine Karotten aus der Küche. Ob es jemand merkt? Lieber aufessen und das Endstück gut sichtbar liegen lassen.
Er hat mich ins Kino eingeladen. Mein Herz rast, er ist der coolste in der Klasse! Der Film… naja, egal, er hat mich, MICH, eingeladen!
So aufregend, ich bin mit einem Typen im Kino! Seine Hand legt sich auf meine. Hört er mein Herzklopfen etwa? Oh wie peinlich! Und diese Augen… ich wünschte, er würde mich küssen.
Und ob ich dich wiedersehen will! Ein Abschiedskuss. Lange, zärtlich. Er mag meine Art zu küssen. Habe ich nichts falsch gemacht? Seine Hand an meiner Wange fühlt sich so… Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
An Schlaf ist nicht zu denken. Wieder einmal. Wie schon so viele Nächte zuvor. Ich muss mich konzentrieren, darf in der Schule nicht abrutschen! Ob er wohl schon eine Freundin hatte? Ob er schon Sex hatte? Was, wenn er merkt, dass ich unerfahren bin? Bin ich gut genug für ihn?
Ich will doch einfach nur schlafen. Nur schlafen…